Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


128. Kapitel: Auf der Sonne. Der Herr als der Letzte. Martin als Reiseführer auf der Sonne.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Der Martin dankt Mir für diesen Auftrag aus vollstem Herzen, und bewegt sich dann zur Thüre, und öffnet sie mit der größten Leichtigkeit, obschon sie in ihrer Erscheinlichkeit eine Höhe von 12 Mannslängen und eine Breite von 6 solchen Längen hat.

02] Als die Thüre nun offen steht, da geschieht aus mehreren 1000 Kehlen ein Schrei voll entzückenden Entsetzens, und Alles fährt mit den Händen vor die Augen, da das Licht in einer äußerst intensiven Fülle all' diesen Gästen entgegenkommt. Niemand getraut sich auch nur einen Schritt entweder vorwärts, noch rückwärts zu machen; denn die Meisten sind der Meinung, daß in diesem ungeheuer mächtigen Lichte ganz ungezweifelt die eigentliche Gottheit wohne in aller Urfülle Ihrer Macht, Kraft und Weisheit.

03] Selbst der Martin stutzt dießmal, denn auch ihm kommt dieser Lichtglanz nun beiweitem heftiger vor, als er ihm vorkam die beiden frühem Male; aber das genirt ihn wenig, daher ergreift er sogleich das Wort, und spricht:

04] (Martin) „Brüder und Schwestern! Fürchtet euch nicht vor dem, das uns nur über die Maßen zu beseligen vom Herrn also bestimmt; sondern kommet Alle heraus zu mir; denn dies Licht ist ein fester Boden, und man kann wandeln darauf, wie auf Erz."

05] Borem und Chorel führen nun ihre Weiber hinaus, die sehr furchtsam sind, aber am Ende durch ihre große Neugierde ihre Furcht besiegend, dennoch hinaus über die Thürschwelle ihre Füße zu setzen anfangen; den Weibern folgen die Mönche und die andern Gäste, als da sind die Eltern der Mönchinnen, und auch so manche Mönche; an diese schließen sich endlich erst die Chinesen, und folgen ihnen überaus sorgfältigen Schrittes!

06] Als nun Alle draußen sind, da folge ihnen auch Ich, mit der Chanchah und Gella, die sich vor diesem grellsten Lichte anfänglich auch sehr scheuen; aber an Meiner Seite gibt sich ihre Furcht, und sie betreten ganz behaglich diese neuen Lichtgefilde!

07] Nun befindet sich alles auf dem leuchtenden Boden der Sonne, nicht etwa blos nur geistig, sondern auch körperhaft genommen; denn alle Geister aus Meinem obersten Himmel sehen auch jeden naturmäßigen Körper, wie er beschaffen ist, aus- und inwendig; da sie bei Mir sind, so sehen sie auch durch Mich Alles, was da ist in der Geisterwelt, und was da ist in der Körperwelt, also wie Ich es sehe.

08] Im Anfange sehen sie wohl eben nicht am besten, weil ihre Augen von einem zu grellen Lichte zu sehr geblendet werden; aber nach und nach wird es sich schon geben, wie es sich auch nun schon zu zeigen beginnt; denn einige der Gäste fangen schon an am Boden verschiedene Gegenstände auszunehmen und auch verschiedene Farben zu unterscheiden.

09] Die Weiber entdecken sogar einige wunderherrlichste Blumen, und möchten sich sogar einige abpflücken; aber der Borem und der Chorel widerrathen ihnen das zu thun, weil das in der Sonne als ein schlimmes Zeichen angesehen wird, so zu einer unrechten Zeit an einem Gewächse etwas beschädiget würde; denn da muß alles in der strengsten Ordnung geschehen.

10] Nachdem diese große Gesellschaft unter der Anführung des Martin sich schon eine geraume Strecke auf dem Sonnenboden fortbeweget hat und es nun dem Martin schon selbst ein wenig zu bangen anfängt, so macht er eine kleine Rast, begiebt sich zu Mir und spricht:

11] (Martin) „O Herr, o Vater! nach meinem Gefühle haben wir uns von meinem Hause nun wohl schon nach irdischem Maße sicher über 1000 Meilen Weges entfernet, und haben außer einigen Blumenständen noch nichts zu Gesichte bekommen; wie weit, und wie lange werden wir wohl noch zu wandeln haben, bis wir irgend ein bestimmtes Ziel werden erreicht haben?

12] Ich muß es offen gestehen, auf dieser gar zu lichten Welt möchte ich aber nicht gerne gar zu lange zubringen, so man auf ihr nichts als Licht, und einige Blumenständen zu Gesichte bekommt!? Es ist nur gut, daß diese Lichtgluth nicht brennt, und unsere geistigen Augen nicht mehr gleich den fleischlichen entzündbar sind, sonst wäre es geschehen um sie! ich gehe wohl voran; aber was nützt mein Vorangehen, so ich nicht weiß wohin; daher gehe o Herr lieber Du voran, da werden wir Alle sicher am ehesten zu einem rechten Ziele gelangen!"

13] Rede Ich: „Mein Sohn Martin, gehe du nur also vorwärts auf dem Boden des Lichtes, geduldig und unverdrossen; es wird das Ziel dieser unserer Wallfahrt schon kommen! - Weißt du denn nicht, daß die Sonne millionenmal größer ist denn die Erde? So aber schon eine große Geduld und sehr viel Selbstverleugnung dazu gehört, auf der Erde große Reisen zu machen, so gehört hier auf der Sonne, deren Boden ein gar weitgedehnter ist, doch sicher noch beiweitem sehr viel mehr Geduld dazu, solche Gefilde zwecklich zu bereisen! Daher gehe du nur wieder als Führer voran; wir Alle werden dir schon gleichen Schrittes folgen!

14] Ich kann hier aber aus dem Grunde nicht voran gehen, um fürs erste aus euch Allen Niemanden in seiner Freiheit zu beirren, und fürs zweite, so Ich voranginge, und es kämen uns die Bewohner dieser Lichtwelt entgegen, da würden sie Mein Wesen mit ihrem sehr hellen Geiste nur zu bald erkennen, aber dabei auch zugleich verschmachten vor zu großer Hochachtung vor Mir! Gehe Ich aber ganz zu Letzt hinter euch her, so macht das nichts; denn bei diesen Sonnenbewohnern ist das Erste allzeit das Vorzüglichste; was aber zu hinterst sich befindet, das beachten sie wenig oder auch gar nicht! und siehe, so bin Ich zu hinterst am besten plazirt!

15] Wir befinden uns nun aber noch auf einem überaus hohen Gebirge; werden wir nun aber bald hinab in ein Thal kommen, dann wird das Licht schon milder werden, und du wirst Massen von Menschen erschauen, und vollauf zu thun bekommen, so wie Alle, die hier mit uns wandeln; daraus wirst du dann erst den wahren Zweck dieser unserer Reise erschauen! Nun aber gehe nur wieder auf deinen Posten, und verrichte deinen Führerdienst."

16] Martin dankt Mir für diesen Auftrag, und geht sogleich wieder vor die Gesellschaft, und gibt ihr ein Zeichen ihm zu folgen; und Alles erhebt sich, und folgt ihm.

01] Martin dankt Mir für diesen Auftrag aus vollstem Herzen, bewegt sich dann zur Tür und öffnet sie mit größter Leichtigkeit, obschon sie in ihrer Erscheinlichkeit eine Höhe von zwölf Manneslängen und eine Breite von sechs solchen Längen hat.

02] Als die Tür nun offen steht, geschieht aus mehreren tausend Kehlen ein Schrei voll entzückten Entsetzens. Alles fährt mit den Händen vor die Augen, da das Licht in äußerst intensiver Fülle all diesen Gästen entgegenkommt. Niemand getraut sich, auch nur einen Schritt weder vorwärts noch rückwärts zu machen. Denn die meisten sind der Meinung, daß in diesem ungeheuer mächtigen Lichte ganz ungezweifelt die eigentliche Gottheit wohne in aller Urfülle ihrer Macht, Kraft und Weisheit.

03] Selbst Martin stutzt diesmal, denn auch ihm kommt dieser Lichtglanz nun bei weitem heftiger vor als die beiden früheren Male. Aber das geniert ihn wenig, daher ergreift er sogleich das Wort und spricht:

04] »Brüder und Schwestern, fürchtet euch nicht vor dem, was uns nur über die Maßen zu beseligen vom Herrn bestimmt ist! Kommt alle heraus zu mir, denn dies Licht ist ein fester Boden und man kann wandeln darauf wie auf Erz!«

05] Borem und Chorel führen nun ihre Weiber hinaus. Diese sind sehr furchtsam, beginnen aber am Ende, durch ihre große Neugierde die Furcht besiegend, dennoch ihre Füße hinaus über die Türschwelle zu setzen. Den Weibern folgen die Mönche und die andern Gäste, als da sind die Eltern der Mönchinnen und auch so mancher Mönche. An diese schließen sich endlich die Chinesen und folgen ihnen überaus sorgfältigen Schrittes.

06] Als nun alle draußen sind, folge auch Ich ihnen mit Chanchah und Gella, die sich vor diesem grellsten Lichte anfänglich auch sehr scheuen. Aber an Meiner Seite gibt sich ihre Furcht, und sie betreten ganz behaglich diese neuen Lichtgefilde.

07] Nun befindet sich alles auf dem leuchtenden Boden der Sonne, nicht etwa bloß geistig, sondern auch körperhaft genommen. Denn alle Geister aus Meinem obersten Himmel sehen auch jeden naturmäßigen Körper aus- und inwendig, wie er beschaffen ist. Da sie bei Mir sind, so sehen sie durch Mich alles, was da ist in der Geisterwelt und in der Körperwelt genau so, wie Ich es sehe.

08] Im Anfang sehen sie wohl eben nicht am besten, weil ihre Augen von einem zu grellen Lichte zu sehr geblendet werden. Aber nach und nach wird es sich schon geben, wie es sich nun zu zeigen beginnt. Denn einige der Gäste fangen schon an, am Boden verschiedene Gegenstände und auch verschiedene Farben zu unterscheiden.

09] Die Weiber entdecken sogar einige wunderherrliche Blumen und möchten sich sogar einige pflücken. Aber Borem und Chorel widerraten ihnen, weil das in der Sonne als ein schlimmes Vorzeichen angesehen werde, so zu einer unrechten Zeit an einem Gewächse etwas beschädigt würde; denn da müsse alles in der strengsten Ordnung geschehen.

10] Nachdem diese große Gesellschaft unter der Anführung Martins sich schon eine geraume Strecke auf dem Sonnenboden fortbewegt hat und es nun selbst Martin schon ein wenig zu bangen anfängt, macht er eine kleine Rast, begibt sich zu Mir und spricht:

11] »O Herr, o Vater, nach meinem Gefühle haben wir uns von meinem Hause nach irdischem Maße nun wohl schon über 1000 Meilen Weges entfernt und haben außer einigen Blumenstauden noch nichts zu Gesicht bekommen. Wie weit und wie lange werden wir wohl noch zu wandeln haben, bis wir irgendein bestimmtes Ziel werden erreicht haben?

12] Ich muß es offen gestehen: auf dieser gar zu lichten Welt möchte ich eben nicht gerne zu lange zubringen, so man auf ihr nichts als Licht und einige Blumenstauden zu Gesicht bekommt! Es ist nur gut, daß diese Lichtglut nicht brennt und unsere geistigen Augen nicht mehr gleich den fleischlichen entzündbar sind, sonst wäre es geschehen um sie! Ich gehe wohl voran; aber was nützt mein Vorangehen, so ich nicht weiß, wohin? Daher gehe, o Herr, lieber Du voran, da werden wir alle am ehesten zum rechten Ziel gelangen!«

13] Rede Ich: »Mein Sohn Martin, gehe du nur vorwärts auf dem Boden des Lichtes, geduldig und unverdrossen; es wird das Ziel unserer Wallfahrt schon kommen! Weißt du denn nicht, daß die Sonne millionenmal größer ist denn die Erde? So aber schon große Geduld und viel Selbstverleugnung dazu gehört, auf der Erde große Reisen zu machen, so gehört hier auf der Sonne, deren Boden ein gar weitgedehnter ist, doch sicher noch bei weitem mehr Geduld dazu, solch weite Gefilde zu bereisen. Daher gehe du nur wieder als Führer voran; wir alle werden dir schon gleichen Schrittes folgen!

14] Ich kann hier aber aus dem Grunde nicht vorangehen, um fürs erste niemanden von euch allen in seiner Freiheit zu beirren. Und fürs zweite, so Ich voranginge und es kämen uns die Bewohner dieser Lichtwelt entgegen, da würden sie Mein Wesen mit ihrem sehr hellen Geiste nur zu bald erkennen, dabei aber zugleich verschmachten vor zu großer Hochachtung vor Mir! Gehe Ich aber ganz zuletzt hinter euch her, so macht das nichts. Denn bei diesen Sonnenbewohnern ist das Erste allzeit das Vorzüglichste. Was aber zuhinterst sich befindet, das beachten sie wenig oder gar nicht! Und siehe, so bin Ich zuhinterst am besten plaziert!

15] Wir befinden uns noch auf einem überaus hohen Gebirge. Werden wir nun aber bald hinab in ein Tal kommen, dann wird das Licht schon milder werden. Dort wirst du Massen von Menschen erschauen und vollauf zu tun bekommen, sowie alle die hier mit uns wandeln. Daraus wirst du dann erst den wahren Zweck unserer Reise erschauen. Nun aber gehe nur wieder auf deinen Posten und verrichte deinen Führerdienst!«

16] Martin dankt Mir für diesen Auftrag, geht sogleich wieder vor die Gesellschaft und gibt ihr ein Zeichen, ihm zu folgen. Alles erhebt sich und folgt ihm.

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