Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


135. Kapitel: Herrlichkeiten der Sonnenwelt und ihrer Bewohner. Martins Bangigkeit vor der Weisheit der Sonnenmenschen und Verhaltenswinke des Johannes. Martin und die drei Sonnentöchter.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Während sich der Chorel wieder zu seinem Freunde Borem begibt, ersieht der bis jetzt noch sehr in seine Gedanken versunkene Martin schon des großen Thales überweit gedehnte Flächen allenthalben bebauet mit den großartig herrlichsten Gärten und Palästen und Tempeln und ersieht auch, wie von einem nächsten Tempel eine große Menge Menschen von der allerherrlichsten Gestaltung sich ihnen nahet. Diese Erscheinung weckt den Martin plötzlich aus seinem Gedankentaumel, und er wendet sich sogleich an den Johannes und Petrus und spricht (Martin):

02] „Nun endlich einmal, wie ich's erschaue, wären wir so ziemlich am Orte und Stelle! O Bruder! o ihr meine lieben Brüder, da sieht es unendlich herrlich aus! Wahrlich, die ungeheuerste Pracht und alleranmuthigste Schönheit dieser Gegenden benimmt einem gerade den Athem!

03] Und, o tausend, o tausend, da kommt uns ja schon eine ganze große Prozession von Sonnenmenschen entgegen! Die Vorgänger kann ich schon recht gut ausnehmen; sie sind ja endlos schön, und wie herrlich bekleidet und geschmückt! Ach, ach! je näher sie kommen, desto herrlicher werden sie! Ach Bruder, wenn das so fort geht, da sage ich dir schon im Voraus, daß es mir ohne einem ganz besonderen Beistande des Herrn gar nicht möglich sein wird, ihre volle Nähe zu ertragen!

04] No, no, auf diesen Weisheitskampf bin ich doch ganz absonderlich neugierig, den ich mit euch verfechten solle! O, der wird sicher sehr hübsch ausfallen?! ich merke schon zum Voraus meine Kraft in meinen schon jetzt ganz abscheulich schlottern wollenden Füßen!

05] Wenn diese nur einiger Maßen gute Augen haben, da müssen sie es mir ja schon von weitem ankennen, was ihnen in mir für ein blitzdummer fleischlicher Ledel entgegenkommt! O diese werden eine ganz seltene Freude an mir und an meiner Weisheit finden! Oh, oh, oh, denen schaut eine ungeheuere Weisheit schon bei den Augen heraus; und mir dagegen eine noch größere Portion der allerrarsten Dummheit! oh, das wird einen herrlichen Zusammenstoß abgeben!

06] O Brüder! tretet doch vor mich hin, auf daß diese Herrlichsten meiner nicht gar so urplötzlich ansichtig werden, und taxiren die Größe meiner Dummheit schon zum Voraus!"

07] Spricht Johannes: „Mache dir nichts daraus, wenn es dir vomAnfange auch ein Bischen sonderbarlich ergehen wird; ein längerer Umgang mit diesen Wesen wird sie dir schon erträglicher machen; aber nur sei stets ernst, und in deinem Innersten aber dennoch mild und sanft, so wirst du mit ihnen leichter auskommen als du dir nun denkest. Ihre Weisheit ist wohl groß zu nennen, aber sie hat dennoch, wie alles Geschaffene, ihre Grenzen; daher, Bruder, nur muthig darauf los! Einmal mußt du ja doch die Herrlichkeiten ertragen lernen! und das wirst du nun, wo der Herr uns Alle so innigst gegenwärtig geleitet, ja um so leichter im Stande sein?!"

08] Spricht Martin: „Ja, ja, du hast da wohl ganz recht; aber es ist doch diese ganze Sache keine Kleinigkeit, und es handelt sich da um einen ganz verzweifelten Ernst! Noch einige Dutzend Schritte und wir sind beisammen! No, no, in des Herrn Namen, vielleicht wird das Wetter auch etwa hier in der Nähe nicht gar so gefährlich sein, als wie drohend es sich aus dieser freilich nunmehr sehr unbedeutenden Ferne ausnimmt?!

09] Was tragen denn die nun vorauseilenden überhimmlisch schönsten Jungfrauen, oder was sie sonst sein mögen, für so mächtig glänzende Hüte und Kränze uns entgegen? - Was wollen sie damit?"

10] Spricht der Johannes: „Das sind Preise für die Weisesten unter uns, mit denen sie uns schmücken werden, nachdem sie uns zuvor auf den Zahn werden gesichtet haben! Du hast zwar schon vom Herrn einen solchen Hut auf deinem Haupte; aber das macht nichts; wirst du von ihnen als preiswürdig befunden werden, so werden sie deinen Hut mit dem ihren also innigst vereinen, daß daraus völlig nur ein Hut wird, aber mit vielfach erhöhtem Glanze; werden sie dich aber nicht für preiswürdig erkennen, so werden sie dich belassen wie du bist; daher nehme dich nur fest zusammen, auf daß dir solcher Preis nicht entgehe!"

11] Spricht Martin: „O Bruder! sorge dich darum nicht; ich habe noch nie einen Preis irgendwo errungen, und werde darum auch hier um so sicherer kein Preisträger werden, was mich auch ganz wenig kümmern wird; aber (bedenke) nur meine Natur und solche Schönheiten, solche Reize! O Bruder! das wird die eigentliche wahre Hetze abgeben! Aber nun nur möglichst ernst und wortkarg; sie kommen schon ganz in unsere Nähe, ja - halt (ganz leise) sie sind schon da!"

01] Während sich Chorel wieder zu seinem Freunde Borem begibt, ersieht der bis jetzt noch sehr in Gedanken versunkene Martin schon des großen Tales überweit gedehnte Flächen allenthalben bebaut mit großartig-herrlichen Gärten und Palästen und Tempeln. Er ersieht auch, wie von einem nächsten Tempel eine große Menge Menschen von allerherrlichster Gestaltung sich ihnen naht. Diese Erscheinung weckt Martin aus seinem Gedankentaumel, und er wendet sich sogleich an Johannes und Petrus:


02] »Nun endlich, wie ich's erschaue, wären wir so ziemlich an Ort und Stelle. O ihr meine lieben Brüder, da sieht es unendlich herrlich aus! Wahrlich, die ungeheuere Pracht und anmutigste Schönheit dieser Gegenden benimmt mir gerade den Atem!

03] Und, o Tausend, da kommt uns ja schon eine große Prozession von Sonnenmenschen entgegen! Die Vorgänger kann ich schon recht gut ausnehmen; sie sind endlos schön, und wie herrlich bekleidet und geschmückt! Ach, ach, je näher sie kommen, desto herrlicher werden sie! Wenn das so fortgeht, da sage ich schon im voraus, daß es mir ohne ganz besonderen Beistand des Herrn gar nicht möglich sein wird, ihre volle Nähe zu ertragen!

04] Auf diesen Weisheitskampf bin ich absonderlich neugierig, den ich mit euch verfechten soll. Oh, der wird sicher sehr hübsch ausfallen! Ich merke schon zum voraus meine Kraft in meinen schon jetzt ganz abscheulich schlotternden Füßen!

05] Wenn diese Menschen nur einigermaßen gute Augen haben, müssen sie mir ja schon von weitem ankennen, was ihnen in mir für ein blitzdummer, fleischlicher Bursche entgegenkommt. Oh, die werden eine seltene Freude an mir und meiner Weisheit finden! Oh, oh, denen schaut eine ungeheure Weisheit schon bei den Augen heraus - und mir dagegen eine noch größere Portion der rarsten Dummheit! Das wird einen herrlichen Zusammenstoß abgeben!

06] O Brüder, tretet doch vor mich hin, daß diese Herrlichsten meiner nicht gar so plötzlich ansichtig werden und die Größe meiner Dummheit schon zum voraus taxieren!«

07] Spricht Johannes: »Mache dir nichts daraus, wenn es dir im Anfange auch ein bißchen sonderbar ergehen wird. Ein längerer Umgang mit diesen Wesen wird sie dir schon erträglicher machen. Aber sei nur stets ernst und in deinem Innersten aber dennoch mild und sanft! So wirst du mit ihnen leichter auskommen, als du dir nun denkst. Ihre Weisheit ist wohl groß zu nennen, aber sie hat dennoch wie alles Geschaffene ihre Grenzen. Daher, Bruder, nur mutig darauf los! Einmal mußt du ja doch die Herrlichkeiten ertragen lernen, und das wirst du nun, wo der Herr uns alle so innigst geleitet, ja um so leichter imstande sein!«

08] Spricht Martin: »Ja, ja, du hast da wohl ganz recht. Aber es ist doch diese Sache wahrlich keine Kleinigkeit, und es handelt sich da um einen ganz verzweifelten Ernst. Noch einige Dutzend Schritte, und wir sind beisammen. Nun, in des Herrn Namen, vielleicht wird auch hier das Wetter in der Nähe nicht gar so gefährlich sein, als wie drohend es sich aus dieser nunmehr sehr unbedeutenden Ferne ausnimmt!

09] Was tragen denn die nun vorauseilenden himmlisch schönen Jungfrauen, oder was sie sonst sein mögen, für so mächtig glänzende Hüte und Kränze uns entgegen? Was wollen sie damit?«

10] Spricht Johannes: »Das sind Preise für die Weisesten unter uns, mit denen sie uns schmücken werden, nachdem sie uns zuvor auf den Zahn werden gefühlt haben. Du hast zwar schon vom Herrn einen solchen Hut auf deinem Haupte, aber das macht nichts! Wirst du von ihnen als preiswürdig befunden werden, so werden sie deinen Hut mit dem ihren so innig vereinen, daß daraus völlig nur ein Hut wird, aber mit vielfach erhöhtem Glanze. Werden sie dich aber nicht für preiswürdig erkennen, so werden sie dich belassen wie du bist. Daher nimm dich nur fest zusammen, auf daß dir solcher Preis nicht entgehe!«

11] Spricht Martin: »O Bruder, sorge dich darum nicht! Ich habe noch nie einen Preis irgendwo errungen und werde darum auch hier um so sicherer kein Preisträger werden, - was mich auch ganz wenig kümmern wird. Aber nur meine Natur - und solche Schönheiten, solche Reize! O Bruder, das wird die eigentliche wahre Hetze abgeben! Aber nun möglichst ernst und wortkarg! Sie kommen schon ganz in unsere Nähe; ja - sie sind schon da!«

voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel