Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


181. Kapitel: Rede des Johannes an die Sonnengemeinde über die geistige Bedeutung der Verheißungen Jesu. Das prophetische Bild vom neuen Haus und der neuen Stadt als neue Verheißung durch Uhron als kopf- und herzlose Faselei.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Spricht Johannes: „Freunde! und du Bruder Uhron insbesondere, der du das Wort führest! irdisch genommen, magst du wohl Recht haben; aber da des Herrn Worte und Verheißungen doch sicher allergeistigst sind, und ihre wahre Geltung nur den Geist, und nicht dessen nothwendig vergängliches Fleisch berühret, so gehört auch ein recht geistiges Verständniß jeder göttlichen Verheißung dazu, um sagen zu können, ob der Herr in Seinen Verheißungen getreu ist, oder nicht!

02] Was der Herr verheißt, das erfüllt Er auch getreust, aber nur für den Geist, und nicht für den nothwendig sterblichen Leib! Ich werde euch nun sogestaltig in Seinem Namen eine Verheißung machen; sage mir aber dann auch, ob und wie du sie verstanden hast! Also aber laute sie: (Ein profetisches Bild.) (Den 25. August 1848)

03] Ein neues Haus wird der Herr erbauen, und wird eine neue Stadt aus den Himmeln lebendig niedersteigen lassen. Und das Haus wird sein, wie die Stadt, aus vielen Häusern.

04] Die aber bewohnen werden das neue Haus, und zugleich bewohnen die neue Stadt, und die vielen Häuser der Stadt, die werden größer sein, denn das neue Haus, und die Stadt, und die vielen Häuser der Stadt.

05] So sie beziehen werden das neue Haus des Herrn, da wird es sich beugen vor ihnen, und es wird sich beugen die Stadt, und in ihr die vielen Häuser.

06] Das Haus aber wird klein sein von Außen, aber dafür übergroß von innen, zur Aufnahme von zahllosen Bewohnern; und es wird also auch sein die Stadt, und alle die vielen Häuser in ihr!

07] Wohl denen, die dieses Haus beziehen werden, und die Stadt, und die vielen Häuser in ihr; denn das Haus und die Stadt, und in ihr die vielen Häuser werden ihnen anziehen das Kleid der Kindschaft des Herrn!

08] Da werden sie sein stets mächtig aus dem Hause, aus der Stadt, und aus den vielen Häusern der Stadt. Aber der da nicht bewohnen wird das Haus, die Stadt, und die vielen Häuser der Stadt, der wird schwach sein, und diese Schwäche wird zunehmen, und wird sie tödten!

09] Nun, Freund Uhron, da hast du die Verheißung des Herrn, die an euch höchst getreust wird erfüllet werden. Darum aber sage mir nun auch, ob und wie du diese rein göttliche und wahrste Verheißung verstanden und begriffen hast?

10] Aber das sage ich dir zum Voraus, daß du da auch sehr vergeblich auf eine äußere, also buchstäbliche Erfüllung harren wirst, gerade wie einst auf meiner Erde ein Prophet Jonas vergeblich auf den vom Herrn vorgesagten Untergang der großen Stadt Ninive geharret hat! - Also rede du nun, was dir von dieser Verheißung dünket?!"

11] Spricht nach einigem Nachdenken der Weise, sagend: „Freund! von dieser deiner für rein göttlich bestimmten Verheißung kann ich dir aus ganz rein vernünftigsten Gründen nichts anderes sagen, als: Sie ist eine ganz reine kopf- und herzlose Faselei! Daher sie vor dem Richterstuhle unserer hellsten Weisheit auch gar keine Aufnahme finden kann.

12] Ich sage dir ganz gerade heraus, wer mir, wie diesem ganzen Volke irgend eine Verheißung geben will, oder ein Gebot, der gebe es mit Worten also, wie der reine klare Wortsinn es giebt; aber eine solche Verheißung, die in allen ihren Theilen ein der Natur und Ordnung widrigster Unsinn ist, mag von diesen Gefilden stets ferne verbleiben.

13] Denn so wir schon unsere gegenwärtigen Lebensvortheile gewisserart aufzugeben genöthigt sind, um dadurch die Gotteskindschaft zu erlangen, die wir bisher noch nie so ganz eigentlich gesucht und festweg gewünscht haben, so wollen wir aber auch dafür die Verheißungen wie die Bedingungen klar ausgedrückt haben; nicht mit Worten, durch die man weiß verheißet, und dann schwarz geben kann; sondern mit solchen Worten, die das ganz natürlich klar ausdrücken, was man zu gewärtigen hat!

14] Ich meine, mein Verlangen ist doch sicher so klar als billig; daher rede du meinem Verlangen gemäß, so werden wir leicht Eins werden; aber mit einem neuen Hause vom Herrn erbauet, das da kleiner, als dessen Bewohner sein solle, und dessen Inneres größer sei als dessen Aeußeres, und dergleichen die Stadt, mit ihren vielen Häusern, komme mir nicht wieder! denn vor solchen Widersprüchen müßte bald ein jeder unserer Zuhörer den barsten Ekel bekommen!

15] Ist der Herr schon der höchste und reinste Geist, so hat Er aber ja dennoch auch die unreine Natur erschaffen; daher rede er auch mit den Geistern geistig; aber mit uns natürlichen Menschen rede er auch natürlich! Denn ich bin der Meinung, daß Er eben so gut rein natürlich verständig wird reden können, als Er ganz allein die Natur ganz rein natürlich erschaffen hat.

16] Freilich, wohl hat der Herr ein unumstößlichstes ewiges Urrecht, zu reden wie Er will; aber desgleichen glaube ich, daß auch wir ein Recht haben zu sagen: Herr! das verstehen wir nicht, es ist für uns ein Unsinn, daher rede mit uns, wie Du es weißt, daß wir es verstehen!

17] Verberge Dich nicht stets hinter Wolken, sondern trete offen in Dein Eigenthum! denn Du hast doch offenbar nicht vonnöthen, Dich vor uns, Deinen Werken, zu geniren, da wir doch nicht anders sein können, als wie Du uns haben willst, und haben wolltest.

18] Du weißt es am besten, welche Sprache Du uns gelehret hast, und welche wir daher auch verstehen; daher rede Du mit uns auch also verständlich, wie Du uns gelehret hast! Rede mit Deinen himmlischen Geistern und Kindern geistig und himmlisch, aber mit uns rede natürlich!

19] Willst Du aber schon durchaus nur geistig, und in übersinnlichen Bildern himmlisch mit uns reden, so gebe uns zuvor aber auch das nöthige Verständniß; denn sonst ist Deine Rede für uns kein Gewinn, und für Dich bei uns keine Ehre! denn was man nicht versteht, ob es von Gott oder von einem Geiste oder Menschen ist, das kann man auch nicht würdigen nach Gebühr, und was man nicht würdigen kann, wie solle man das ehren?!

20] Ich meine, daß ich nun sehr verständlich gesprochen habe; rede auch du (Johannes) also, und ich werde dich hören, und ich werde dir folgen mit allem diesem großen Volke, und mit all seinen Nachkommen!"

21] Spricht Johannes: „Freund! du verlangest Dinge, die rein unmöglich sind, und stehen selbst mit eurer reinsten Naturweisheit im größten Widerspruche! Wie kannst du rein Geistiges ganz natürlich dargestellt haben wollen?! oder so du schon durchaus Natürliches willst, ist dann das nicht so natürlich als möglich, daß ich vom Herrn aus dir Geistiges und Himmlisches verheiße durch Hilfe von natürlichen Bildern, innerhalb welchen sich Geistiges und Himmlisches eben so birgt, wie dein eigentliches geistiges Leben innerhalb deines natürlichen Leibes?!


22] Welchen Nutzen aber hätte ein rein materielles Wort für deinen Geist? Wäre so ein Wort nicht gleich einer hohlen Frucht, die wohl ein äußerliches Ansehen hat, als wäre sie etwas; aber von Innen ist sie hohl, und hat nichts, damit du deinen Magen erquicken und stärken könntest?!

23] Also gebe ich dir vom Herrn aus aber auch gleichmäßig keine hohlen Worte und Verheißungen; sondern volle, vom Innersten bis zum Auswendigsten, und es wird mit der Gabe das Verständniß nicht unterm Wege verbleiben. - Sage, was willst du denn da noch mehr haben!?"

24] Spricht der Weise: „Ja, Freund, wenn das rechte Verständniß zu solcher Sprache hinzu kommt, dann lasse ich es mir wohl gefallen; aber so sage mir denn nun auch, wie man das anzufangen hat, um hinter das rechte Verständniß zu kommen?

25] Was ists mit dem neuen Hause, was mit der vom Himmel herabsteigenden Stadt, und den vielen Häusern in ihr? was mit ihrer Lebendigkeit? Wie werden die Einwohner größer sein, denn die Häuser, oder ein Haus, oder die ganze Stadt?! wie wird sich das Haus, die Stadt, und die vielen Häuser in ihr neigen vor ihren Einwohnern? und wie wird das Haus, die Stadt und die vielen Häuser in ihr von Außen kleiner sein, denn von Innen?

26] Siehe, das sind für unsere Weisheit gar sonderbare Dinge; wir können sie unmöglich fassen, daher gebe uns auch ein Verständniß, so wollen wir dann schon Mehreres annehmen, und wäre es Anfangs aus gleichen Gründen auch noch so unverständlich für unsere Weisheit!"

01] Spricht Johannes: »Freunde, und du, Bruder Uhron, insbesondere, der du das Wort führst! Irdisch genommen magst du wohl recht haben. Aber da des Herrn Worte und Verheißungen doch sicher allergeistigst sind und ihre wahre Geltung nur den Geist und nicht das vergängliche Fleisch berührt, so gehört auch ein rechtes geistiges Verständnis jeder göttlichen Verheißung dazu, um sagen zu können, ob der Herr in Seinen Verheißungen getreu ist oder nicht!

02] Was der Herr verheißt, das erfüllt Er auch getreu, aber nur für den Geist und nicht für den notwendig sterblichen Leib! Ich werde euch nun in Seinem Namen eine Verheißung machen. Sage mir dann auch, ob und wie du sie verstanden hast! Also aber laute sie:

03] 'Ein neues Haus wird der Herr erbauen, und eine neue Stadt wird aus den Himmeln lebendig niedersteigen. Und das Haus wird sein wie die Stadt aus vielen Häusern.

04] Die aber bewohnen werden das neue Haus und zugleich bewohnen die neue Stadt und die vielen Häuser der Stadt, die werden größer sein denn das neue Haus und die Stadt und die vielen Häuser der Stadt.

05] So sie beziehen werden das neue Haus des Herrn, da wird es sich beugen vor ihnen, und es werden sich beugen die Stadt und in ihr die vielen Häuser.

06] Das Haus aber wird klein sein von außen, aber dafür übergroß von innen zur Aufnahme von zahllosen Bewohnern, und es wird also auch sein die Stadt und werden sein alle die vielen Häuser in ihr!

07] Wohl denen, die dieses Haus beziehen werden und die Stadt und die vielen Häuser in ihr! Denn das Haus und die Stadt und in ihr die vielen Häuser werden ihnen anziehen das Kleid der Kindschaft des Herrn!

08] Da werden sie sein stets mächtig aus dem Hause, aus der Stadt und aus den vielen Häusern der Stadt! Aber wer da nicht bewohnen wird das Haus, die Stadt und die vielen Häuser der Stadt, der wird schwach sein und diese Schwäche wird zunehmen und wird sie töten!'

09] Nun, Freund Uhron, da hast du die Verheißung des Herrn, die an euch höchst getreu wird erfüllt werden. Darum aber sage mir nun, ob und wie du diese rein göttliche und wahrste Verheißung begriffen hast!


10] Aber das sage ich dir zum voraus, daß du auch da sehr vergeblich auf eine äußere, also buchstäbliche Erfüllung harren wirst. Gerade wie einst auf meiner Erde ein Prophet Jonas vergeblich auf den vom Herrn vorhergesagten Untergang der großen Stadt Ninive geharrt hat. Also rede nun was dir von dieser Verheißung dünkt!«

11] Spricht nach einigem Nachdenken der Weise: »Freund, von dieser rein göttlich bestimmten Verheißung kann ich dir aus vernünftigsten Gründen nichts anderes sagen als: sie ist eine reine kopf- und herzlose Faselei. Daher kann sie vor dem Richterstuhle unserer hellsten Weisheit auch keine Aufnahme finden!


12] Ich sage dir gerade heraus: Wer mir, wie diesem ganzen Volke irgendeine Verheißung geben will oder ein Gebot, der gebe es mit Worten so, wie der reine, klare Wortsinn es gibt. Aber eine solche Verheißung, die in allen ihren Teilen ein natur- und ordnungswidrigster Unsinn ist, mag von diesen Gefilden stets ferne verbleiben!


13] Denn so wir schon unsere gegenwärtigen Lebensvorteile aufzugeben genötigt sind, um dadurch die Gotteskindschaft zu erlangen, die wir bisher noch nie eigentlich gesucht und festweg gewünscht haben, so wollen wir aber auch dafür die Verheißungen wie die Bedingungen klar ausgedrückt haben. Nicht mit Worten, durch die man Weiß verheißt und dann Schwarz geben kann, sondern mit solchen Worten, die das ganz natürlich klar ausdrücken, was man zu gewärtigen hat!

14] Ich meine, mein Verlangen ist doch sicher billig; daher rede du meinem Verlangen gemäß, so werden wir leicht eins werden! Aber mit einem neuen Hause, vom Herrn erbaut, das da kleiner als seine Bewohner sein soll, und dessen Inneres größer sei als dessen Äußeres, und desgleichen die Stadt mit ihren vielen Häusern, komme mir nicht wieder. Denn vor solchen Widersprüchen müßte bald ein jeder unserer Zuhörer den barsten Ekel bekommen!

15] Ist der Herr schon der höchste und reinste Geist, so hat Er dennoch auch die unreine Natur erschaffen. Daher rede Er mit den Geistern geistig, aber mit uns natürlichen Menschen rede Er auch natürlich. Ich bin der Meinung, daß Er ebensogut rein natürlich verständig wird reden können, als Er doch die Natur auch rein natürlich erschaffen hat.

16] Freilich wohl hat der Herr ein unumstößliches Urrecht, zu reden, wie Er will. Aber ich glaube, daß auch wir ein Recht haben zu sagen: 'Herr, das verstehen wir nicht, es ist für uns ein Unsinn; rede daher mit uns, wie Du weißt, daß wir es verstehen!

17] Verbirg Dich nicht stets hinter Wolken, sondern tritt offen in Dein Eigentum. Denn Du hast doch nicht vonnöten, Dich vor uns, Deinen Werken, zu genieren, da wir doch nicht anders sein können, als wie Du uns haben willst!

18] Du weißt am besten, welche Sprache Du uns gelehrt hast und welche wir daher verstehen. Rede mit Deinen himmlischen Geistern und Kindern geistig und himmlisch, aber mit uns rede natürlich!


19] Willst Du aber durchaus nur geistig und in übersinnlichen Bildern himmlisch mit uns reden, so gib uns zuvor auch das nötige Verständnis; denn sonst ist Deine Rede für uns kein Gewinn und für Dich keine Ehre! Was man nicht versteht - ob es von Gott oder von einem Geiste oder Menschen kommt, das kann man auch nicht würdigen nach Gebühr. Und was man nicht würdigen kann, wie sollte man das ehren?

20] Ich meine, daß ich nun sehr verständlich gesprochen habe; rede auch du so und ich werde dich hören und dir folgen mit diesem großen Volke und all seinen Nachkommen!«

21] Spricht Johannes: »Freund, du verlangst Dinge, die rein unmöglich sind und selbst mit eurer reinsten Naturweisheit im größten Widerspruche stehen! Wie kannst du Rein-Geistiges ganz natürlich dargestellt haben wollen? Oder so du schon durchaus Natürliches willst: ist das nicht so natürlich als möglich, daß ich vom Herrn aus dir Geistiges und Himmlisches verheiße durch Hilfe von natürlichen Bildern, innerhalb welcher sich Geistiges und Himmlisches ebenso birgt wie dein eigentliches geistiges Leben innerhalb deines natürlichen Leibes?

22] Welchen Nutzen aber hätte ein rein materielles Wort für deinen Geist? Wäre so ein Wort nicht gleich einer hohlen Frucht, die wohl ein äußerliches Ansehen hat, als wäre sie etwas - aber von innen ist sie hohl und hat nichts, damit du deinen Magen erquicken und stärken könntest?

23] So gebe ich dir vom Herrn aus auch keine hohlen Worte und Verheißungen, sondern volle vom Innersten bis zum Auswendigsten. Und es wird auch mit der Gabe das Verständnis nicht unterm Wege verbleiben! Sage, was willst du da noch mehr haben?«

24] Spricht der Weise: »Freund, wenn das rechte Verständnis zu solcher Sprache hinzukommt, dann lasse ich es mir wohl gefallen. Aber sage mir denn auch, wie man das anzufangen hat, um hinter das rechte Verständnis zu kommen!

25] Was ist mit dem neuen Hause, was mit der vom Himmel herabsteigenden Stadt und den vielen Häusern in ihr? Was mit ihrer Lebendigkeit? Wie werden die Einwohner größer sein denn die Häuser, oder ein Haus, oder die ganze Stadt? Wie werden sich das Haus, die Stadt und die vielen Häuser in ihr neigen vor ihren Einwohnern? Und wie werden das Haus die Stadt und die vielen Häuser in ihr von außen kleiner sein denn von innen? -

26] Siehe, das sind für unsere Weisheit gar sonderbare Dinge! Wir können sie unmöglich fassen. Gib uns daher auch ein Verständnis, so wollen wir dann mehreres annehmen, und wäre es anfangs aus gleichen Gründen auch noch so unverständlich für unsere Weisheit!«

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