Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 116


Die Lehren Jesu sollen Gemeingut werden.

01] Ich aber sage zu ihnen: »Wohl euch allen, daß ihr glaubet, daß des Menschen Sohn vom Vater im Himmel ausgegangen und gekommen ist in diese Welt, aufzurichten das Gefallene und zu erlösen das Gefangene! Aber nehmet euch alle wohl in acht, daß ihr von allem dem, was ihr nun als besondere Zeichen von Mir gesehen habt, niemandem etwas kundtuet; denn solches wäre von doppeltem Übel!

02] Die Hälfte, die solches vernähme, würde sich ärgern und das Vernommene nicht nur nicht glauben, sondern euch dazu noch als Narren erklären und euch allenthalben Übles nachreden; denn ein Blinder ist in seiner Wut gefährlicher als hundert Sehende! Die andere Hälfte dagegen würde eure Aussagen zu leichtgläubig annehmen und sich im Handeln endlich selbst solche Fesseln anlegen, daß sie darauf gar keiner freien Handlung mehr fähig wäre. Und dies hieße, den freien Geist des Menschen töten!

03] Die Lehren aber, die ihr vernommen habt, teilet euren Freunden und Bekannten mit; denn Meine Worte sind ewige Wahrheit, die allein jeden Menschen frei machen kann, der sie in sich aufnimmt, sie zu seiner Lebensrichtschnur macht und dadurch erkennt, daß sie eine ewige Wahrheit aus Gott ist, die da ist und war und allzeit sein wird das Sein und das ewige Leben jedes Menschen, der solche lebendig in sich hat.

04] Aber leider wird es viele geben, die solche Wahrheit nicht werden hören und annehmen wollen und sie verfolgen werden, als wäre sie ein Feind. Und andere wieder werden aus Furcht vor den Mächtigen der Erde sie fliehen, als wäre sie eine tödliche Pest. Aber die das tun werden, die werden das ewige Leben in sich nicht überkommen, sondern ihr Anteil wird sein der ewige Tod!

05] Wer das Leben des Leibes liebhat und es um jeden Preis zu erhalten strebt, der wird mit dem bald endenden Leben des Leibes auch das ewige Leben der Seele verlieren! Wer aber das Leibesleben flieht, der wird das ewige Leben der Seele gewinnen! - Dieses merkt euch wohl! Wer da aber noch etwas zu fragen hat, der frage! Ich werde ihm antworten.«

06] Sagt der Hauptmann: »Herr und Meister, was sollen wir Dich um weiteres fragen!? Wer Du bist, das wissen und fühlen wir! Was wir zu tun haben, wissen wir auch und sehen davon auch die Notwendigkeit ein! Wir wissen es auch und empfinden es tief in uns, daß Du das ewige Leben hast und dasselbe jedem Menschen geben kannst und geben wirst, so er nach Deinem Worte lebt und handelt! Mehr zu wissen aber wäre für uns Menschen unnötig, und um so mehr, da wir in Deinem Namen - wie mir einer Deiner Jünger auf das lebendigste versichert hat - ohnehin im lebendigen Glauben sogar die Kranken heilen können!

07] Wir sind Dir für solche unerwartete und ewig unverdiente Gnade und Erbarmung ewigen Dank schuldig, und wir geben dir die treueste Versicherung, daß Du Dir in unseren dankerfüllten Herzen ein ewiges Gedächtnismal errichtet hast, das der Hölle Macht und aller Zeiten Stürme nimmer verwischen werden! - Und so meine ich, daß wir uns nun, da es schon ziemlich spät in der Nacht geworden ist, zur Ruhe begeben sollen. Aber ich dringe nicht darauf, obschon ich für meine Person noch einmal werde nachsehen müssen, wie es mit meiner Mannschaft steht.«

08] Sage Ich: »Laß das gut sein! Denn da ist, so wie gestern, alles in der besten Ordnung! Ich aber will heute noch bis über die Mitte der Nacht wachen; denn ihr werdet euch überzeugen, daß unser Wachbleiben kein vergebliches sein wird. Es werden heute noch Reisende aus Jerusalem und darunter Pharisäer und Schriftgelehrte ankommen und uns so manches zu tun machen.«

09] Sagt Ebahl: »Oh, das ist sehr fatal; die könnten wohl füglich ausbleiben! Dergleichen Gäste sind mir stets die unangenehmsten; denn von denen verlangt einer soviel Aufmerksamkeit wie von sonst woher hundert Fremde, die ihre Pflege bezahlen, während diese alles umsonst haben wollen und am Ende noch mit nichts zufrieden sind, besonders, wenn sie vom Tempel aus beweislich von Amts wegen reisen! Ach, Herr, da hast Du mir wahrlich nichts Erfreuliches gesagt! - Ei, ei! Was soll denn da nun vorbereitlich geschehen?«

10] Sage Ich: »Sorge dich nicht! Die Speisekammer und der Keller sind voll; für Nachtlager für Hunderte ist in diesem Hause auch schon lange gesorgt, und mehr braucht es nicht. Sie sind von Jerusalem Meinetwegen abgesandt nach Nazareth; da sie Mich aber hier finden werden, so werden sie nach Nazareth nicht kommen. Ihr werdet euch morgen alle ärgern über sie; aber es soll ihnen von Mir reiner Wein eingeschenkt werden, daß sie darob vor Galle und Ärger noch morgen diesen Ort verlassen werden!«

11] Sagt Ebahl: »Dann aber haben wir den Teufel am Halse! Denn diese werden uns dann im Tempel ein Zeugnis geben, daß es ein Jammer und eine Schande sein wird!«

12] Sage Ich: »Dafür wird gesorgt sein, daß sie daheim nicht viel reden werden!« - Auf diese Meine Erklärung tritt eine Pause ein, in der alles, was sich in dem Gemache befand, sich ganz still und ruhig verhielt und allein im Herzen beschäftigt war.


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