Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 126


Jesu Warnung vor Boshaftigkeit und List der Templer.

01] Als diese Prüfer und Untersucher schon über Berg und Tal waren, da sagte der Hauptmann: »Herr, diese werden hoffentlich schweigen; denn diese drei Schwüre dürften halten! Übrigens ist es volle Wahrheit, daß ich's binnen längstens acht Tagen erfahre, was einer von ihnen noch so geheim irgendwo möchte geredet haben; dazu ist ihr Glaube noch stärker denn meine weit ausgebreiteten Kundschafter, und ihre große Furcht ist ihr Zuchtmeister. Da stehe ich dafür, daß von ihnen keiner auch nur eine Silbe von alledem zu jemandem reden wird, was er hier erlebt hat!«

02] Sage Ich: »Ja, sie werden schweigen, aber desto größer wird ihr geheimer Zorn sein; denn das, was ihnen hier in hinreichendstem Maße begegnet ist, wird keiner von ihnen je vergessen. Sehet aber euch alle wohl vor; denn ihre geheime Bosheit ist groß und hat keine Grenzen! In ihren Herzen hausen Teufel, und diesen ist kein Mittel zu schlecht, sich an dem zu rächen, der sie beleidigt hat! Darum sehet euch vor! Diese werden nun brüten und brüten! Das Zeugnis aber, das sie unterfertigen mußten, ist noch das beste Bindemittel! Daher werden sie wohl stille sein; aber sie werden euch mehr böswillige Kundschafter auf den Hals senden als ihr ihnen und werden gegen euch falsche Zeugen dingen. Darum sehet euch vor, Ich habe es euch deshalb zuvor gesagt!«

03] Sagt der Hauptmann: »Herr, ich danke Dir aus dem vollsten Herzen für diese Warnung! Da ich aber nun das weiß, so soll es jedem Fremden in der Folge ganz absonderlich zu Mute werden, besonders aber einem Jerusalemer, der in dieses Gebiet kommen wird! Wahrlich, dem sollen glühende Kohlen über dem Kopfe angeblasen werden! Nur einen einmal ergreifen, und es soll einem zweiten für immer die Lust vergehen, einen Kundschafter der Teufel zu machen!«

04] Sage Ich: »Ja, ja, darum seid auf eurer Hut; denn diese Art ist dem Äußern nach geschmeidig wie eine Taube, dem Innern nach aber ist sie giftiger denn eine ägyptische Ringelschlange! Sie werden kommen in allerlei Gestalt und werden reden diese und jene Sprache, bald als persische Kaufleute, bald als Griechen und bald als Ägypter, auch als Römer, und werden schwer zu unterscheiden sein von wahren Angehörigen der genannten Nationen. Aber so ihr sie streng untersuchen werdet, da werdet ihr schon finden, wes Geistes Kinder sie sind!«

05] Sagt der Hauptmann: »Oh, noch viel mehr Dank Dir, o Herr! Nun weiß ich's ganz genau, was ich in der Zukunft werde zu tun haben; und sollte sich wo ein trüber Fall zeigen, da wirst Du mir's ja wohl gestatten, daß ich Deinen mir über alles heiligen und mächtigen Namen werde anrufen dürfen und sagen: >0 du großer allmächtiger Geist meines Herrn und Meisters Jesu! Erleuchte mein Herz, auf daß es licht werde in ihm!<, und Du wirst solch mein Rufen sicher auch bis ans Ende der Welt vernehmen!«

06] Sage Ich: »O Freund und Bruder, bleibe du also in Mir, und Mein Geist wird in dir sein, dir zur Hilfe zu jeder Zeit bei Tag und bei Nacht!«

07] Sagt die neben Mir stehende Jarah: »Aber Herr, Du redest ja, als wenn Du uns schon bald verlassen möchtest!? O ich bitte Dich, bleibe doch noch einige Tage bei uns; denn Du bist ja mein Leben! Wie könnte ich ohne Dich leben? Du mußt hier bleiben, ich lasse Dich nicht von hier! Ohne Dich müßte ich ja sterben!«

08] Sage Ich ganz freundlich: »O du Meine allergeliebteste Jarah, dich werde Ich ewig nicht verlassen! Und werde Ich Mich der Person nach nach etwelchen Tagen von hier Meines Amtes wegen entfernen auf einige Zeit, so werde Ich aber dennoch im Geiste gleichfort bei dir sein, und du wirst mit Mir reden, und Ich werde dir eine wohl vernehmbare Antwort gehen auf jede deiner Fragen; dessen kannst du vollends versichert sein! - Verstehst du das?«

09] Sagt die kleine Jarah: »Ja, Du mein allerliebster Herr Jesus, das verstehe ich recht gut und weiß, daß Dir nichts unmöglich ist; aber lieb ist es mir dennoch, so Du auch Deiner Person nach noch längere Zeit bei uns verweilest. Denn siehe, nun, da Du bei uns bist, sieht alles so verklärt und himmlisch aus; ich kann mir nun schon den Himmel nicht schöner und herrlicher vorstellen. Daher mußt Du mir zulieb wohl noch auch persönlich einige Tage hier verweilen!«

10] Sage Ich: »Nun ja, es ist ja unmöglich, solch einer Liebe etwas ungewährt zu lassen, besonders wenn sie sich den allerbesten Teil erwählt hat! Sei du nur frohen Mutes; deine Liebe wird nimmer allein dastehen!«

11] Das macht die Jarah ganz heiter, daß sie darob zu Ebahl springt und sagt: »Sieh, Vater Ebahl, der Herr bleibt noch bei uns, und das immer!«

12] Sagt Ebahl: »Mein liebes Kind, das ist eine große Gnade für uns, der wir alle zusammen nicht wert sind; denn Er ist ein Herr Himmels und dieser Erde! Was Er tut und tun will, das liegt in Seinem ewigen, unergründlichen Ratschlusse verborgen, demnach jedes Haar auf unserem Haupte also gezählt ist wie der Sand des Meeres, und wir Menschen können darin nichts ändern. Aber dieser Meinung bin ich auch, daß es bei Ihm, vor dem tausend Jahre wie ein Tag sind, eben auf einen Tag nicht ankommen wird, kürzer oder länger bei uns zu verweilen. Daher halte du Ihn nur fest und laß Ihn nicht aus; denn dich hat Er unter uns am liebsten!«

13] Sagt die Jarah: »Oh, ich werde Ihn schon recht festhalten und gar nimmer auslassen!«


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