Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 198


Schabbis Warnrede.

01] Cyrenius sieht nun wohl ein, wie man mit den Persern daran ist; aber er begreift es nicht, wie solch eine recht satanische Anschwärzung der Römer unter die persischen Juden hatte gelangen können, und wer dort solch einen scheußlichen Samen ausgestreut habe.

02] Sage Ich: ”Bin Ich denn dem Tempel als wirkend nicht schon bei neun Monden lang bekannt?! Dort gehe hin und erkundige dich! Von dort aus kommen alle die schlechten und falschen Berichte über Mich, über Mein Werken und auch über euch Römer, da sie wissen, dass ihr nicht wider Mich seid! Johannes der Täufer lebte noch, wenn sich der Tempel nicht hinter die Mutter der schönen Herodias hätte zu stecken gewußt!

03] Alles geht vom Tempel aus, und weithin über den Erdboden reichen dessen Arme; aber sie werden ihm bald sehr verkürzt werden! Siehe, so stehen nun die Dinge, und du wirst nun hoffentlich einsehen, wie es mit diesen Menschen nun zwar etwas schwer zu handeln ist, aber dennoch nicht vergeblich! Und sie müssen ins rechte Licht gebracht werden, ansonst es im Ernste schlecht wäre für Mich, Meine Lehre und für euch!

04] Du wirst nun auch den eigentlichen Grund einzusehen anfangen, warum Ich so ganz eigentlich diese Perser vom Untergange auf dem Meere errettet habe. Wegen der Erhaltung ihres Leibeslebens allein hätte ich keinen Engel zu ihrer Rettung entsandt; aber da dieser Menschen rechte Aufklärung über Mich und über Meine Sache von größter Wichtigkeit ist, weil sie einen großen Einfluß auf ihr großes Land und auf ihr zahlreiches Volk ausüben, so mußte Ich ihr Leben retten, weil wir ohne sie kein wirksames Mittel hätten, die Perser von ihrem einmal aufgefaßten Wahne zu befreien.“

05] Sagt Cyrenius: ”Dir, o Herr, alles Lob allein; nun ist schon alles wieder gut, und ich bin nun über alles völlig im klaren! Verhandle Du mit ihnen nun nur gleichfort; denn ich sehe es nun schon ein, dass da ein sicherer Erfolg der besten Art zu erwarten ist und auch sein muß!“

06] Während Ich aber abseits den Cyrenius zurechtbrachte, dachten die Perser ganz anders, und unser Schabbi sagte zu seinen Gefährten: ”Seht, wie die beiden Hohen sich dort ganz geheim besprechen, auf welche neue, pfiffigste Art sie uns etwa doch fangen könnten! Denn bis jetzt haben sie aus, uns nichts herausgebracht; aber nun heißt es sich zehnfach ärger noch zusammennehmen! Bis jetzt versuchten sie uns nur durchs Kleingeschoß, nun werden sie höchstwahrscheinlich mit den mauerbrechenden Widdern (Rammböcke = Kriegsmaschinen der Antike) anfangen; und halten wir uns nicht ungeheuer fest, so werden wir wie ein leichtes Schilfrohr zusammengestoßen werden! Darum sei ja ein jeder von, uns auf der möglichsten Hut! Denn diese sollen unsern innersten Glauben durchaus nie aus uns wie einen Eimer Wassers aus irgendeiner Zisterne hervorholen! Es hatte der Examinator mir vorher dadurch eine Angst einjagen wollen, dass er behauptete, unsere innersten Gedanken alle genauest zu kennen, und das ebensogut, als er vordem unsere Not auf dem Wasser gesehen und erkannt hätte. Ich aber dachte mir heimlich: 'Oho, du schlauer Fuchs! Bei diesem Loche möchtest du also hinaus?! Oh, nichts da, mein schnöder Freund!' Er sah es aber bald ein, dass er mich mit diesem Griffe durchaus nicht fangen könne, daher ging er darauf sogleich zum Oberstatthalter und hat sich nun sicher mit selbem besprochen, welche Falle uns nun zu legen wäre, um uns sicher zu fangen; aber wir werden positiv und negativ mit keiner Falle irgend zu fangen sein! Auf der Lauer aber müssen wir stehen wie Kraniche in ihren Sümpfen, - sonst sind wir verloren!“

07] Sagt einer aus ihnen: ”Wie weiß er denn deinen Namen? Von uns hat er ihn nicht erfahren können!“

08] Sagt Schabbi: ”Das ist zwar ein wenig sonderbar scheinend, aber es muß uns gar nicht beirren; denn die Wege und Mittel, die solche mit allen Salben gewaschenen Menschen besitzen, um irgend ganz geheime Dinge von andern Menschen zu wissen und zu erfahren, sind unzählbar. Man muß sich darum bei derlei Erscheinungen nicht gar zu leichten Kaufes über den Daumen drehen lassen.

09] Allwissend ist nur Gott allein - und ein Mensch nur dann, wenn er vom Geiste Gottes berufen wird, den andern Menschen Dinge zu offenbaren, die eines natürlichen Menschen Sinn nie hätte erforschen können. Allein ein solcher von Gott aus begeisterter Mensch kommt nur selten in diese arge, selbstsüchtige Welt - und unter die finstersten Heiden, die voll Herrsch- und Selbstsucht sind, schon gar nie.

10] Aber diese Menschen, die mit aller Welt und deren Weisen in allerlei Verbindungen stehen, sind ganz durch und durch gehtzte schlaue Füchse und verstehen sich gar vortrefflich darauf, den Menschen ihre Geheimnisse herauszulocken! Güte, Strenge, Großmut, Geduld, sogar Einweihung in ihre Geheimnisse, um beim Examinierten ein volles Zutrauen zu erwecken und ihn weichzüngig zu machen, und dergleichen Kniffe noch eine Menge werden im Notfalle in die Anwendung gebracht, um hinter die oft sogar verborgensten Geheimnisse der Menschen zu gelangen. Sind diese jeden erbarmenden Gefühls baren Heiden aber einmal im erwiesenen Besitze von ihren herrschsüchtigen Plänen nur scheinbar zuwiderlaufenden Geheimnissen, dann wehe dem, der sich an diese Unmenschen verraten hat! Sie sind schlau und böse und können nur wieder durch eine enorme Gegenschlauheit im Zaume gehalten werden! Sie können sich zwar hinter große Geheimnisse durch allerlei verborgene Wege hineinschmuggeln, - aber in die Geheimnisse der Herzen nie, wenn der Examinierte sie beharrlich zu verdecken versteht!

11] Freunde, wir stehen nun hier vor den unerbittlichsten Richtern! Das fragliche und bei den Heiden verhaßteste Thema ist der Messias, der nun schon im Ernste aufgetreten ist, wie wir davon von allen Seiten die untrüglichsten Versicherungen erhalten haben. In Galiläa soll Er Sich irgendwo verborgen aufhalten, bis Seine rechte, wohlberechnete Zeit kommen werde. Die Heiden machen darum Jagd auf Ihn, und todbringend ist schon der Glaube an die Möglichkeit des Erscheinens des großen Retters der Juden aus den harten und schaffen Tigerklauen der Heiden! Ihr wisst nun, welch ein Boden uns hier trägt, und werdet darum auch wissen, was da zu tun sei!“



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