Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 4

Jesu Anordnungen bei der Erweckung der Ertrunkenen.

01] Hier trete Ich zum Murel und sage: ”Gut hast du es gemacht, Mein Sohn! Du bist wahrlich tiefst in die Wahrheit gedrungen und hast die, so da ein wenig schief sahen, ganz der vollsten Wahrheit gemäß belehrt. Du wirst Mir darum schon auch ein tüchtiges Rüstzeug werden wider Juden und Heiden; dein Lohn im Himmel wird darum kein kleiner sein!

02] Aber nun lasst uns zur Tat schreiten, die Ich für euch bestimmt habe, auf dass es jeder mit seinen Händen greifen kann, daß Ich allein es wahrhaft bin, der da kommen sollte nach der Weissagung aller Propheten bis auf Simeon, Anna, Zacharias und Johannes, den Herodes enthaupten ließ! Siehe, diese neun sollen allesamt vollkommen lebendig werden und nach Hause zu den Ihrigen gehen! Wenn sie aber vollkommen gestärkt erwachen werden, dann haltet sie nicht auf, sondern lasst sie gleich fortziehen; erst wenn Ich diese Gegend werde verlassen haben, möge jemand aus euch ihnen kundtun, was hier mit ihnen vorgegangen ist!“

03] Als Ich solches ausgeredet hatte, sagte Ich zum Markus: ”Nun gib ihnen noch einmal Wein in den Mund!“

04] Markus tat solches; aber Cyrenius und Kornelius fragten Mich, warum den Ertrunkenen vor der Belebung Wein eingegossen werden müsse.

05] Sagte Ich: ”Es ist dies zur Belebung dieser neun durchaus nicht nötig; aber da sie gleich nach der Belebung von hier ziehen werden, bedürfen sie auch einer leiblichen Stärkung, und diese wird eben dadurch bewerkstelligt, dass man nun noch vor der Belebung ihnen Wein in den Mund gibt. Er wird von den Gaumen- und Zungennerven aufgesogen und auf diese Weise auch den andern Lebensnerven mitgeteilt. Werden diese neun nachher lebendig, so hat ihre in den Leib zurückgekehrte Seele schon ein gestärktes Werkzeug, das sie sogleich für allerlei Tätigkeit verwenden kann. Würde aber diese Vorstärkung unterbleiben, so müßten die Neubelebteneinige Zeit hier verweilen, um sich für eine Tätigkeit ihrer Glieder zu stärken. Zugleich verschafft diese Vorstärkung den Betreffenden einen guten Geschmack im Munde, was auch nötig ist, weil ihnen der Trübwassergeruch nach der Erweckung Übelkeiten verursachen würde, von denen sie lange nicht völlig frei gemacht werden könnten. - Nun wisst ihr denn auch dieses; habt ihr nun noch irgendein Anliegen in dieser Beziehung?“

06] Sagt Kornelius: ”Nein, das eben nicht, Herr und Meister; aber nur der Gedanke ist mir aufgestoßen, wie Du als der Allmächtige, dessen Wille allein alles vermag, Dich hie und da zur Erreichung irgendeines Zweckes dennoch ganz natürlicher Mittel bedienen magst!“

07] Sage Ich: ”Und warum sollte Ich das nicht?! Ist das natürliche Mittel denn nicht auch ein Werk Meines Willens, - namentlich aber der Wein aus dem Keller des Markus, dessen leere Schläuche und andere Gefäße Ich allein ganz wundersam mit dem Weine gefüllt habe?! So Ich Mich sonach eines natürlichen Mittels bediene, da ist das nicht minder ein Wunder, als hätte Ich Mich keines natürlichen Mittels, sondern bloß nur Meines Willens bedient! - Versteht ihr nun dieses?“

08] Sagen Kornelius und Cyrenius: ”Ja, jetzt ist uns auch schon das wieder klar; wir freuen uns nun schon auf die Belebung der neun Ertrunkenen! Wird diese ehest erfolgen?“

09] Sage Ich: ”Nur eine kleine Geduld noch, bis sie ein drittes Mal noch Wein in den Mund bekommen, alswann sie dann für die Neubelebung eine hinreichende Vorstärkung in sich haben werden!“

10] Damit sind alle Neugierigen zufriedengestellt, und Markus gibt den neunen auf Mein Geheiß zum dritten Male Wein in den Mund.

11] Darauf sage Ich dann zu den vielen Umstehenden: ”Nun ist dies Werk auch vollbracht! Entfernen wir uns aber nun von diesem Orte und setzen uns zu den Tischen, auf denen schon ein wohlbereitetes Frühmahl unser harret! Denn blieben wir hier, so würden wir die Neuerwachten nur beirren, und sie würden in der Meinung sein, dass da mit ihnen etwas Außerordentliches müsse vorgefallen sein; sehen sie aber niemanden in ihrer Nähe, so wird es ihnen vorkommen, dass sie vom gestrigen Sturme ganz betäubt und ermattet auf diesem Hügel eingeschlafen und nun am Morgen dieses nächsten auf den gestrigen Sabbat folgenden Tages wieder vom tiefen Schlafe erwacht sind! Darauf werden sie, sich um uns ganz und gar nicht kümmernd, von ihren Lagern ganz ruhig sich erheben und nach Hause ziehen, allwo sie von den Ihrigen natürlich mit der größten Freude von der Welt aufgenommen und erquickt werden.“


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