Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 25


Zinkas Fragen über Raphael und sein Forschen nach Jesus.

01] Es hatte aber natürlich auch der Zinka von dieser Belehrung nicht nur manches, sondern alles vernommen, und er fragte den Ebahl, zu dem er wohl noch das meiste Vertrauen hatte, sagend: ”Freund, jener sonderbare Junge, der uns ehedem einen Ton aus den Himmeln vernehmen ließ und nun deiner Tochter eine Belehrung so sonderbar mystischer Art gab, dass mir - offen gesagt - etwas Ähnliches noch nie vorgekommen ist, scheint denn doch nicht so ganz, gleich uns, dieser Erde anzugehören; sage mir's, ob etwa nicht hinter ihm eben derjenige steckt, für dessen Schuhriemenauflösung sich mein Johannes viel zu gering hielt! Nur zu jung kommt er mir vor; denn er soll bereits in die dreißig Jahre sein!“

02] Sagt Ebahl: ”Liebster Freund, das zwar ist der Jüngling nicht, - aber wohl ein Hauptjünger von ihm! Denn ich muß es dir nun ganz offen bekennen, dass jener Prophet aus Nazareth eine derartige Macht und Weisheit besitzt, dass da sogar, wie man sagt, Engel aus den Himmeln auf die Erde herabkommen, um seine Lehre zu vernehmen und seine Taten zu bewundern und in ihm zu preisen die Allmacht Gottes!

03] Als Beweis dieser meiner Aussage dient eben jener Junge, von dem du nicht weißt, was du aus ihm machen sollst! Als ein irdischer Mensch ist er denn doch ein wenig zu himmlisch, und als ein Engel vielleicht denn doch noch ein wenig zu irdisch aussehend! Er wohnt schon seit nahe einem Monde bei mir und ist der Erzieher meiner Tochter; dass er auf der Erde weder Vater noch Mutter hat und eine Macht in allen Dingen besitzt, die da rein ins fabelhafteste geht, das kannst du mir allerfestest glauben! Eine weitere Genealogie (Geschlechterfolge) kann ich dir von ihm nicht geben. Übrigens kannst du dich mit ihm selbst näher besprechen, er wird dir auf keine Frage eine Antwort schuldig bleiben! Hochmut ist keiner in seinem ganzen Wesen!“

04] Sagt Zinka: ”Ich weiß nun genug, und weiß, für was ich in dieser außerordentlichen Zeit den Jungen zu halten habe! Aber nun möchte ich denn doch erfahren, ob denn jener große Prophet aus Nazareth sich etwa nicht auch hier unter uns befindet!? Denn ohne ihn begreife ich ewig nicht, was da sozusagen ein Engel zu tun hätte! Wenn er da ist, so sage es mir, auf dass auch ich ihm meine tiefste Ehre bezeige! Denn nach deinen Reden muß er durchaus rein göttlichen Wesens sein! Zeige mir darum nur mit einem leisesten Wink, ob er da ist, und welcher es ist!“

05] Hierauf sagt Ebahl: ”Liebster Freund, habe nur eine kleine Geduld; du wirst ihn schon noch kennen lernen! So viel aber kann ich dir zu deiner größeren Beruhigung sagen - dieweil du kein Scherge oder Häscher mehr bist -, dass er sich unter uns befindet und wirklich hier ist, ansonst alle die Großen Roms sicher nicht hier wären!“

06] Sagt Zinka: ”Auch genug; ich brauche nicht mehr! Jetzt werde ich ihn schon herausfinden!“

07] Mit dem ward nun unser Zinka beruhigt, gab aber nun schon auf alles Obacht und wendete seine Augen und Ohren nicht ab vom Cyrenius, Kornelius und vom Engel, da er meinte, dass Mich diese am ehesten verraten dürften, wobei er sich aber freilich ein wenig täuschte; denn denen habe Ich es sogleich in ihr Herz gelegt, was sie zu reden und wohin sie des Zinka Aufmerksamkeit zu lenken haben. Auch ward nun die Sitzung aufgehoben und die Tische wieder abgeräumt, und wir gingen uns Ufer und besprachen uns daselbst über ganz gleichgültige Dinge. Freilich wohl ließ uns Zinka samt seinen Gefährten nicht leichtlich aus den Augen.



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