Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 194


Oubratouvishar zeigt den Seinen den persönlichen Gott in Jesus.

01] (Oubratouvishar:) ”Erst daheim in unserem heißen Lande bekam ich die Gesichte! Ich erzählte sie euch so treu, wie sie mir durch die offenbare Gnade des allerhöchsten Geistes zuteil wurden, und ihr alle hattet dabei eine allergrößte Freude, dass ihr darob herumspranget wie junge Lämmer auf der Weide. So heiter und fröhlich aber ihr dabei auch wart, so beneidetet ihr mich aber dennoch ganz edel in euren Herzen darum, indem auch in euch der Wunsch stets reger ward, auch solche Gesichte zu bekommen. Als ich mit den etlichen zwanzig Gefährten nach sieben Male an mich ergangenen geheimen inneren Weisungen mich auf die Reise hierher begab, so konntet ihr es kaum einen halben Tag ohne mich daheim aushalten. Ihr zogt mir nach und habt mich hier wunderbar eingeholt.

02] Nun sind wir an dem heiligsten Orte meiner gesichtlichen Weisung, und da ist unendlichmal mehr denn Memphis, Karnag zu Korag und der größte Tempel der Welt Ja bu sim bil, unendlichmal mehr als das geheimnisvollste I-sis-Bild! Denn dahin seht an den großen Tisch! In der Mitte desselben, mit rosenrotem Leibrocke und darüber mit einem blauen Faltenmantel bekleidet, sitzet, über dessen Schultern ein reiches, goldblondes Haar wallet, nicht bloß allerhöchst gottgeistig, sondern auch körperlich das allerhöchste Gottwesen, - das allerlebendigste Bild der enthüllten I-sis!

03] Als uns der Oberste die Liebe zu dem unendlichen Gottwesen ans Herz legte, da empfanden wir, dass das kleine Menschenherz solcher Liebe ganz unfähig sei, und dachten und sprachen es auch aus, dass wir wohl irgendeine Persönlichkeit, die da trüge die Fülle des Gottesgeistes, gar wohl über alles lieben könnten, dass aber eine zu unendliche Göttlichkeit, die vom Geiste Gottes erfüllte Unendlichkeit, als etwas Unerfaßbares auch nicht geliebt werden könne, außer die Liebe zu solch einem unendlichsten Gottwesen bestehe in der wunderlichen Erdrücktheit des zu kleinen, nichtigen Menschen durch die zu endloseste urgöttliche Allheit.

04] Wie sehr erquickte uns die Aussage des Obersten, dahin lautend, dass Moisez am Ende dennoch der urewigen Gottheit Rücken geschaut habe, wenn auch durch das unbeschreibbar höchste Licht sein Gesicht auf sieben Jahre lang also leuchtete, dass es kein Mensch ohne zu erblinden habe ansehen können, und der Weise darum die lange Zeit hindurch sein Gesicht mit einer dreifachen Decke verhüllt umhertragen mußte. Oh, diese Erzählung des Obersten hat uns sehr erquickt, weil wir dadurch die Möglichkeit eines persönlich wesenhaften Gottes uns haben vorzustellen angefangen! Von da an erst begannen wir den allerhöchsten Gott zu lieben, und infolge solcher unserer Liebe habe ich dann auch unfehlbar sicher meine sieben Gesichte als eine Einladung hierher bekommen, ohne welche wir wohl nie hierhergekommen wären.

05] Wir haben nun den allerhöchsten Gott persönlich vor uns, und Er gebietet uns nichts anderes zu unserer Vollendung, als Ihn zu lieben über alles, uns gegenseitig aber also, wie ein jeder aus uns sich selbst notwendig liebt!

06] Was sagt ihr alle, meine lieben Brüder und Schwestern, nun zu alledem? Was fühlt ihr jetzt, und welche Gedanken beschäftigen denn nun ehre Herzen? O redet nun und betet an den allerheiligsten, ewigen Urgeist, den Gott, den bis jetzt nahe kein Sterblicher zu denken vermochte! Redet, redet! Was denkt und fühlt ihr nun? Wie ist euch zumute?“



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 4  |   Werke Lorbers