Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 66


Jesu Rat und Rede an die Essäer.

01] (Ruban:) ”Aber was sollen wir mit unserem Lug- und Truginstitut machen?“

02] Sage Ich: ”Es erfüllen mit Liebe und Wahrheit und glauben an Meinen Namen und befolgen Meine Lehre! Denn werdet ihr vollernstlich das tun, so werdet ihr nicht mehr mit Trug und Lüge, sondern mit aller Wahrheit und echten Liebe der Welt zu nützen imstande sein; aber alle die Werkzeuge der Trugmagie müssen von euch verworfen werden. Ist aber eines und das andere darunter, das, in sich besserer Art - als Elektrophoren (Elektrizitätserzeuger) und andere derartige Maschinen -, sich als naturnützlich erweist, so treibt damit keinen verkehrten, sondern einen wahren und der Natur der Sache angemessenen Gebrauch und belehrt das Volk, was es ist, und wie die Maschine irgend wirkt der Natur nach, wie sie gebaut ist, so werdet ihr damit wahrhaft viel Gutes zu bewirken imstande sein!

03] Nie aber achtet auf das Urteil der Welt; denn die Welt ist und bleibt arg und böse, und Lüge, Trug und Hochmut sind ihre Hauptelemente!

04] Ich sage es euch, daß ihr in Meinem Namen werdet Berge versetzen können und noch Größeres tun, als Ich Selbst nun tue; aber nie soll der Gedanke in euch aufsteigen, als hättet ihr etwas getan aus eurer Kraft und Macht; denn deren gibt es nicht auf dieser Welt! Nur durch die Kraft des Geistes Gottes werden euch alle Dinge, die den Menschen zum Nutzen gereichen können, möglich sein!

05] Alle Kraft wird einem wahrhaft gottergebenen Gemüte eigen sein, und das so lange, als sich jemand dabei nicht übernehmen wird. Wird aber jemand dafür eine Ehre und einen Lohn nehmen aus Eigennutz, so wird er aber auch im selben Augenblicke die gottesgeistige Eigenschaft in sich völlig verlieren!

06] Vor nichts aber flieht mehr als vor dem Reichtume der Welt und seinen Verehrern; denn schlechter ist kein Mensch auf der ganzen Erde als einer, der nach irdischen Schätzen giert und geizt; denn der verflucht in der Tat die Liebe und alle Wahrheit des Herzens, die da kommt aus Gott.

07] Wenn solche zu euch kommen, so weist ihnen die Türe und zeigt es ihnen, daß Gottes Wort und dessen Kraft nimmer den ungebärdigen Erdschweinen solle zum eitlen Fraße vorgeworfen werden! Ihr sollt ihnen zwar darum nicht fluchen und sie auch nicht verwünschen, denn aller Zorn und alle Rache ist des Geistes Gottes! - aber sie werden dadurch zur Genüge gestraft werden, so sie von eurer Türe und Freundschaft ernstlich hintangewiesen werden!

08] Wenn solche zu euch kommen werden in einem sie heimgesucht habenden Unglücke, so erhört sie nicht; denn eine Hilfe wird nicht besser machen ihr Herz, - im Gegenteil: sie werden hernach noch vorsichtiger und klüger handeln für ihre Goldsäcke; euch aber werden sie verlachen und verspotten und eure Hilfe für eine leere Windbeutelei erklären und werden euch ausschreien als faule Maulmacher und Betrüger! Das aber sei ferne; denn Gottes Kraft aus euch soll nur denen allein zugute kommen in Worten wie in Handlungen, die sich in aller Demut ihrer Herzen derer würdig gemacht haben!

09] Auf daß ihr aber wisst, was alles ihr künftighin in Meinem Namen zu kennen und zu tun haben sollet, so geht hin zu jenem Jünglinge; der wird euch ein Buch geben, darin ihr alles Nötige finden werdet! - Nun aber soll noch Roklus zu Mir kommen; denn Ich habe mit ihm noch so manches zu besprechen! Gehe hin und hinterbringe ihm solchen Meinen Willen!“

10] Roklus machte zwar ein sehr saures Gesicht, als ihm Ruban den von Mir ausgesprochenen Wunsch hinterbrachte. Aber er ging dennoch, kam zu Mir und verbeugte sich tiefst vor Mir.

11] Ich aber sah ihn feundlichst an und sagte zu ihm in einem fragenden Tone: ”Nun, du Mein scharfverständiger Freund, wie denkst du nun von Mir? Was findet an Mir dein scharfer Verstand, und was fühlt daneben dein Herz? Hast du doch früher dem Jungen gestanden, als du Mich noch suchtest, daß Ich ein rechter Gott sei, daß du Mich auch ohne alle persönliche Bekanntschaft liebest und den Lebensdrang in dir stets lebendiger wahrnehmest, vor Mir deine Knie zu beugen und Mich sogar im Ernste als einen wahren Gott anzubeten!

12] Nun kennst du Mich persönlich und wirst auch keinen Zweifel haben, daß Ich der berühmte Nazaräer - wie du dich ausgesprochen hast - der vollsten Wahrheit nach bin. Aber noch hast du deine Knie vor Mir nicht gebeugt - was Ich von dir auch nie verlangt haben würde -, und dein Herz scheint noch sehr wenig Liebe zu Mir zu empfinden. Warum hast du, großer Freund der Wahrheit, denn also geredet zu dem Jungen, das da nicht wahr ist?“



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