Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 192


Das wunderbare Nachtmahl.

01] (Der Herr:) ”Wir werden heute gegen Mitternacht einen förmlichen Krieg zu bestehen haben! Denn eine zweite Aussendung von Jerusalem, weil die unter Zinka nichts mehr von sich hören ließ, ist gestern von Jerusalem abgesandt worden, - von wem, könnt ihr euch leicht denken! Sie ist zu Schiffe und ist durch einige Fischer, die euch kannten, benachrichtigt worden, daß wir heute gen Mittag in diese Bucht eingefahren sind. Sie werden sich in der Nacht zwar schwer in dieser Bucht zurechtfinden, aber am Ende durch ein paar kundige und gut bezahlte Fischer dennoch hierher gelangen. Es sind auch zwei Erzpharisäer darunter und ein Hauptschildführer des Herodes. Sagt aber unterdessen diesen Fischern nichts davon, weil wir ihnen dadurch eine ganz unnötige Angst bereiten würden, weil sie uns noch nicht vollends kennen und uns so ganz geheim noch immer für Magier der außerordentlichsten Art halten!

02] Aber diesen Verfolgern soll es nicht so gut ergehen wie denen unter Zinka! Diese verfolgen Mich mit einer Eigengier und Wut, was bei dem Zinka nicht der Fall war; daher soll sie ihr Unternehmen sehr sauer zu stehen kommen! Denn man muß verirrte und mit Zwang belegte Menschen anders und die ausgemachten Teufel auch wieder anders behandeln! Heute sollt ihr an Mir einmal einen unerbittlichen Richter erschauen, dem für diesen Augenblick keine Liebe innewohnen soll! Aber nun ganz stille von dem; denn unsere Wirte bringen soeben das recht gut bereitete Nachtmahl!“

03] Als Aziona mit seinem Speisekorbe ankommt, da sagt er: ”Liebe göttliche Freunde! Es wäre schon alles recht; aber keinen Tisch, keine Bänke und kein Licht! - und doch ist es schon so ziemlich dunkel geworden!“

04] Sage Ich: ”Das macht alles nichts! Hört, Magier wie wir kommen darum nie in eine Verlegenheit! Wir brauchen nur zu sagen: 'Tisch, Bänke und Licht her!', und seht, es ist schon alles zu unserer nötigen Bequemlichkeit da!“

05] Es stand sonach im Augenblicke ein großer, gedeckter, langer Tisch, mit guten Bänken umgeben, da, und auf dem Tische stand eine große Naphthalampe mit hellem, sonnenweißen Lichte, so daß davon die ganze Gegend ringsherum nahe tageshell erleuchtet war. Aziona und Hiram ließen vor Schreck und Verwunderung beinahe den Speisekorb fallen, ermannten sich aber doch bald und setzten, etwas behutsam noch, denselben auf den wunderbaren Tisch.

06] Hiram sah bald Mich und bald wieder Johannes mit verwunderten, aber dabei sehr prüfenden Augen an, als frage er sich selbst: 'Nun möchte ich aber doch wissen, wer von den beiden der Erste und der eigentliche Meister der Gesellschaft ist!', und sagte endlich laut: ”Wahrlich, so das auch ins Reich der Magie gehört, so würde das in Alexandria ganz allein für sich mit zehntausend Pfunden reinsten Goldes bezahlt werden!“

07] Hier konnte auch Judas Ischariot seinen Mund nicht mehr halten und sagte so ziemlich laut vor sich hin: ”Oh, wenn ich das könnte, - keine Stunde mehr bliebe ich im dummen gelobten Lande, wo man alle fingerlang nichts als verfolgt wird!“

08] Hier gab ihm einmal Jakobus einen Deuter und erinnerte ihn an Meine frühere Mahnung. Da ward er stille und sagte kein Wort mehr.

09] Aziona aber rief alle die Seinen aus der Hütte und zeigte ihnen das neue Wunder, und sein Weib rief aus: ”Mann, das sind keine Magier, das müssen Götter sein; denn so was ist etwas Unerhörtes!“

10] Sagte Aziona: ”Du möchtest wohl sehr recht haben; nur ist die Frage, ob die hohen Götter Olymps sich wohl mit unseren Fischen begnügeten!“

11] Sagte das Weib, das eine Griechin aus Athen und somit eine noch recht feste Heidin war: ”O Mann, derlei habe ich von den hohen Göttern zu öfteren Malen gehört! Denn die Götter lieben nur in ihren hohen Himmeln die allerhöchste Pracht; auf der Erde aber kehren sie stets nur bei den schlichtesten und einfachsten Menschen ein und begnügen sich mit der allereinfachsten Kost. Ja ja, mein lieber Mann, also ist es ganz gewiß und sicher!“

12] Sagt Aziona: ”Nun, nun, es wird schon also sein; aber es ist jetzt schon wieder gut! Geht nun nur wieder in die Hütte und bringt alles in die beste Ordnung!“



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