Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 201


Ein Blick in den Saturn.

01] Sagt Hiram: ”Es wäre nun schon alles in der ganz guten Ordnung, da wir dir, o großer, erhabenster Weiser, nun schon alles aufs Wort glauben. Aber nachdem dir schon gar alles möglich zu sein scheint, so dürfte es dir ja auch eben nicht unmöglich sein, uns so einen näheren Blick nur auf eine solche total andere Erdwelt machen zu lassen, - aber uns beide zugleich, auf daß wir hernach den andern ein gültiges Zeugnis geben können!“

02] Sage Ich: ”Oh, nichts leichter als das! Aber mit euren fleischlichen Augen allein wäre das wohl unmöglich. Ich werde somit eures Geistes, eurer Seele und eures Leibes Auge auf eine kurze Zeit vereinen, und da oben am Firmamente erseht ihr einen ziemlich großen und mäßig stark leuchtenden Stern, - es ist gerade der sogenannte Planet Saturn. Richtet nun eure Augen gerade auf ihn, und ihr werdet ihn schnell größer und größer werden sehen, und das so lange, bis ihr euch wie völlig auf ihm befinden werdet! Dann mögt ihr es euch erzählen, was ihr gesehen habt! Tut nun das!“

03] Hier fingen die beiden an, den Stern zu fixieren, und schnell wird er größer und größer. Schon ersehen sie einen sogar geteilten Ring und mehrere seiner Monde. Bald werden die Monde so groß wie der Erdmond und auch schnell größer; der Planet selbst aber steht schon in einer ehrfurchtgebietenden Größe und Majestät vor ihren Blicken. Ihre laute Verwunderung fängt schon an, alle Grenzen zu übersteigen; denn während sie das alles stets vollkommener schauen, sprechen sie mit dem Munde alles laut aus, was sie sehen.

04] Sie sind nun dem ersten, vom Planeten aber eigentlich entferntesten Monde schon ganz in vollster Nähe, und Hiram ruft laut aus: ”Ah, das ist eine ganz große, aber leider sehr öde Erde! Es gibt da wahrlich Menschen und Tiere und Pflanzen; aber es ist alles wie sehr verkümmert, und aus den Menschen schaut wenig Geist heraus, - auch sind sie durchaus nicht schön. Die Tiere sind auch sehr schwach vertreten und sehen ganz absonderlich aus. Die Pflanzenwelt sieht auch sehr einförmig und stark verkümmert aus. Nein, da gefällt es uns schon durchaus nicht!

05] Ah, da kommt auch so eine Welt auf uns zu! Oh, die heißt noch weniger! Da eine dritte, heißt auch nichts, - das wäre so eine rechte Welt für den weisen Diogenes! Gesehen haben wir sie! He, da ist eine vierte und sieht auch um nichts besser aus! Nur weiter darum! Da kommt schon eine fünfte, da ist ja alles sehr in einem kleinen Maße; aber der bewohnte Teil sieht dennoch um etwas besser aus als bei den früheren. Die Kleinen springen ja den Affen gleich ganz munter herum! Von einer Wohnung ist jedoch nirgends etwas zu entdecken. Auch das Tierreich scheint da sehr einfach und sehr spärlich vertreten zu sein, und ebenso die liebe Pflanzenwelt! Aber da kommt schon eine sechste und noch kleinere Welt, und da sogar eine siebente! Oh, diese sind ganz entsetzlich unansehnlich!

06] Aber nun, oh, alle Blitze, Hagel und Donnerwetter! Jetzt kommt eine ungeheure Welt uns entgegen! Oh, die hat ja gar kein Ende! ((NB.: Es ist der äußere Ring.) Ah, die scheint ja gleich ohne Ende in geradester Linie ewig fort zu dauern! Oh, da sieht es schon ganz herrlich aus! Überaus lange Bergreihen scheinen sich ewig fortzuziehen, und eine Menge Seen und Ströme sind ersichtlich, und Menschen und Pflanzen haben mehr Ähnlichkeit mit den unsrigen. Aber von einer bemerkbaren Kultur scheint auch da keine Spur zu sein. Die Menschen, die ganz sonderbar aussehen, scheinen keine Heiterkeit zu kennen und sind riesig groß. Aber da gibt es keine Häuser und noch weniger irgend Städte.

07] Aha, da kommt uns schon wieder eine zweite so große Welt entgegen! Das ist ja geradeso, als ob eine übergroße Welt in der anderen stärke! Aber es ist sonst eben nicht viel Unterschiedes zwischen dieser und der früheren Großerde, - und da, da kommt schon eine dritte beinahe ganz ähnliche! Nun, nun, wie viele Erden stecken denn da ineinander?! Aber da scheinen die etwas kleineren Menschen ja ganz gespensterartig, und alles ist öde, - und nahe gar keine Kultur! Nein, auf dieser Welt möchten wir auch nicht wohnen!

08] Aber da kommt uns ja schon wieder so eine Art Weltlein entgegen! Na, na, nun ganz in der Nähe sieht es dennoch ganz ansehnlich aus; aber da ist von einer Kreatur nichts zu entdecken! Aber, o alle Elemente! Da kommt uns erst eine Erde entgegen, vor der man allen Respekt bekommen muß!“

09] Hier dauerte die mit allen möglichen Verwunderungsexklamationen verbundene Betrachtung beinahe eine halbe Stunde lang, und Ich rief die beiden nun wieder in ihren Naturzustand zurück und beließ ihnen die vollste Erinnerung an das Geschaute in ihren Seelen und sogar im Gehirne und fragte sie dann, wie ihnen der Saturnus gefallen habe. (vgl. J. Lorber: "Der Saturn")



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