Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 204. Kapitel: Jesus mit den Seinen auf dem Ölberg.

01] Als wir uns wieder auf dem Ölberge befanden, da kamen uns auch Nikodemus, Joseph von Arimathia und der alte Rabbi nach, und Nikodemus sagte gleich zu Mir: »O Herr, Du meine Liebe aller Liebe, heute, heute hast Du einmal diesen Wüterichen die Wahrheit ganz unverhüllt unters Gesicht gerieben! Ja, das war ja ein Wunder über Wunder, daß sie heute nicht, wie letzthin, nach den Steinen gegriffen haben! Ich habe aber schon bei jedem Deiner heiligen und wahrsten Worte eine so wahre und große Freude empfunden wie nicht bald je irgendwann. Das Herrlichste an der Sache aber war erstens, daß beinahe das ganze im Tempel anwesende Volk Deine heilige Lebenslehre annahm, und zweitens, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten mit jeder an Dich gestellten Fangfrage gerade sich selbst am meisten gefangen und beim Volke aber auch den letzten noch an ihnen haftenden Funken Glauben und Vertrauen rein eingebüßt haben.

02] Oh, das war gut für die anmaßenden und herrschsüchtigen Gleisner, Heuchler und selbstsüchtigen Zeloten, die sich nun schon höher stellten als Gott und Moses selbst, wie sie auch das dem Volke beibrachten, daß Gott nur durch sie mit dem Volke verkehre und nur ihre Stimme und Gebete anhöre und erhöre. Heute aber ist es ihnen klar vor dem Volke dargetan worden, in welchem Ansehen sie vor Gott stehen, und das war schon so etwas Vortreffliches, wie es schon nichts Vortrefflicheres mehr geben kann! Na, die werden nun wieder Beratungen über Beratungen halten, von denen eine schlechter und dümmer sein wird als die andere!

03] Das beste dabei ist noch das, daß sie unter sich in ihren Ansichten gespalten sind! Die Gemäßigteren sehen es doch wenigstens ein, daß sie gegen Dich nichts ausrichten können; aber die eigentlichen Erztempler sehen auch das nicht ein, obschon sie eben heute ihre völlige Ohnmacht fühlen müssen. Kurz, ich bin nun über Deinen Totalsieg über diese argen Finsterlinge so höchst erfreut, daß ich nun schon laut zu rufen anfangen möchte: Heil Dem, der in Dir zu uns gekommen ist im Namen des Herrn!«

04] Sagte Ich: »Ja, ja, du hast recht gefühlt und recht gesprochen; aber Mir wäre an der Sache dennoch das liebste gewesen, wenn auch die Pharisäer und alle die Schriftgelehrten die Wahrheit erkannt und ihren Sinn geändert hätten. Aber so sind sie nun ebenso verstockt, wie sie ehedem waren.

05] Sie haben durch ihre Spione gemerkt, daß Ich Mich mit Meinen Jüngern und all den andern Freunden auf diesen Berg begeben habe, und es werden kaum zwei Stunden Zeit verrinnen, so werden wir hier ihre neuen Knechte und Häscher ersehen. Aber Meine gewisse euch schon bekanntgegebene Zeit ist noch nicht da, und so werde Ich durch Meinen Raphael und vorerst aber durch die noch anwesenden sieben Oberägypter ihnen eine ganz wohlgenährte Züchtigung zukommen lassen, und wir werden dann wieder eine Zeitlang vor ihnen Ruhe haben. Nun aber gehen wir an unsere Tische und stärken unsere Glieder! Die da unten aber sollen nun machen, was sie wollen!«

06] Hier kam Raphael mit der ihm anvertrauten Schar und gab dem Agrikola kund, daß er nun nach Meinem Willen all den jungen Leuten die römische, griechische wie auch die jüdische Sprache zu reden beigebracht habe und sie sonach in Rom gut zu verwenden sein würden, da sie die genannten Sprachen nicht nur vollkommen reden, sondern auch schreiben und lesen könnten.

07] Darüber war unser Agrikola hoch erfreut, weil er sich dabei und dadurch einer großen Sorge und Arbeit überhoben sah. Die Jungen grüßten Mich nun in der jüdischen Zunge und begaben sich dann auf Meine Weisung in die Zelte, wo auch für sie die Tische ganz gut bestellt waren.

08] Wir aber gingen darauf unverweilt in unseren Speisesaal, setzten uns in der alten Ordnung an unsere Tische und nahmen zu uns die wohlbereiteten Speisen und den überaus guten Wein.



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