Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 60. Kapitel: Jesus über die Bedeutung unserer Erde.

01] Sagte der Römer: »O Herr und Meister, durch diese Deine nun zweite Beleuchtung dieser für mich und sicher auch für jeden andern hochwichtigen Sache bin ich auch in eine ganze Sonne voll des stärksten Lichtes versetzt worden! Wir auf dieser Erde, als mit Dir in der nächsten und innigsten Liebe- und Weisheitslebensverbindung stehend, sind für den ganzen, endlos großen Schöpfungsmenschen gerade und in Anbetracht Deiner größten Nähe zu uns notwendig das, was in unserem Herzen das bejahende Lebenskämmerlein ist. Die andern Weltkörper mit ihren Menschen, die Hülsengloben mit ihren Sonnenallen und Zentralsonnen verhalten sich zu uns wie unsere andern Leibes- und Seelenteile zu dem Herzenslebenskämmerlein.

02] Du bist nun einmal hier bei uns in Deiner vollkommensten und intensivsten Gottpersönlichkeit und beherrschest die ganze Unendlichkeit also auch sicher von nirgendwo anders als eben von da aus, wo Du ganz und vollends gegenwärtig bist, - und wir Menschen dieser Erde und zuallernächst nun dieses Ortes in unserer großen Liebe zu Dir sind Deine auch sicher nächste und durch die Annahme Deiner Lehre, Deiner göttlichen Liebe und Weisheit lebendigste und durch Deinen Willen mächtigste und tätigste Umgebung.

03] Wenn also und unmöglich und undenkbar anders, wie kann es da anders sein, als daß von uns aus durch Deinen Willen alle Bildung auch in alle zahllosesten andern Weltkörper und deren Bewohner auf eine uns freilich unbekannte Weise überströmen muß, gleichwie auch das Grundleben und alle sonstige Bildung aus dem kleinsten Herzkämmerlein auf eine dem Grundleben im Kämmerlein sicher auch bis zur vollen Wiedergeburt unbekannte Weise in den ganzen Menschen überströmt!

04] Daß sich die Sache ganz sicher also verhält, das unterliegt nun keinem Zweifel; an dem Wie aber liegt vorderhand darum nicht soviel für uns als geistig noch unmündige Kinder Deiner Liebe und Gnade. Denn Du, dem das große Wie sicher schon von Ewigkeit her nur zu überklar bekannt ist, bist ja unter uns und wirst auch im Geiste vorzüglich bei uns bleiben nicht nur bis ans Ende der Zeiten, sondern nach meiner Meinung schon gleich ewig! Bleibst Du aber gleich ewig fort bei und unter uns, so kann sich das Bestands- und Bildungsverhältnis in der ganzen Unendlichkeit ja auch nie ändern, weil sich unser gegenwärtiges Verhältnis, das heißt zwischen Dir und uns, ja auch nie ändern kann.

05] Denn das Herzenslebenskämmerlein wird nie etwa in die Augen, Ohren, Nase oder in den Magen, die Nieren, die Milz oder in die Hände und Füße (des Leibes) oder gar in dessen Extremitäten versetzt werden, obwohl sicher ein jedes dieser (Teile), groß oder klein, auch ein eigenes Hauptlebensorgan ganz besonders eingerichtet haben wird, ansonst es das Leben aus dem Grundleben des Herzenskämmerleins nicht auf- und annehmen und für seinen besonderen Zweck tätigt gebrauchen könnte.

06] Denn das Auge verwendet das vom Herzen in ihn (den Menschen) einströmende Leben sicher ganz anders als das Ohr, und so jeder Teil des Menschen anders zu seinem Zwecke, und am Ende ist dennoch das endlos Viele nur ein vollends Ganzes und entspricht völlig dem Urgrundleben im Herzen und findet sich dort wie in seiner Urheimat; und hat es sich da gefunden, so ist dieses Sichfinden ja eben das, was Du, o Herr, so treffend die Wiedergeburt im Geiste nanntest.

07] Und nun durchzuckt mich ein gar endlos großer Gedanke so hell und licht, wie da oben leuchtet die Sonne! Neben der Wiedergeburt eines Menschen auf dieser Erde, von der wir nun schon sonnenklar wissen, worin sie besteht und wir sie auch sicherst erreichen werden, leuchtet noch eine andere, endlos große Wiedergeburt im Geiste hervor, nämlich die des ganzen großen Schöpfungsmenschen!

08] Ich würde aus mir sicher in diesem Leben wohl nie darauf gekommen sein, wenn Du, o Herr, mir nicht einen sehr klaren Wink dazu gegeben hättest; aber diesen hast Du mir nur wie ein Fünklein groß gegeben, und siehe, er hat sich in mir nun zu einer leuchtenden Sonne umgewandelt!

09] Siehe, Du sagtest aus Deiner endlosen Klarheit, daß bei einem völlig im Geiste wiedergeborenen Menschen sein Grundleben alle seine endlos vielen Teile derart durchströmt, daß dann im ganzen Menschen ein Ur- und Grundleben wird und der Mensch dann auch in allen seinen Teilen denken, urteilen, schließen und für sich wohlverständlich reden kann, wodurch dann der ganze Mensch Dir ähnlich zu einem lebendigen Worte wird!

10] Wie aber bei einem völlig im Geiste seines Grundlebens (seienden) und von ihm ganz durchdrungenen Menschheit alles ein hellstes und lebendigstes Wort wird, also muß es endlich ja auch beim ganzen großen Schöpfungsmenschen der gleiche Fall werden. Er wird durch Dich von uns in allen seinen noch so endlos vielen Teilen durchdrungen werden, und unser Leben und Licht wird in der ganzen endlosen Größe des Urschöpfungsmenschen wirken und leuchten, und so wird der ganze große Schöpfungsmensch mit uns und Dir, o Herr, auch nur ein großes und lebendiges Wort werden.

11] Und so kommt es mir nun vor, als verstünde ich nun auch schon so ein wenig von dem großen Wie; denn nur also und nicht anders kann es Deiner ewigen Ordnung gemäß gehen, daß da von uns Menschen dieser Erde aus endlich auch der ganze große Schöpfungsmensch in allen seinen Teilen mit unserer Erkenntnis und Bildung durchdrungen und uns gleich lebendig wird.

12] Und nun noch etwas als einen Wahrheitsbeleg aus Deinem Munde hinzu; denn ich habe durch Deine Gnade schon von meiner Kindheit an ein überaus scharfes und starkes und bis jetzt noch urwerwüstliches Gedächtnis gehabt und habe mir darum auch jedes Wörtlein, das Du gesprochen, gar wohl gemerkt.

13] Siehe, Du hattest uns auf dem Berge so eine Geschichte von der Wiederkehr eines gewissen verlorenen Sohnes zu seinem Vater erzählt, um uns die Größe Deiner göttlich-väterlichen Barmherzigkeit so recht anschaulich zu machen; aber ich urteilte schon damals über Deine Worte ganz anders als vielleicht so mancher andere aus seinem zwar guten, aber sonst vielleicht doch noch etwas beschränkteren Gesichts- und Auffassungskreise und dachte mir das um so leichter, weil Du Selbst uns ganz bedeutungsvolle Winke dazu gabst.

14] Dieser gewisserart verlorene und dann zum Vater wieder zurückgekehrte Sohn scheint mir im kleinen Maßstabe zunächst wohl nur die nun schon bekannt wie geartete Wiedergeburt eines Menschen dieser Erde anzudeuten, aber im größten Maßstabe auch zugleich jene einstige totale des ganzen großen Schöpfungsmenschen. Denn, Herr, Deine Worte sind keine Menschenworte, sondern sie sind Gottesworte, und diese gelten nicht nur uns, sondern durch uns auch der ganzen Unendlichkeit naturmäßig und geistig. Denn es ist ja die ganze Schöpfung von Ewigkeit her auch Dein Gedanke, Dein Wort und Dein Wille.

15] Herr und Meister, habe ich in meiner noch starken, menschlichen und heidnischen Schwäche Deine mir erteilte Belehrung wohl nur so annähernd richtig aufgefaßt?«



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