Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 27. Kapitel: Jesu Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. Deutung in Bezug auf die Juden.

01a] Als das Volk sich aber mehr und mehr verlief, a da sagte Ich laut zum nun ganz glücklichen Zachäus: »Heute ist diesem Hause und somit auch dir ein großes Heil geworden, indem auch du ein Sohn Abrahams bist! (a Lukas.19,09; Lukas.13,16)

01b] Denn Ich als der Menschensohn und wahre Heiland bin gekommen, zu suchen a und selig zu machen, was da verloren war, und komme als Heiland nur zu den Kranken und nicht auch zu den Gesunden, die des Arztes Hlfe nicht bedürfen. (a Lukas.19,10; Lukas.05,32Hesekiel.34,161. Timotheus.01,15jl.ev01.021,04jl.ev06.041,04)

02] Ich bin also in diese Welt gekommen, auf daß Ich den Menschen wiederbringe das Reich Gottes, das sie nun schon seit lange her völlig verloren haben, und dessen Gerechtigkeit, die unter den Menschen nicht mehr besteht. Ich bin sonach der Weg, die Wahrheit, das Licht und das Leben; wer an Mich glaubt, der wird das ewige Leben haben!«

03a] Als das noch immer ziemlich zahlreich anwesende Volk das hörte, da sagte es unter sich: »Es hat dieser Mensch zwar wohl höchst wunderbar seltene Eigenschaften, - aber daß er sich für den hält, der uns das verlorene Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit wiederbringen werde, da lebt er in einer großen Einbildung und Selbstüberschätzung! Denn wir sind doch aus der Nähe von Jerusalem und wissen noch nichts davon, daß nun solches geschehen solle!

03b] Wenn er aber sagt und behauptet, daß er das verlorene Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit uns wiederbringen werde, so kann er uns dasselbe ja auch sogleich offenbaren! Was zögert er denn noch und hält unsere Erwartung vergeblich in Spannung?«

  • Lukas.19,11] a Als sie nun zuhörten, sagte er ein weiteres Gleichnis; denn er war nahe bei Jerusalem, und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden. (a ⇒ jl.ev09.027,03b-05)

04] a Ich aber wandte Mich darauf zu dem also unter sich urteilenden Volke und sagte eben darum zu ihm, weil Ich Mich bei ihm wahrlich so gut wie in der Nähe Jerusalems befand, folgendes Bild: »Ihr habt recht, daß ihr sagt, daß ihr aus der Nähe von Jerusalem seid und von der Wiederbringung des Reiches Gottes und desselben Gerechtigkeit nichts wisst und nun hier begehrt, daß sich das Reich Gottes alsogleich offenbaren solle, so es sich durch Mich offenbaren kann und will! (a Lukas.19,11; )

05] Ich befinde Mich nun an eurer Seite wahrlich in der Nähe des blinden Jerusalem, das mit offenen Ohren nichts hört und mit weit aufgesperrten Augen nichts sieht! Wie oft war Ich schon in Jerusalem und habe euch gelehrt und vor euren Augen Zeichen zum Zeugnis der Wahrheit über den Grund Meines Kommens in diese Welt gewirkt, und ihr sagt es noch, daß ihr von der Wiederbringung des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit nichts wisset, und verlangt nun von Mir, so Ich der Wiederbringer des Reiches Gottes und dessen Gerechtigkeit sei, daß Ich denn nun alsbald das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit auch vor euch offenbaren solle. Gut denn! Ich will es tun, und so vernehmt denn folgendes Bild:

06a] a Ein Edler zog in ein fernes Land, daß er ein Reich einnähme und dann wiederkäme. (a Lukas.19,12*; = Matthäus.25,14;  = ⇒ jl.ev07.124,08) )

06b] Vor seiner Abreise aber a forderte er zehn Knechte vor sich, gab ihnen zehn Pfunde und sprach: »Handelt damit, bis ich wiederkomme! Wer von euch mir einen guten Gewinn bereiten wird, der wird nach seinem Verdienste auch den gebührenden Lohn ernten!«(a Lukas.19,13*; = Matthäus.25,15-18;  ⇒ jl.ev07.124,09)

07] Darauf verzog der Edle. Die Knechte aber fingen an, mit den Pfunden zu handeln, nütz und unnütz. (Matthäus.25,16-18*)

08] a Die heimischen Bürger aber waren dem Edlen, der ihr Herr und König war, feind, und als sie vernahmen, daß er verreist sei und die Knechte für ihn handelten, da sandten sie eine Botschaft dahin zu ihm, wohin er gezogen war, und ließen ihm sagen: b »Wir wollen nimmer, daß du fürder über uns herrschest!«(a Lukas.19,14; Johannes.01,11;  ⇒ jl.ev07.124,10-11)

09] a Es begab sich aber, daß der Herr wiederkam, nachdem er das Reich eingenommen hatte, und forderte dieselben zehn Knechte, denen er das Geld zum Handeln gegeben hatte, zuerst zu sich, um zu erfahren, wie viel ein jeglicher gewonnen hatte. (a Lukas.19,15*; = Matthäus.25,19;  = ⇒ jl.ev07.124,12)

10a] a Da trat der erste zu ihm und sprach: »Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde erworben! Hier ist dein Pfund, und da die zehn Pfunde hinzu!« (a = Lukas.19,16 Matthäus.25,20;  = ⇒ jl.ev07.124,13)

10b] a Und der Herr sagte zu ihm: »Ei du frommer und treuer Knecht! Dieweil du im Geringsten treu gewesen, so sollst du nun Macht haben über zehn Städte!« (a Lukas.19,17; Lukas.16,10*; = Matthäus.25,21;  = jl.ev06.228,08jl.ev09.210,17jl.flie.005 S. 30;  gm.pred.027, S. 171;  gm.pred.031, S. 198;  ⇒ ⇒ jl.ev07.124,14)

11a] a Darauf kam ein zweiter Knecht und sagte: »Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde getragen! Hier ist dein Pfund und die fünf Pfunde hinzu!« (a Lukas.19,18 = Matthäus.25,22;  ⇒ jl.ev07.124,15)

11b] a Und der Herr sprach auch zu diesem Knechte: »Also sollst du auch Macht haben über fünf Städte!« Und also geschah es auch den andern, die mit dem einen Pfunde etwas erworben hatten. (a Lukas.19,19 = Matthäus.25,23;  ⇒ jl.ev07.124,16)

12a] Es kam aber auch, als besonders berufen, a ein dritter und eigentlich ein letzter Knecht und sagte: »Sieh da, Herr, hier ist dein Pfund, das ich in einem Schweißtuche aufbewahrt behalten habe!« (a Lukas.19,20 = Matthäus.25,24;  = ⇒ jl.ev07.124,17)

12b] a Ich fürchtete mich vor dir, da ich wohl wußte, daß du ein harter Mann bist, der da nimmt, das er nicht gelegt hat, und erntet, wo er nicht gesät. (a Lukas.19,21 = Matthäus.25,25;  = ⇒ jl.ev07.124,17;  V. 21+22: jl.gso2.126,17-20)

12c] a Der Herr aber sprach zu ihm: »Aus deinem Munde richte ich dich, du Schalk! Wußtest du, daß ich ein harter Mann sei und nehme, da ich nicht gelegt, und ernte, da ich nicht gesät habe, (a Lukas.19,22 = Matthäus.25,26;  =⇒ jl.ev07.124,18a)

12d] a warum hast du denn mein Geld nicht in eine Wechselbank gegeben, auf daß es mir einen Wuchergewinn erworben hätte?!« Da verstummte der Knecht, weil er sich da weiter nicht mehr entschuldigen konnte. (a Lukas.19,23 = Matthäus.25,27;  = ⇒ jl.ev07.124,18b)

13] a Der Herr aber sagte zu den andern Knechten: »nehmt diesem trägen Knechte das Pfund weg, und gebt es dem, der mir zehn Pfunde erworben hat! Er wird mit ihm am besten verfahren!« (a   Lukas.19,24 = Matthäus.25,28;  = ⇒ jl.ev07.124,19)

14] a Da sprachen die Knechte zu ihm: »Dieser hat ja ohnehin das meiste!« (a Lukas.19,25 = ⇒ jl.ev07.124,20)

15a] Der Herr aber sagte zu den Knechten: »Oh, wahrlich, Ich sage euch: a Wer da hat, dem wird noch mehr gegeben werden, daß er dann in großer Fülle habe; wer aber nicht hat - wie ihr in Jerusalem! -, dem wird auch ehest genommen werden, was er irgend noch hat!(a  Lukas.19,26; Lukas.19,26*; = Matthäus.25,29Matthäus.13,12Sprüche.11,24Sprüche.11,25Markus.04,25Lukas.08,18Matthäus.13,12jl.ev04.096,04jl.ev06.013,10;  = ⇒ jl.ev07.124,21a)

15b] a Jene meine Feinde aber, die nicht wollten, daß Ich herrsche über sie (die Pharisäer nämlich), bringt her, und erwürgt sie vor Mir!« (a Lukas.19,27 = Matthäus.25,30;  = ⇒ jl.ev07.124,21bjl.schr.026)

16] Auf daß ihr aber auch versteht, was dies Bild besagt, so will Ich es euch in aller Kürze zerlegen, - und so hört:

17] a »Der Herr, der verreiste, um ein fernes Reich einzunehmen, ist Gott, der durch Moses zu euch geredet hat. b Er übergab den Juden auf zwei steinernen Tafeln die zehn Pfunde (Gesetze des Lebens), mit denen die ersten Juden wohl gehandelt haben und c darum auch bald zu einer großen Macht gelangten.(a Lukas.19,12;b Lukas.19,13; c Lukas.19,16-17)

18] a Die Zeit der Könige aber ist jener andere Knecht, der dem Herrn nur fünf Pfunde erworben hat; daher war ihre Macht auch nach ihrem Gewinne wohl bemessen. Wie diese Zeit aber im Gewinne für den Herrn stets magerer ward, das zeigte Ich euch im Gebaren der noch übrigen Knechte, und ihr mögt sie näher erforschen im Buche der Könige und in der Chronika.(a Lukas.19,18-19)

19] a Der dritte, ganz träge Knecht aber stellt diese Zeit dar, in der die Pharisäer das ihnen von Gott verliehene Pfund vor den Augen, Ohren und Herzen im wahren Schweißtuche der armen und betrogenen Menschheit verbergen und es auch nicht in die Wechselbank der Heiden also, wie sie es von Gott erhalten haben, legen wollen, auf daß es dem Herrn Wuchergewinn brächte, - sondern sie legen ihren eigenen Unrat, den sie als Gold ausschreien und damit für ihren Leib Wucher treiben, in die Bank der noch blinden Heiden.(a Lukas.19,20-21)

20] a Diese jetzigen Pharisäer und Juden sind denn auch jene argen Bürger, die dem Herrn feind sind und nicht wollen, daß Er über sie herrsche. Darum wird ihnen denn auch geschehen, was Ich euch hier in dem Bilde gezeigt habe: b Erstens, weil sie nichts (erworben) haben, wird ihnen auch das genommen, was sie noch hatten, und wird dem gegeben werden, der da nun wahrlich das meiste hat, - und das sind nun die Heiden, die zugleich jenes ferne Reich darstellen, dahin der Herr verreist ist, um es einzunehmen. Und Er hat es bereits eingenommen und ist nun in Mir heimgekehrt, um Rechnung zu machen, wie es euch das Bild in mannigfachem Lichte vor Augen gestellt hat.(a Lukas.19,14; b Lukas.19,24)

21] Kurz, das Licht wird den Juden genommen und den Heiden gegeben werden! Die Zeit der Bestrafung der Gott dem Herrn feindlichen Bürger ist sehr nahe herbeigekommen, und die, denen das Licht gegeben wird und schon gegeben worden ist, werden jene neuen Diener des Herrn sein, welche die Feinde des Herrn erwürgen werden.

22] Das, was Ich euch nun geoffenbart habe, ist auch Gottes Reich, das Ich euch wiederbringe samt seiner Gerechtigkeit. Wer das beherzigen und das zum Handeln dargeliehene Pfund treu und gewissenhaft verwalten wird, der wird auch den Lohn des Lebens finden.

23] Das habe Ich zu euch, ihr Bürger in und um Jerusalem, geredet; wohl dem, der es gewissenhaft beherzigen wird!«



Home  |    Index Band 9  |   Werke Lorbers