Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 127. Kapitel: Jesus über über den Genuß von allerlei Fleisch und Früchten.

01] Darauf befragten Mich die Indojuden, ob es, wie es in ihrem Lande steht, im Notfall nicht auch einem Juden gestattet wäre, das Fleisch auch anderer, auch eben nicht unreiner Tiere, die im Buche Mosis nicht als für Menschen genießbar bezeichnet erscheinen, gut zubereitet zu genießen.

02] Und Ich erklärte ihnen das und sagte, daß man im Notfall nahezu aller Tiere Fleisch essen könne, aber ohne Blut und so und so jegliches in seiner Art zubereitet, wie Ich das auch schon bei anderen Gelegenheiten ausführlich gezeigt habe.

03] Und Kisjona und die Indojuden waren darüber sehr erfreut, daß Ich in Bezug des Fleischessens die alte Satzung Mosis gewisserart aufgehoben habe.

04] Den sieben Pharisäern aber kam das doch etwas sonderbar vor, und der Schriftgelehrte sagte: »Herr und Meister, Du allein hast sicher wohl das unbestreitbare Recht, die Gesetze den Menschen zu geben, sie aber nach Deinem Wohlgefallen auch wieder aufzuheben! Aber es steht dennoch auch geschrieben, daß derjenige, der an einem Gesetze rüttle, sich am ganzen Gesetze vergreife; denn ein Gesetz sei die Grundlage des andern Gesetzes und sonach auch aller Gesetze. - Wie soll man hernach das verstehen?«

05] Sagte Ich: »So es euch kein Gewissen machte, nahezu alle Satzungen Mosis aufzuheben und an ihre Stelle eure welt- und selbstsüchtigen Gesetze zu stellen - da ihr doch niemals Herr und Meister waret, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden innewohnt -, wie fragt ihr Mich nun darum, ob dadurch am Gesetze nicht gerüttelt werde, so Ich euch anrate und erlaube, im Notfall unter gewissen Zubereitungsbedingungen das Fleisch auch anderer Tiere zu essen, die Moses zu essen den Juden vorenthalten hat?!

06] a Was durch den Mund unter gerechter und zweckdienlicher Zubereitung in den Menschen zur Stillung seines Hungers kommt, das verunreinigt ihn niemals, aber was zum Munde aus dem Herzen, in Worte oder Gedanken verkleidet, herauskommt - wie Lüge, böser Leumund, Meineid, schmutzige und unzüchtige Reden, Flüche, Lästerungen, Ehrabschneidung, Verleitung zur Hurerei und zum Ehebruch und verführerische Reden zu allerlei Sünden und Lastern -, das verunreinigt wahrhaft den ganzen Menschen. Aber was unter guter und zweckdienlicher Zubereitung als Leibesspeise in den Menschen kommt und auf dem natürlichen Wege auch wieder aus dem Leibe hinausgeschafft wird, das, wie schon gesagt, verunreinigt den Menschen nicht. (a Matthäus.15,11)

07] Ich aber habe ja nicht gesagt, daß ihr das tun sollt, sondern nur, daß ihr das im Notfall so und so tun könnt, und habe dadurch keine Satzung Mosis aufgehoben.

08] Hat nicht David, der Mann nach dem Herzen Gottes, als es ihn hungerte, die Schaubrote, die außer dem Hohenpriester niemand essen durfte, genommen und sich damit gesättigt? Hatte er dadurch Moses aufgehoben?

09] Wollt ihr Meine Jünger sein, so lasst eure Herzen in der Folge nicht mehr von solch aberwitzigen Gedanken beschleichen und am Ende gar vollends gefangennehmen!«

10] Als die sieben das von Mir vernommen hatten, sahen sie ihre Blindheit ein, dankten Mir für diese Aufklärung und fragten Mich hinfort um derlei nicht wieder.

11] Unsere Samariter, die alles das auch mit der größten Aufmerksamkeit angehört hatten, waren als strenge Mosaisten anfangs unter sich damit auch nicht einverstanden, daß Ich den vier Indojuden das Fleisch auch anderer Tiere, so und so zubereitet, zu essen gestattete; als sie aber Meine Antwort auf die blinde Frage der sieben verkleideten Templer vernahmen, da gaben sie Mir recht und lobten Meine Weisheit unter sich.

12] Der Hauptredner sagte darauf: »Nun haben wir es aus Seinem Munde vernommen, was man im Notfall tun kann, ohne dadurch eine Sünde zu begehen; was Er aber zu diesen und jenen Menschen sagt, das gilt auch für uns gleich also wie die Gesetze Mosis, die eigentlich auch nicht nur pur für die Israeliten, sondern für alle Menschen der Erde gegeben worden sind, und nach denen sich auch ein jeder Mensch richten soll, so er davon irgendeine wahre Kunde erhalten hat. Wir aber haben nun aus Seinem Munde vernommen, was ein Mensch in bezug auf seines Leibes Nahrung im Notfall tun kann und darf, und so werden denn auch wir aus danach in der Not zu richten verstehen.

13] Freilich wird das unseren Rabbis nicht besonders munden, und sie werden dabei ihre Köpfe schütteln, weil sie lehren, daß ein wahrer Altjude eher vor Hunger verschmachten solle als sich sättigen mit einer unreinen Speise, die nach Moses von Gott nicht gesegnet sei. Aber auf diese Rede des Herrn wird der alte Unsinn der reinsten Vernunft weichen müssen, die eben aus dieser Rede wie eine Morgensonne hervorleuchtet, und ein jeder vernünftige Samariter wird deshalb die Liebe und Weisheit des Herrn preisen sein Leben lang.

14] Wenn nun aber nur jemand den Herrn noch fragte, ob man zur Zeit der Not nicht auch die verschiedenen Früchte und Kräuter und Wurzeln, die der Erdboden oft im reichlichsten Maße hervorbringt, unter gewisser Zubereitung essen darf, um damit seinen Hunger zu stillen?«

15] Als der Samariter also seinen Wunsch ausgesprochen hatte, da kam es auch dem Kisjona in den Sinn, Mich hinsichtlich der verschiedenen Kräuter und Baum- und Erdfrüchte zu fragen, welche Arten von ihnen, außer den bisher üblichen, im Notfall zur Nahrung der Menschen, und wie zubereitet, verwendet werden könnten.

16] Und Ich bestimmte die Kräuter, die Wurzeln und ebenso auch die Früchte der Bäume und so mancher Gesträuche und ebenso auch noch mehrere Hülsenfrüchte und zeigte dazu noch mit klaren Worten, wie alles das anzupflanzen, wie zu sammeln und aufzubewahren ist, und schließlich, wie alles das zubereitet und von den Menschen genossen werden kann, - wofür Mir alle nicht genug danken konnten.



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