Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 164. Kapitel: Glaubensheilung des bekehrten Richters.

01] Als der Richter solches lebendig und voll des festesten und ungezweifelten Vertrauens in sich und auch offen mit dem Munde ausgesprochen hatte, da fuhr es denn auch alsogleich wie ein Blitz durch seine Brust, und er ward sogleich so vollkommen gesund, wie er es zuvor in seinem ganzen Leben nie gewesen war; denn er war schon von Geburt an ein Schwächling, darum er als der Sohn eines Hauptmanns sich nicht dem Militärstande widmete, sondern die Gesetze Roms studierte und ein Richter ward.

02] Als er nun plötzlich völlig gesund geworden war, da fing er auch laut zu jubeln an und dankte Mir und dann auch dem Arzte, der ihm durch seine unerschrockenen Worte und durch seiner Rede tiefen und lebenswahren Sinn zu solchem Glauben und Vertrauen verhalf.

03] Als er sich in lauter Lobpreisungen Meines ihm persönlich noch völlig unbekannten Wesens schon ordentlich erschöpft hatte, da wandte er sich wieder an den Arzt und sagte: »O du nun mein liebster Freund, wie soll ich dich nun belohnen für deinen Mut vor mir und für deine wahrlich nicht geringe Mühe, die du mit meiner Blindheit hattest, und wie belohnen auch diese deine beiden Gefährten, die dir zuerst die Kunde von dem persönlichen Hiersein des großen Meisters und von Seiner vollstwahren Göttlichkeit überbracht haben? Sagt, ihr beiden lieben Freunde, was sagte Er denn zu euch, was der Mensch tun solle, um sich Seiner Gnade als bleibend zu versichern?«

04] Sagte hierauf unser Polykarp: »Er sagte in dieser Hinsicht nichts anderes als: "Haltet die zehn Gebote Mosis, und liebt also Gott, den Einen und allein Wahren, über alles und eure Nächsten wie euch selbst; tut ihnen, was ihr vernünftig wollen könnt, daß sie das auch euch tun möchten; dann lasst euch nicht von den reizenden Verlockungen der Welt berücken, so werdet ihr bleiben in Mir und Ich in euch, und ihr werdet also in euch haben das ewige Leben durch Meiner Liebe Geist; denn Ich Selbst bin der Weg, die Wahrheit und das ewige Leben! Wer an Mich glaubt und Meine Gebote hält, der ist es, der Mich über alles liebt; zu dem werde Ich Selbst kommen, werde Mich ihm offenbaren und ihm geben das ewige Leben!" Siehe, darin besteht das Wesentliche Seiner Lehre.

05] Wir aber haben noch vieles mit Ihm geredet, und Er hat uns über viele und große Dinge gründlich belehrt, über die wir jetzt ihrer Gedehntheit wegen nicht reden können; aber wir werden dazu schon noch eine rechte Zeit finden.«

06] Der Richter und der Arzt dankten dem Polykarp für diese Mitteilung und beschlossen fest, ihr ganzes Leben hindurch danach zu handeln.

07] Auf diese zweite Heilung glaubten auch die andern Gefährten nun vollends an Mich und baten Mich auch um die Heilung ihres kranken Fleisches und Blutes, und es ward auch ihnen plötzlich geholfen, worauf es des Jubelns und Preisens Meines Namens, den ihnen auch Polykarp kundgab, beinahe kein Ende war.

08] Und es wurden viele Kurgäste darauf aufmerksam und gingen hinzu und fragten, was da denn so etwa ganz Eigentümliches müsse vorgefallen sein, daß sie gar so anhaltend jubelten.

09] Der Richter aber sagte: »Fragten wir euch doch nicht, warum ihr nicht jubelt? Solange man krank ist am Leibe und ebenso auch an der Seele, da hat man auch sicher wenig Lust zum Jubeln; so man aber völlig gesund geworden ist am Leibe und an der Seele, dann hat man auch allen Grund zu jubeln!«

10] Sagte darauf ein reicher, aber in dieser Anstalt noch wenig geheilter Jude: »Wie seid ihr denn sobald hier auf diesem Flecke gesund geworden?«

11] Sagte der Richter: »Es gereicht dir als einem Juden eben zu keiner besonderen Ehre, so du uns Heiden darum fragst! Ihr glaubt ja doch an den einen, allein wahren Gott, und wir haben an Ihn erst wahrhaft zu glauben angefangen und baten Ihn um Seine Hilfe, und Er zögerte nicht und half uns, und darum jubeln wir unsern Dank eurem Gott entgegen, der nun auch unser Gott ist und bleiben wird. Warum wendest du als ein Jude dich nicht vollgläubig an deinen Gott, daß Er dir auch also helfe, wie Er uns sichtlich geholfen hat?«!

12] Sagte der Jude ganz betroffen: »Ich habe in der Schrift nichts von dem gelesen, daß unser Gott jemals den unbeschnittenen Heiden geholfen hätte!«

13] Sagte der Richter: »Und doch haben auch wir das Leben und alles von Ihm, und Er läßt uns über euch herrschen! Wie ist denn das?«

14] Als der Jude solches vernahm und mehrere seiner Stammesgenossen, da fragte er um nichts Weiteres mehr, kehrte sich um und ging von dannen.

15] Die Geheilten aber waren darob sehr froh, daß sie auf diese Art die lästigen Gäste losgeworden waren.

16] Da Ich aber noch nicht in die Anstalt kam und sie Mich doch mit der größten Sehnsucht schon erwarteten, da beschlossen sie einstimmig, Mich aufsuchen zu gehen, um Mir die Ehre vor allen Menschen zu erweisen, und sie fragten darum einen Diener des Markus, ob Ich Mich noch im Hause des Markus befinde, und ob sie zu Mir kommen dürften.

17] Der Diener sagte: »Der Herr und Meister befindet Sich noch im Hause beim Mittagsmahle und erzählt wunderbare Dinge.«

18] Ich erzählte nämlich das, was unter diesen Geheilten vor sich gegangen war, und was sie geredet hatten, was aber der Diener, der vorher im Hause uns bediente und darauf von Markus um etwas in die Anstalt gesandt wurde, nicht verstand, darum er den fragenden Geheilten auch keinen Bescheid geben konnte; denn er wußte ja nichts von dem, wie die Griechen aus Melite und wie der römische Richter von Mir durch die Macht Meines Willens geheilt worden waren.

19] Er aber sagte zu denen, die ihn fragten, ob sie zu Mir kommen dürften, dennoch: »Ich habe hier in der Anstalt für meinen Herrn nur etwas Weniges zu tun, werde dann wieder ins Haus gehen, mich wegen eures Anliegens erkundigen und euch dann sogleich die Antwort des großen Herrn und Meisters überbringen.«

20] Mit dem waren die Geheilten zufrieden. Der Diener ging und verrichtete sein Geschäft, kam darauf ins Haus zu uns und hinterbrachte Mir das, um was ihn die Geheilten gefragt hatten.

21] Ich aber sagte zu ihm: »Gehe hin, und sage es Meinen Freunden, die dich fragten, ob Ich noch im Hause Mich befinde, und ob sie zu Mir kommen dürften: Wen die Liebe zu Mir führt, der kann allzeit zu Mir kommen, und Ich werde ihn mit der Liebe aufnehmen, die ihn zu Mir geführt hat!«

22] Auf diese Meine Worte ging der Diener abermals in die Anstalt und sagte das zu den Geheilten, die sich darauf voll Freude sogleich aufmachten und mit aller Ehrfurcht dem Wohnhause des Markus zueilten.



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