Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 33. Kapitel: Jesus beim Wirt in Pella.

01] Bei dieser Herberge hielten wir an, und es kam der Wirt uns mit der Entschuldigung entgegen, daß er uns nicht aufnehmen könne; denn fürs erste würde seine Herberge uns gar nicht fassen, und fürs zweite sei er nur mit sehr wenigen Mundvorräten versehen, die für uns nicht genügen würden. Aber in der Mitte der Stadt befinde sich eine griechische Herberge, die mit allem versehen sei, und daselbst wir eine gute Aufnahme finden könnten.

02] Sagte Ich: »Darum habe ich schon lange eher gewußt, als du noch geboren worden bist; Ich aber bin nun nicht der Heiden, sondern nur der Juden wegen hierher gekommen, und so Mich diese durchaus schon nicht aufnehmen wollen, dann werde Ich schon wissen, was Mir zu tun übrigbleiben wird. Laß uns denn sehen den Raum deiner Herberge und deiner Synagoge!«

03] Da sah Mich der Wirt groß an und sagte: »Freund, mit wem habe ich denn in dir zu tun, daß du mit mir ordentlich gebieterisch sprichst?«

04] Sagte Ich: »Wüßtest du, wer Ich bin, da würdest du zu Mir sagen: "Herr, ich habe einen gichtbrüchigen Sohn, an dem schon viele Ärzte ihre Kunst versucht haben, und ich bin dabei arm geworden, und der Sohn leidet täglich größere Schmerzen! Hilf Du meinem Sohn, denn Dir ist alles möglich!" Du weißt aber das nicht, und darum habe Ich es dir nun gesagt.«

05] Als der Wirt solches aus Meinem Munde vernommen hatte, da dachte er bei sich: »Wie weiß dieser Fremde, den unsere Bergstadt Pella noch nie gesehen hat, um meinen gichtbrüchigen Sohn, und daß sein Leiden von Tag zu Tag ärger wird?«

06] Darauf erst wandte er sich zu Mir und sagte: »Herr, daß du kein gewöhnlicher Mensch bist, das habe ich nun gar wohl wahrgenommen; und ist es dir möglich, meinen Sohn zu heilen, so werde auch ich trotz aller meiner Dürftigkeit alles aufbieten, um mich dir und deinen Gefährten dankbar zu erweisen!«

07] Sagte Ich: »So führe Mich hinein zu deinem Sohn, und es soll besser mit ihm werden!«

08] Da führte mich der Wirt in das Gemach des kranken Sohnes, allwo sich um den Jammernden und Klagenden seine Mutter und seine Geschwister trauernd befanden und Gott baten, daß Er den Kranken doch endlich einmal von seinen Leiden befreien möchte.

09] Da sagte der Wirt zu den Seinen: »Klagt nicht weiter, denn seht, da ist ein fremder Arzt, der meinem Sohne helfen kann und wird, und ich glaube fest, daß Ihm allein das wohl möglich ist!«

10] Sagten die Traurigen: »Wenn diesem Arzte das möglich ist, so hat Gott der Herr unsere Gebete erhört!«

11] Sagte Ich: »Ja, ja, Er hat sie erhört, und Ich sage nun aus Meiner eigenen Macht, die Mir innewohnt: Du Gichtbrüchiger, Ich will es, werde du gesund, und sündige in der Folge nicht mehr; denn durch dein geheimes Sündigen bist du zu deinem Leiden gekommen!«

12] Auf diese Meine Worte ward der Sohn im Augenblick vollkommen gesund, und Ich sagte, daß er das Lager verlassen und daß ihm die Mutter ein Essen bereiten solle, doch frisch und rein. Das geschah denn auch sogleich, und der Wirt und sein geheilter Sohn wußten nicht, wie sie Mir fürs erste gebührend danken oder gar Mich anbeten sollten.

13] Ich aber sagte: »Zerbrecht euch über die Art, wie ihr euch gegen Mich dankbar erweisen sollt, nicht den Kopf und das Herz; denn Ich sehe nur aufs Herz allein und weiß nun, was in ihnen vorgeht! Aber nun laß Mich sehen deine Herberge und die kleine Synagoge!«

14] Hier sträubte sich der Wirt nicht mehr, Meinem Wunsche Gewährung zu leisten, und führte Mich in die Gemächer der Herberge, die für uns am Ende doch Raum genug boten.



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