Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 50. Kapitel: Jesus vertreibt siebzehn Geister aus einem Besessenen.

01] Als Ich das sagte, befiel die anwesenden Heiden eine Furcht und große Angst; denn sie hatten schon vor den fünf Geistern einen großen Respekt bekommen.

02] Ich aber erhob Mich schnell von Meinem Platze, trat zum Besessenen hin und sagte mit aufgehobener Hand: »Ich will es, und so fahret, allen Anwesenden sichtbar, aus den Eingeweiden dieses Menschen, den zu besitzen und zu plagen ihr kein Recht habt!«

03] Da rissen sie den Menschen noch ein paar Male, daß er darob zu Boden fiel, sich aber alsbald wieder erhob, als die Arggeister in der Gestalt von kleinen, schwarzen Krokodilen ausfuhren.

04] Diese sahen viel dichter aus, konnten sich nicht in die Luft erheben, sondern krochen am Boden umher, richteten endlich gegen Mich ihre Rachen und kreischten Mich also grimmig an: »Was haben wir mit Dir zu tun? Wir kennen Dich nicht, haben auf der Erde nie wider Deine Gesetze, die nie da waren, handeln können! Nach welchem Recht willst Du uns nun züchtigen? Warum hast Du uns mit Deiner Übermacht aus dieser unserer Wohnung getrieben, die wir schwer erobert haben?«

05] Sagte Ich: »Waret ihr nicht Zeugen, als Ich auf dem Berge Sinai die Gesetze gab? Wer trieb euch damals an, Mir zu trotzen, Meiner zu spotten, euch aus Gold ein Kalb zu machen und es dann an Meiner Statt anzubeten? Ihr waret eben die Haupträdelsführer und habt viel Volkes beredet und es von Mir abwendig gemacht; wie sagt ihr nun, daß Ich euch völlig fremd und unbekannt sei und euch auch niemals Gesetze gegeben hätte, nach denen Ich nun mit Recht euch zu gebieten hätte?!

06] Was euch damals widerfuhr, als Moses zu euch hinab ins Tal kam und in gerechten Zorneifer die steinernen Gesetzestafeln zerschlug, das widerfahre euch auch jetzt. Darum hebet euch von hier; denn für euch wird noch lange keine Erlösung tagen!«

07] Darauf fingen sie an, von uns über die Steilen des Hügels jählings hinabzukriechen in einen sumpfigen und mit allerlei Unkraut dichtbewachsenen Graben und machten ein Geheul und wildes Gekrächze.«

08] Da sagte der Hauptmann zu Mir: »O Herr und Meister, dieser Graben wird allen Bewohnern dieses Ortes zu einem Unheil werden, so Du ihn nicht von diesen siebzehn Argdämonen reinigen wirst; denn vor diesen wahren Bestialgeistern habe selbst ich mich zu fürchten angefangen! Darum wolle Du sie nicht in diesem Graben weilen lassen!«

09] Sagte Ich: »Wartet nur ein wenig, bis Ich mit dem Geheilten fertig bin, dann werden wir schon sehen, wie sich dieser Graben reinigen lassen wird!«

10] Hierauf fiel auch der zweite Geheilte vor Mir auf seine Knie nieder, dankte Mir für die Heilung von seiner mehrjährigen Plage und machte dann das gleiche Glaubensbekenntnis, das sein Bruder zuvor gemacht hatte, und bat Mich darauf, daß Ich der Bitte des Hauptmanns eingedenk bleiben möchte; denn auch er könne nun nicht ohne Grauen in diesen schmutzigen Graben hinabschauen.

11] Sagte Ich: »Nur eine kleine Weile der rechten Geduld noch; denn wir wollen zuvor noch sehen, ob da nicht einer der siebzehn Geister in einer andern Gestalt zurückkehrt und mit Mir zu rechten anfängt! Denn auch diese Geister haben einen noch völlig freien Willen.«

12] Sagte der Hauptmann: »Herr und Meister, woher kommt es denn, daß diese Geister in der Gestalt mir bekannter, ganz abscheulicher Tiere uns ersichtlich wurden? Die ersten fünf haben freilich wohl ihre Gestalt am Ende geändert; aber die siebzehn blieben, wie sie uns ersichtlich wurden, in ihrer gar grauenhaft häßlichen Gestalt und entfernten sich von hier auch in derselben Gestalt. Woher kommt es also, daß solche Geister in solcher Gestalt den Menschen ersichtlich werden?«



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