Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 117. Kapitel: Bürger von Aphek bewundern die fruchtbar gewordene Gegend.

01] Als wir in der Herberge das ganz wohlbereitete Mittagsmahl zu uns genommen hatten, an dem auch die in der Herberge zurückgebliebenen andern Heidenpriester teilnahmen, da kamen denn auch mehrere andere erste Bürger dieser Stadt in die Herberge, die von Mir noch nichts wußten.

02] Und einer von ihnen sagte voll Staunens zum Wirte: "Weißt du noch nicht, daß die ganze weite Gegend um unsere Stadt grünend und blühend geworden ist? Sollte das eine Wirkung des Erdbebens sein oder haben sich die Götter über diese Gegend erbarmt infolge der Bitten unserer Priester und unserer ihnen willig dargebrachten Opfer? Das ist im Ernste kein Scherz, sondern ein vollkommenster Ernst!«

03] Sagte der Wirt: »Da bringt ihr uns keine neue Kunde; denn auch wir wissen sehr darum und sind darob über alle Maßen froh! Wir wissen aber noch um ein mehreres, denn ihr da wisst. Geht hinaus auf meinen Hügel, der gegen Abend außerhalb der Mauer unserer Stadt liegt, und ihr werdet dort eine neue, überreichliche Wasserquelle finden, aus der unsere ganze große Stadt mehr als genügend wird mit dem besten Wasser versehen werden können! Wir werden denn auch so bald, als es tunlich sein wird, alles aufbieten und das Wasser in die Stadt leiten und damit unsere bereits schon völlig trocken gewordenen Zisternen füllen und werden an keiner Wassernot zu leiden haben und werden auch nicht mehr Not haben, unsere Herden in den tiefen Schluchten und Tälern ihr mageres Futter suchen zu lassen. Geht nun nur hinaus und überzeugt euch selbst!«

04] Als die Bürger das von unserem Wirte vernommen hatten, da verneigten sie sich vor dem Hauptmanne, den sie wohl kannten, und begaben sich alle sogleich an die besagte Stelle.

05] Und als sie die reiche Quelle alsbald antrafen, da konnten sie sich nicht genug verwundern, und einer, der noch ziemlich stark auf die heidnischen Götter hielt, sagte: »Hört, da müssen wir uns vor allem mit den Priestern beraten, und zwar dahin, daß in möglich kürzester Zeit auf diesem Hügel dem Gott Neptun ein Tempel erbaut werde aus Dank für seine uns nun erwiesene so große Gnade und Wohltat, und daß zur größeren Ehre dieses Gottes auch ein eigener Neptunpriester von uns unterhalten werde, dem wir in der Nähe dieser Quelle dort auch eine stattliche Wohnung erbauen wollen und werden!«

06] Sagte ein anderer: »Wir werden alles tun, was unsere Priester anordnen werden; denn nur sie allein wissen es, was da zu machen sein wird. Wir wissen das nicht; darum werden wir nach unsern Kräften das tun, was sie im Namen der Götter anordnen werden.«

07] Mit dem waren alle einverstanden, gingen in die Stadt und zeigten das auch vielen andern Bürgern an. Denn es wußte noch kein Mensch in der ganzen Stadt um dies Wunder, erstens, weil es ohnehin erst kaum einige Stunden lang bestand, und zweitens, weil der Punkt der Stadt wegen seiner schon bekanntgegebenen Sterilität durchaus kein besuchter war.

08] Als so denn auch die andern Bürger von dieser Quelle Kunde erhielten, da lief alles, jung und alt, an den Ort des Wunders und betrachtete es beinahe bis gen Abend hin, und wir blieben dadurch von den Zudringlichen verschont und konnten dadurch denn auch unbeirrt leicht und bald nach dem Mittagsmahle Anstalten zur Weiterreise treffen.

09] Bevor Ich mit Meinen Jüngern diesen Ort verließ, sagte Ich dem Hauptmanne und auch den Priestern, was die Bürger an der Quelle miteinander geredet hatten, und daß die Priester nun wohl wissen würden, was sie zu tun haben werden, auf daß das Heidentum nicht noch tiefere Wurzeln schlage, als es bei diesen Heiden nun bei dieser Gelegenheit geschlagen hatte.

10] Da sagte der Hauptmann: »Das, o Herr und Meister, werden wir mit Deiner sicher steten Mithilfe wohl zu verhüten verstehen! In weltlicher Hinsicht bin ich hier allein der Gebieter und unterstehe allein dem Obersten Kornelius, der gegenwärtig in Kapernaum residiert, und dem Oberstatthalter Cyrenius, der gewöhnlich zu Tyrus und zeitweilig auch in Sidon daheim ist.

11] Da diese meine Vorgesetzten Dich, o Herr und Meister, auch gar wohl kennen und für Deine heiligste Lebenssache für uns Menschen im höchsten Grade eingenommen sind und uns daher im Verbreiten Deiner Lehre nicht hinderlich sein werden, so werden wir denn auch bei unserer Arbeit zum höchsten Wohle der Menschen auf sehr wenig Widerstände zu stoßen zu befürchten haben.«

12] Sagte Ich: »Ohne diese wird die Arbeit für Mein Reich zwar nicht vor sich gehen; aber so ihr an allerlei kleine und dann und wann auch größere Übelstände stoßen werdet, da verlieret den Mut, das Vertrauen auf Mich und den Glauben an Mich nicht, und ihr werdet nicht vergeblich gearbeitet haben. Denn - wie Ich es euch schon gesagt habe - in dieser Zeit, in der die Macht der Hölle auf dieser Erde unter den Menschen übergroß geworden ist, braucht Mein Reich Gewalt und große Mühe, und nur die werden es zu eigen besitzen, die es mit Gewalt an sich reißen werden.

13] Es werden demnach auch über euch noch allerlei Prüfungen und Versuchungen kommen: wenn sie aber kommen werden, dann denkt, daß Ich euch das zum voraus verkündet habe.

14] Seid dann mutig und kämpfet weise und stets mit aller Liebe gegen das Heranstürmen der Welt in euch und auch außer euch, und ihr werdet mit Meiner steten Hilfe für eure Arbeit des Himmels goldene Früchte im reichsten Maße ernten, und eure Freude darob wird eine große und unvergängliche sein.

15] Ein jeder tüchtige Arbeiter ist auch seines Lohnes wert, und je schwerer und mühevoller die Arbeit ist, eines desto größeren und ausgezeichneteren Lohnes ist auch der Arbeiter wert, - was ihr wohl einseht. Doch wer mehr arbeiten will, weil ihm die Mühe zu groß dünkt, der hat auch einen Lohn zu gewärtigen und soll denn auch nicht essen, sondern Hunger leiden.

16] So aber schon der leibliche Hunger schmerzt, um so schmerzhafter dann erst der geistige Hunger sein für jeden, der schon einmal vom Brote aus den Himmeln gegessen hat, sich aber dann keine weitere Mühe gab, daß ihm ein großer Vorrat von diesem Brot zuteil werde und seine Seele dann von dem Vorrate lebe für ewig.

17] Das wahre Brot und der wahre Trank aus den Himmeln aber bin Ich in der ewigen Wahrheit alles dessen, was Ich euch gelehrt habe.

18] Ihr habt zwar von diesem Brot und Wein einen großen Vorrat überkommen; seht aber nun selbst wohl zu, daß er bei euch keine Verminderung erleide! Um dem kräftig vorzubeugen, seid denn gleichfort tätig in Meinem Namen! Meine Liebe stärke und Meine Weisheit führe euch!«

19] Nach dieser Meiner Rede erhoben wir uns alle, und alle dankten Mir unter vielen Tränen für die Belehrungen und für all die andern ihnen erwiesen Wohltaten.



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