Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 126. Kapitel: Die Fischmahlzeit.

01] Hierauf erhoben sich der Wirt und alle die anwesenden Nachbarn, gingen und taten, was Ich ihnen angeraten hatte. Da sie selbst und alle ihre Angehörigen sogleich die Hände an die Arbeit legten, so dauerte es auch nicht lange, bis alle ihre leeren Gefäße und Schläuche mit reinem Wasser vollgefüllt waren. Und als dies der Fall war, da kosteten sie alsbald das Wasser und wurden darob voll Staunens, als sie sogleich den besten Wein in den Mund bekamen; und alle priesen Gottes Macht in Mir.

02] Es ward also der ganze arme Ort mit Brot, Getreide, Mehl und Wein bestens versehen.

03] Nachdem alle den Wein gekostet hatten, gingen sie in ihre Speicher und in ihre Speisekammern und fanden eine gerechte Menge Getreide, Mehl und Brot, und der Wirt fand in seinen Speisekammern auch noch eine gerechte Menge von Hülsenfrüchten, von denen er selbst ein besonderer Freund war.

04] Nach einer kleinen Stunde Zeit kamen alle wieder zu Mir und wollten Mir über Hals und Kopf für alles zu danken anfangen.

05] Ich aber sagte ganz freundlichen Angesichtes: »Lasst das Mir gar nicht angenehme Danken mit dem Munde; denn euer Herzensdank ist Mir lieber als das Hohelied Salomonis, gesungen von ganz Israel mit stummem Herzen! Geht aber nun, und bringt auf den Tisch Brot und Wein in gerechter Menge, und wir wollen uns stärken!«

06] Da ging der Wirt mit seinen drei schon bekannten Söhnen und brachte gleich eine hinreichende Menge Brot und Wein, und wir alle aßen und tranken und stärkten unsere von der ziemlich weiten Reise müde geworden Glieder. Auch die drei Söhne, die von der Reise auch sehr müde und auch hungrig und durstig geworden waren, griffen wacker nach dem ihnen über alles wohlschmeckenden Brote und ließen sich den Wein auch wohlschmecken.

07] Als wir uns aber mit dem Brot und Wein gestärkt hatten, da kamen das Weib und ein paar Töchter des Wirtes, und das Weib sagte, daß sie uns eine gerechte Menge Fische nach der griechischen Art zubereitet habe und fragte, ob sie dieselben auf den Tisch bringen dürfe.

08] Sagte Ich: »Habe keine Scheu vor uns Juden! Wir haben schon zu mehreren Malen Griechen- und Römerkost zu uns genommen und sind darob nicht unrein geworden; denn was nach Bedarf und mit rechtem Ziel als eine für den Menschen seit alters her anerkannte und möglichst rein bereitete Speise zum Munde in den Magen hineinkommt, das verunreinigt den Menschen nicht, doch was zum Munde aus dem Herzen herauskommt, wie Lästerung, Ehrabschneidung, arger Leumund und allerlei Lüge, unflätige Reden und allerlei Schelterei, das verunreinigt wohl den ganzen Menschen. Darum bringe du, Weib, deine nach griechischer Art bereiteten Fische nur ohne Scheu auf den Tisch, und wir werden sie schon verzehren!«

09] Darauf begab sich die Wirtin sogleich in die Küche und brachte mehrere Schüsseln voll Fische auf den Tisch, und die andern Kinder brachten das nötige Eßgerät, natürlich von ganz einfacher Art, wie es die armen Bewohner dieses kleinen Ortes haben konnten.

10] Ich nahm denn auch alsogleich einen Fisch auf einen tönernen Teller vor Mich hin, zerteilte ihn und verzehrte ihn. Dasselbe taten auch Meine Altjünger.

11] Aber die bekannten Judgriechen aus Jerusalem und die etlichen Johannesjünger, die mit Mir waren, getrauten sich doch nicht, die Griechenfische zu essen; und es fragte Mich der Wirt, ob diese denn wohl gar so strenge Mosaisten seien. Sie würden ja doch schon gar wohl wissen, wer Ich sei!

12] Sagte Ich: »Das wissen sie wohl und sind auch gar so strenge Mosaisten nicht; aber es steckt noch so manche altverrostete Gewohnheit in ihnen, und so essen sie die Fische, so sie völlig nach griechischer Art bereitet sind, nicht. Doch lassen wir sie nur recht hungrig werden, und sie werden auch derlei Fische mit großer Gier verzehren.

13] Ich bin nun ein wahrer Bräutigam, und diese sind Meine Bräute und Meine Hochzeitsleute. Solange Ich bei ihnen bin, haben sie noch nie gefastet und irgend Hunger und Durst gelitten; wenn aber Ich als der Bräutigam von ihnen werde genommen werden, dann werden sie auch gar oft fasten müssen und Hunger und Durst zu erleiden bekommen. Und wenn sie dann zu euch kommen werden, dann werden ihnen eure Fische gar wohl schmecken.«



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