Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 138. Kapitel: Das Bekenntnis des Ältesten.

01] Als sie nun ganz voll heiteren Sinnes geworden waren, da wandte sich der Älteste wieder an Mich und sagte: »Herr und Meister aus des Himmels höchsten Höhen! Du wirst doch auch schon Jerusalem besucht haben? Haben Dich die im Tempel auch also erkannt wie wir hier? Was sagten sie über Dein Erscheinen in dieser Welt?«

02] Sagte Ich: »Die große und überselbstsüchtige Blindheit der Juden in Jerusalem wird das Gotteslicht nicht erkennen und auch keinen Anteil an ihm haben; denn es wird den Juden das Licht genommen und den Heiden gegeben werden.

03] Ich habe schon mehrere Male im Tempel gelehrt und Wunder gewirkt, und von all denen, die sich groß dünken und von jedermann hochpreisen lassen, glaubte niemand an Mich; und so geschieht es denn nun auch zum Zeugnisse über sie, daß Mein Licht ihnen genommen und den Heiden in großem Maße gegeben wird, wie solches denn auch über sie geschrieben steht.

04] Seht diese Heiden an, und redet auch mit den vielen Heiden anderer Orte und Städte, und fragt sie, was sie von Mir halten. Wahrlich, es soll euch unter ihnen viel Lichtes werden!

05] Geht aber nach Jerusalem und in viele andere Judenstädte und -orte, und ihr werdet euch über die schnödesten Urteile über Mich nicht genug verwundern können! Und doch habe Ich allenthalben die gleiche reinste Lebenswahrheit gelehrt und große Zeichen gewirkt. Was soll Ich nun mit dieser Unart von Juden tun?«

06] Sagte der Älteste: »Herr und Meister, tue mit ihnen das, was Du mit den Sodomitern getan hast!«

07] Sagte Ich: »Jetzt noch nicht; denn es gibt noch etwelche Gerechte in solchen Städten und Orten; aber es wird das nicht lange mehr währen, weil diese wenigen Gerechten um Meines Namens und Meiner Lehre willen von den blinden und übermütigst stolzen Weltlingen derart werden verfolgt werden, daß sich am Ende auch nicht ein Gerechter in Meinem Lichte in solch einer Stadt wird aufhalten können, und dann wird ihr Maß voll sein, und es wird ihr noch um vieles ärger ergehen, als es dereinst Sodom und Gomorra ergangen ist. Doch lassen wir nun das und reden wir von etwas anderem!

08] Sagt es Mir, ob euch von Mir und Meinem Wirken noch nichts zu Ohren gekommen ist! Denn vor ein paar Jahren war Ich auch in der Nähe von Gadara und habe daselbst die beiden Argbesessenen von ihren vielen bösen Geistern befreit, die sich dann einer Herde Schweine bemächtigten und sich mit ihnen in das Meer stürzten. Und habt ihr nicht vernommen, wie Ich einmal in der Nähe von Bethsaida in einer Wüste mehrere Tausende von Menschen mit nur wenigen Broten und Fischen derart gespeist habe, daß nach der Speisung mehrere Körbe von dem, was sie nicht verzehren konnten, erübrigt worden sind?«

09] Sagte der Älteste: »Ja, Herr und Meister, davon haben wir alle wohl gar vieles reden hören und hielten den Wundertäter, der ein Nazaräer und zwar des Zimmermannes Joseph - den ich persönlich recht wohl gekannt habe - Sohn gewesen sei, (für einen Magier), der seine Wunder etwa bei den berüchtigten Essäern erlernt habe und Jesus heiße.

10] Damals hatte das blinde Volk also geurteilt, und wir konnten uns denn auch nicht leichtlich etwas anderes denken; denn was konnten wir uns wohl von dem Sohne eines Zimmermanns aus Nazareth anderes denken, als daß er ein recht gewandter Magier sein werde, die Lehre der Altjuden kenne und sich vor dem leicht täuschbaren Volke als ein Prophet produziere, um es für seine nur ihm bewußten Zwecke an sich zu ziehen?

11] Wären wir von jenen Deinen Taten selbst Zeugen gewesen, so hätten wir über Dich - und so Du auch zehnmal der Sohn Josephs gewesen wärest - auch sicher ganz anders geurteilt!

12] Doch nun sind wir selbst Zeugen von Deiner Tat, die keinem Essäer, sondern nur einem Gott zu bewirken möglich ist, und Du kannst nun als Mensch der Sohn Josephs, des Zimmermannes aus Nazareth sein - wie Du es auch sein wirst -, so beirrt das unsern Glauben an Dich nicht im geringsten und Du bist und bleibst für uns der verheißene Messias!

13] Nimm uns dies unser Bekenntnis nicht für ungnädig auf, und enthalte uns Deinen Segen nicht vor!«



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