Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 157. Kapitel: Jesus gibt Johannnes und Matthäus Winke für ihre Aufzeichnungen.

01] Sagte darauf Mein Johannes: »Soll ich mir von dem, worüber Du uns heute also gnädig belehrt hast, in meine Pergamentblätter etwas notieren oder nicht? Es könnte solches wenigstens für die Nachwelt von Nutzen sein!«

02] Sagte Ich: »Lasse das gut sein; denn in jener Zeit, so es notwendig sein wird, werde Ich solche Dinge schon durch den Mund neuerweckter Knechte, Seher und Propheten den Menschen, die eines guten Willens sind, offenbaren lassen, in dieser Zeit aber werden die von Mir Erweckten und in Meinem Geiste Wiedergeborenen schon ohnehin in alle ihnen notwendige Wahrheit und Weisheit geleitet werden.

03] Du wirst aber über das Wichtigste Meines Lehramtes auf dieser Erde in dem von dir geschriebenen und bleibenden Evangelium noch hinzu a über die außerordentlichen Lehren und Taten anführen, daß du von ihnen nichts anderes sagst, als daß Ichnoch gar vieles gelehrt und getan habe, was nicht in diesem Buche geschrieben steht; und würde man solches auch in Büchern aufschreiben, so würde sie die Welt, das heißt die Menschen, nicht fassen. Und das ist genug. (a Johannes.20,30; b Johannes.21,25)

04] Daß Ich Mich aber übrigens a demjenigen, der an Mich glaubt, Mich liebt und Meine Gebote eben der Liebe hält, Selbst offenbaren werde - was du schon vor längerer Zeit niedergeschrieben hast -, das genüge einem jeden, der in Meinem Namen getauft und gestärkt wird durch Meinen Geist aus den Himmeln!« (a Johannes.14,21)

05] Als Ich solchen Bescheid dem Johannes gegeben hatte, war er damit vollkommen zufrieden; aber der auch anwesende Evangelist und Schreiber Matthäus sagte: »Herr, ich habe ja auch mit allem Fleiß über Deine Lehren und Taten eine Menge Notate (Notizen) gesammelt, und Du sagst nicht, daß sie auch bleiben werden!«

06] Sagte Ich: »Auch deine Notate werden bleiben! Jedoch die, die du mit deiner eigenen Hand gezeichnet hast, werden zwar irgendwo als Schrift auch verbleiben, aber den Menschen, wo sie verbleiben, werden sie wenig nützen; ein anderer aber, der in deinem Namen schreiben wird, wird dich ersetzen, und seine Schrift wird bleiben. Und somit kannst auch du zufrieden und beruhigt sein.

07] Weil es nun aber schon spät in der Nacht geworden ist, so wollen wir uns einiger Ruhe überlassen, und der morgige Tag wird das Seinige schon wieder mit sich bringen!«

08] Der Wirt erhob sich voll der tiefsten Achtung vor Mir und wollte uns alle in ein Schlafgemach führen.

09] Ich aber sagte: »Das tue du den zwei Pilgern; wir aber bleiben die Nacht hindurch wie jetzt an diesem Tische.«

10] Der Wirt stellte sich damit zufrieden und brachte die beiden Fremden, die sich über Meine von ihnen unverstandenen Reden dennoch nicht genug verwundern konnten, in ihr Schlafgemach, und sie freuten sich schon auf den kommenden Tag, Mich und Meine Gesellschaft näher kennenzulernen, und dankten in ihrem Schlafgemach dem Wirte für seine Gastfreundschaft.

11] Wir ruhten darauf wie gewöhnlich bis zum Aufgange der Sonne, zu welcher Zeit wir uns dann sämtlich vom Tische erhoben und ins Freie gingen.

12] Einige hundert Schritte außerhalb der Stadt befand sich eine ziemliche Anhöhe, etwa bei hundert Fuß hoch über das ohnehin hohe Landesniveau, und von dieser Höhe hatte man einen gar herrlichen und weitgedehnten Blick über die großen Ebenen des Euphrat, und gegen Westen hin übersah man einen bedeutenden Teil des Jordantales bis zum Toten Meere hin, einen Teil von Jerusalem, Bethlehem und noch eine Menge Ortschaften bis an den Libanon hin.

13] Der Wirt fehlte nicht, uns auf diese Anhöhe zu begleiten, und fing uns da zu erklären an, was man gegen Osten alles sieht, gegen Mittag, gegen Westen und gegen Norden; denn er war in der Hinsicht recht sehr ortskundig, und Meine Jünger unterhielten sich mit ihm.



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