Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 218. Kapitel: Jesu Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen.

01] (Jesus:) »Es war ein Hausherr, der hatte viele Weinberge, Wiesen, Gärten und Äcker. Er bekam aber einen überaus edlen und reinen Weizen von seinem Vater und sagte darauf zu seinen Knechten: "Geht hin und reinigt mir einen großen Acker auf das sorgfältigste, auf daß, so ich den reinsten und edelsten Weizen auf den Acker säe, mir kein Unkraut dazwischen aufgehe!"

02] Die Knechte taten das, und der Weizen wurde auf den gereinigten Acker reichlich gesät; und er ging bald auf, und der Herr des Ackers hatte eine rechte Freude, daß er zwischen dem aufgegangenen Weizen kein Unkraut bemerkte.

03] Doch nach einer Zeit, als der Weizen schon hoch emporgewachsen war, daß er in die Ähren zu schlagen anfangen konnte, siehe, da kamen auf einmal die Knechte zum Hausherrn und sagten: "Herr, wir haben den Acker gereinigt und nach deinem Willen den reinsten Weizen in denselben gesät, und er ging auch rein auf, worüber du selbst eine große Freude hattest; aber siehe, nun, da der Weizen schon bald in die Ähren schlagen sollte, schießt auf einmal eine Menge Unkraut zwischen dem Weizen hervor! So du willst, wollen wir hingehen und das Unkraut ausjäten!"

04] Sagte darauf der Herr des Ackers: "Lasst das nun gut sein, auf daß ihr durch eure Arbeit nicht auch dem bereits hoch aufgegangenen edlen Weizen schadet; denn ich weiß es schon, daß mir solches ein Feind getan hat! Lasst daher alles bis zur Reife kommen, den Weizen samt dem Unkraut! Mit der Zeit der Reife des Weizens werde ich durch euch, meine Diener, den Weizen sammeln lassen und bringen in meine Scheune, darauf aber dann erst auch das viele Unkraut zusammenbinden lassen in Bündel, bis es dürre wird; dann wollen wir es zur weiteren Reinigung des Ackers anzünden und verbrennen!"

05] Seht, das ist das Bild, aus dem ihr lernen sollt, was ihr in bezug auf das Unkraut auf Meinem Lebensacker zu tun habt!

06] Der edle Weizen stellt jene Menschen dar, die bei Meiner Gastmahlstafel ein rechtes Festkleid anhaben, das Unkraut aber stellt insgesamt jenen Gast dar, der kein hochzeitliches Festgewand anhatte. Er bediente sich zwar auch so lange der auf den Tisch gesetzten Speisen, bis der scharfsichtige Gastgeber selbst ins Gastzimmer kam, was das Reifwerden des edlen Weizens und des Unkrautes bezeichnet.

07] Die festlich geschmückten Gäste werden behalten, und der unfestlich gekleidete wird in das Zornfeuer des Gastgebers hinausgeworfen werden, und er wird dann dazu dienen müssen, daß durch sein Verbrennen er den verunreinigten Acker am Ende selbst reinigen wird.

08] Ihr werdet darum auf dieser Welt noch auf gar viele unfestlich gekleidete Gäste kommen (treffen) und gar viel Unkraut unter dem reinen Weizen aufwuchern sehen; aber ereifert euch darum nicht allzusehr, und lasst alles zur Reife kommen, und wartet ab, bis der große Gastgeber Selbst kommen wird! Dann wird mit Ihm auch die gehörige Ausscheidezeit kommen, und es wird einem jeden das zum Lohne werden, nach dem seine gute oder böse Liebe gestrebt hat. Denn in Meinem Hause gibt es zwar sehr viele beseligende Wohnungen, aber daneben auch sehr viele Kerker, und die Meine vielen Kerker den beseligenden Wohnungen vorziehen und sie zu bewohnen trachten, die sollen denn auch das haben, was sie wünschen, und wir werden sie nicht und niemals durch was immer für eine Gewalt aus denselben herausziehen und durch sie dann unsere reinsten Himmelswohnungen verunreinigen. Werden sie sich aber selbst eines Besseren bedenken, so sollen ihnen darin auch keine Schranken gesetzt werden. - Versteht ihr nun alles das?«



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