Leopold Engel (1858-1931): 'Das große Evangelium Johannes', angeblicher 'Band 11', Achtung! krit. Anmerkungen


Kapitelinhalt 053. Kapitel

01] Es sind hier nun einige Worte über das geistige Schauen hinzuzufügen für die, welche Meine Wege wandeln und an sich selbst erkennen wollen, wieweit die Seele schon im Leibe entwicklungsfähig ist. Es soll hier nicht gelehrt werden, besondere wunderbare oder magische Eigenschaften zu erlangen, oder das Rezept gegeben werden, nur nach diesen zu streben, sondern es soll der Weg angegeben werden, wie die mannigfachen Herzenszweifel überwunden werden, die die Seele empfindet, solange sie das Fleisch nicht gelockert hat. Dieses aber ist der wahre Zweck: unabhängig vom Fleische mit allen seinen Gelüsten, Zweifeln und Irrtümern zu werden, um in der eigentlichen, echten und wahren Welt, in welche die Seele nach dem Tode völlig frei und unabhängig eingehen soll, sich wohl zu fühlen und in sie eingehen zu können.

02] Es liegt auf der Hand, daß das Seelenleben ganz von selbst sich zeigen muß, wenn die einschnürenden Fesseln des Fleisches sich lockern. Und alle, die wohl mein Wort hören, sonst aber nichts von diesem inneren Seelenleben verspüren, stecken eben noch ganz in ihren Fleischesbanden, sind Hörer aber nicht Täter des Wortes.

03] Jeder, der die Fesseln abstreift, erhält einen klareren Blick über Menschen und Natur, zunächst nur in der Art, daß er meint, seine Beobachtungsgabe sei sehr geschärft; in Wahrheit aber ist es das Sichregen des Geistes, der freiere Bewegung erhält. Sodann gewöhne sich der Mensch, in sich zu blicken, das heißt die Bilder zu erkennen, welche sein geistiges Auge unabhängig von seinen fleischlichen Augen sieht und beobachten kann, so wird er schnell, wenn er in der Liebe zu Mir steht und auf diesen Grund weiterbaut, zu den Eigenschaften des Geistes gelangen, welche ihr 'Hellsehen' nennt, was jedoch keine magische, sondern eine ganz natürliche Eigenschaft der Seele ist, gegen welche sie sich allerdings ebensogut verschließen kann, wie ihr im Fleische euch gegen die Ausbildung verschiedener Fähigkeiten verschließen könnet.

04] Bei Krankheiten, in denen oftmals eine Lockerung der Seele vom Körper stattfindet - die aber sodann wegen der Schwächung des Körpers eine Art ungesunden Hellsehens ist, weswegen da viele Unrichtigkeiten vorkommen -, ist ein Leben der Seele in ihrer dem Körper fremden Welt nichts Ungewöhnliches, und viele Phantasien sind da weiter nichts als Entsprechungsbilder der Seelenwelt, - Entsprechungsbilder darum, weil die Sprache des Geistes, mit der er zur Seele spricht, nicht Worte, sondern nur vollständige Begriffe sind, während Worte erst die Begriffe mühsam vermitteln.

05] Diese Fähigkeit auszubilden, die Sprache zu verstehen, welche als Entsprechungssprache wenigstens im Worte euch bekannt ist, ist nicht nur zu Lebzeiten nützlich, sondern sogar notwendig, weil sonst nach dem Leibestode sich die Seele im Geisterreiche vorkommt wie ein Fremder, der in ein ihm stockfremdes Land eintritt, dessen Sprache er nicht versteht, und dem es nur mit größter Mühe gelingt, sich verständlich zu machen, - nur mit dem Unterschied, daß die Bewohner dieses Landes wohl den Fremdling, nicht aber dieser die Einheimischen begreift, die sich erst in die schwerfälligen Fesseln des Seelenlebens wieder einfügen müssen, um die ungewohnt gewordene, schwerfällige Körpersprache wieder anzunehmen, die den Verkehr nur durch Worte, nicht aber durch Gedankenreihen vermittelt.

06] Geistig vorgeschrittene Menschen bedauern daher auch oft die Unmöglichkeit, ihre Empfindungen genügend in Worten ausdrücken zu können, oder die Unmöglichkeit, den Gedankenflug so schnell zu fixieren, durch Schrift oder Sprache, wie der Geist es die Seele schnellstens erschauen läßt. Das wäre alles nicht möglich, wenn es diese Sprache des Geistes in schnellen Bildern und Begriffsreihenfolgen nicht geben würde.

07] Es gibt daher mehr, als Wort und Schrift vermitteln können, und niemand möge daher glauben, daß die höchst entwickelte Schriftsprache oder Rednergabe das Glänzendste sei, was die Seele des Menschen ausdrücken kann; denn das sind nur sehr schwache Ausflüsse des innersten Geistesbestrebens, die Seele teilhaftig werden zu lassen dessen, was in dem Geiste höchst vollendet verborgen liegt. Niemand glaube auch daher, etwas Besonderes zu leisten, wenn er für einen Meister dieser äußeren Mittelwege gehalten wird. Er ist nur ein elender Stümper gegen die Reichhaltigkeit des inneren Meisters, der seine Gaben nicht nach außen hin entfaltet.

08] Das Streben, diesen jedoch in sich durch Meine Kraft und durch die Liebe zu Mir zur vollendetsten Sprache zu bringen, heißt Meine Wege und Mir nachwandeln; denn Ich ging zur Erdenzeit im Fleische denselben Weg und mußte mühsam Stufe für Stufe erringen gleichwie jeder andere Mensch. - Kehren wir jetzt zu den Meinen zurück!

Krit. Anmerkungen zur Person und den Werken von Leopold Engel



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