Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 274


01] Ja, es besteht wohl im Reiche der reinen Geister eine geistige Sonne, in der Ich mit den Meinen persönlich wohne; diese Sonne ist aber räumlich allenthalben allen jenen Engeln und Geistern sichtbar, die Mich durch die Liebe in ihrem Herzen besitzen. Für die andern ist sie aber auch nirgends ersichtlich und auffindbar, und sollten sie solche auch durch den ganzen unendlichen Raum suchen und finden wollen; denn bei denen das Herz blind ist, ist auch ihre geistige Sehe blind, und sie sehen von der geistigen Sonne noch weniger als ein Stockblinder auf dieser Erde von der natürlichen etwas.

02] Ich bin aber durch diese (geistige) Sonne überall gegenwärtig und kann auch in die Erscheinlichkeit treten und (persönlich) wirken, wann und wo Ich will, und brauche vorher Mich mit niemandem zu beraten, weder in der Welt der Geister und noch weniger in der Welt der Materie; wohl aber beraten sich zuvor alle seligen Engel und Geister mit Mir, so sie irgendeine große Tat in Meinem Namen zu vollbringen haben.

03] Was dagegen ihre gewöhnlichen Handlungen in Meinem Reiche betrifft, so finden sie die Anweisungen für immerfort in ihren himmlischen Wohnungen. Wie aber diese beschaffen sind, darüber habt ihr schon in der 'Geistigen Sonne' die Kunde erhalten.

04] Was das Geistige unseres Evangelisten Lukas betrifft, so war er voll Eifers um Meine Sache, und es wäre sehr gut gewesen, so er sich mit seinem Eifer um einige Staffeln tiefer angestellt hätte. Allein er war, ist und bleibt ein tüchtiges Rüstzeug Meiner Liebe- und Gnadenerweisungen für seine Zeit sowohl als für die Jetztzeit, denn er war in den Schriften des alten Bundes besser bewandert als irgendein seine Nase hochtragender Schriftgelehrter des Tempels und konnte daher auch leicht Meine Taten, von denen er Kunde erhielt, als wahr beurteilen und sie auch den andern, die ihn darum angingen, darstellen.

05] Wollet darum euch nicht ärgern über diesen Mann ob mehrerer Unrichtigkeiten, die in seinen Schriften vorkommen; denn fürs erste war nicht er von allem der eigentliche Schöpfer, sondern vielmehr seine nachträglichen Korrektoren, von denen Ich euch mehr denn ein ganzes Dutzend anführen könnte. Und fürs zweite war er besonders in seinen spätern Zeiten voll guten Willens und voll Ernstes, der Nachwelt möglichst die vollste Reinheit in seinen Schriften zu hinterlassen. Allein dafür kann er nicht, was die spätern habsüchtigen Gemeindevorsteher aus ihm gemacht haben. Sie haben Unkraut unter seinen Weizen gesät, welches mit dem Weizen aufging. Den Weizen verstanden sie recht wohl für ihre Scheuern zu sammeln, das Unkraut aber brauchten sie dann zum Nährfutter ihrer Herden und brauchen es noch. Diese Herden bestehen nun nicht aus Meinen Lämmern und Schafen, sondern aus Eseln, Ochsen, Schweinen und anderem dummen Getier, das sich mit den Disteln und Dornen begnügt. Lassen wir sie darum vorderhand bei dieser Kost; wenn sie ihnen einmal ernstlich zuwider wird, so werden sie sich selbst um eine andere Kost umsehen, bei der ihnen ihre dumme andere Gestalt verändert wird, und sie auch mit Wolle edler Schafe in Meinen Schafstall werden aufgenommen werden können, wo es dann nur einen wahren Hirten und eine rechte Herde - mit der rechten Kost versehen - geben wird.



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