Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 302


01] Also ist auch das Wort durch den Buchstaben in der Zerstreuung der, Welt gegeben, in welcher Zerstreuung da wohl niemand den Brennpunkt des Wortes ersehen kann. So aber jemand dieses zerstreute Wort in sich zu sammeln anfängt, so leitet er dadurch alle diese zerstreuten geistigen Strahen auf einen gewissen Punkt in seinem Herzen. Und dieser Punkt ist ein Brennpunkt und entzündet das empfängliche Herz in der Liebe zu Mir und erleuchtet dann durch die Flamme der Liebe das große Geheimnis Gottes in ihm selbst. - Was aber ist dieses Geheimnis Gottes? - Nichts anderes als die einige Liebe. Was aber ist diese Liebe? Sie ist der Geist Gottes im Menschen, durch welchen allein alles Leben kommt und besonders das ewige, Leben des Menschen. So ihr nun dieses wisst, daß der Geist Gottes nichts anderes ist und sein kann als die einige Liebe in Gott, da habt ihr den wahren Brennpunkt schon in euch, mit welchem ihr die Tiefen der Gottheit erleuchtet beschauen könnt.

02] Was sind denn die Tiefen der Gottheit? Was ist das zerstreute Wort Gottes in dem Buchstabensinne vor euch, in welchem niemand ohne den Geist Gottes den inneren Sinn oder die Tiefen der Gottheit erforschen kann. Sagt ihr aber ja doch selbst schon in weltlichen Dingen, daß die Liebe ein goldener Schlüssel ist, vor welchem kein Schloß sicher ist. Seht, dieses alte Sprichwort ist wahr, denn die Liebe ist wahrhaftig derjenige Schlüssel, mittelst welchem jedermann sogar bis in das Zentrum Meines Herzens dringen kann.

03] Da wir nun dieses wissen, so lasst uns versuchen, ob dieser Hauptschlüssel nicht auch das vorliegende Geheimnis Meines Wortes durch den Mund des Lukas erschließ. Vorerst aber muß eine Stelle voraus gehen, durch die alles andere erleuchtet wird. Diese Stelle lautet also: »Und der Geist Gottes kam sichtbar über ihn.« Diese wenigen Worte sind der Schlüssel zu dem ganzen Geheimnisse der vorliegenden Stellen. Also ist aber solches zu verstehen: Bis zu dieser Zeit war Jesus ein Mensch, welchen der Vater (oder Geist in ihm) ganz vollkommen für Sich erzog, und dieser Mensch Jesus war der Sohn Gottes darum, weil ihn Gott unmittelbar für Seine allerhöchste Aufnahme durch eine Jungfrau geboren werden ließ und ihm auch von Seiner allerhöchsten Seite Selbst die gehörige Erziehung gab. So war dieser Jesus bis auf diesen ersten Auftrittszeitpunkt weiter nichts als ein noch unbekanntes fleischgewordenes Wort Gottes und mußte als Mensch sich freitätig gleich jedem anderen Menschen durch die alleräußersten Selbstverleugnungen auf das allertüchtigste vorbereiten zum bevorstehenden Vollempfange des Geistes Gottes. (Siehe jl.kjug.298, jl.kjug.299)



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