Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 92. Kapitel: Wucher, das Verdammlichste vor Gott.

(Am 21. Oktober 1843, von 4 3/4 - 6 1/2 Uhr Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Aber man wird sagen: Diese Bestimmung klingt sonderbar; denn was kann der Erbe dafür, wenn er das Vermögen entweder seiner Eltern oder sonstigen reichen Anverwandten staatsgesetzlich rechtlich überkommen hat? Sollte er für sich bei solcher Ueberkommung den naturgerechten Antheil berechnen und von dem Erbe nur so viel nehmen, als dieser Antheil ausmacht, und sollte dann den anderen Theil an wen immer verschenken? - Oder sollte er wohl zwar das ganze Vermögen übernehmen, davon aber nur den ihm gebührenden Naturtheil als Eigenthum annehmen, den großen Ueberschuß aber entweder zur Unterstützung dürftig gewordener Faulenzer selbst verwalten, oder solchen Ueberschuß sogleich zum Behufe wohlthätiger Anstalten an die Vorsteher eben dieser Anstalten abtreten?

02] Diese Frage ist hier so gut als eine, der man gewöhnlich entweder gar keine, oder im höchsten Falle eine nur höchst einsilbige Antwort schuldig ist. - Ist denn das göttliche Gesetz und das Staatsgesetz, oder die göttliche Weisheit und Fürsorge, und die weltlich staatliche Politik und sogenannte Diplomatik eines und dasselbe? - Was spricht denn der Herr? Er spricht: „Alles, was vor der Welt groß ist, ist vor Gott ein Gräuel!"

03] Was Größeres aber giebt es wohl auf der Welt, als, von göttlicher Seite abwärts betrachtet, eine usurpirteStaatsgewalt, welche nimmer nach dem göttlichen Rathe, sondern nur nach ihrer weltlichen Staatsklugheit, welche in der Politik und Diplomatie besteht, die Völker unterjocht, und ihre Kräfte zur eigenen prasserisch fructitiven und konsumtiven Wohlfahrt benutzt?

04] Wenn es aber schon gräuelhaft und schändlich ist, so irgend ein Mensch nur einen, zwei oder drei seiner Brüder hintergeht, um wieviel gräuelhafter vor Gott muß es sein, wenn sich Menschen mit aller Gewalt zu krönen und zu salben wissen, um sodann unter solcher Krönung und Salbung ganze Völker zu ihrem eigenen schwelgerischen Vortheile auf alle erdenkliche Art und Weise zu hintergehen entweder durch die sogenannte Staatsklugheit, oder so sich's mit dieser nicht thun sollte, mit grausamer offener Gewalt!

05] Ich meine, aus diesem Sätzlein läßt sich ungefähr mit Händen greifen, wie sehr der meisten gegenwärtigen Staaten Rechte dem göttlichen schnurgerade entgegen laufen. - Ich meine auch ferner, wenn der Herr zum reichen Jünglinge spricht: „Verkaufe alle deine Güter und vertheile sie unter die Armen, du aber folge Mir nach, so wirst du dir einen Schatz im Himmel bereiten;" - so wird dieser Ausspruch doch hoffentlich hinreichend sein, um daraus zu ersehen, welche Vertheilung der irdische reiche Mensch, wenn er das Reich Gottes ernten will, mit seinem Reichthume machen sollte. Thut er das nicht, so muß er sich selbst zuschreiben, wenn ihn das nämliche Urtheil treffen wird, welches der Herr bei eben dieser Gelegenheit über den traurig gewordenen Jüngling ausgesprochen hat, daß nämlich ein Kameel leichter durch ein Nadelöhr durchkäme, denn ein solcher Reicher in das Himmelreich! - Wobei freilich wohl sehr verdächtiger Maßen der Umstand sehr zu berücksichtigen ist, daß der Herr hier ein so höchst bedauernswürdigstes Urtheil über einen Jüngling, also sicher über einen Erben ausgesprochen hat.

06] Man könnte hier füglich fragen: Warum mußte denn hier gerade ein reicher Jüngling, und warum nicht irgend ein schon bejahrter Speculant auftreten, an dem der Herr Sein ewiges Mißfallen an allem irdischen Reichthume kund gegeben hätte? - Die Antwort liegt ganz nahe; weil der Jüngling noch kein eingefleischter Reichthumsverwalter war, sondern er war noch auf dem Punkte, von welchem aus solche Jugend gewöhnlich noch den irdischen Reichthum nicht gehörig zu würdigen versteht, und konnte sich aus eben dem Grunde dem Herrn wenigstens auf eine kurze Zeit nähern, um von Ihm die rechte Weisung und den rechten Gebrauch seines Reichthums zu vernehmen. - Erst bei der Erkennung des göttlichen Willens fällt er dann vom Herrn ab und kehrt zu seinen Reichthümern heim.

07] Also hatte der Jüngling doch dieses Vorrecht, eben als Jüngling, der noch nicht zurechnungsfähig war, sich dem Herrn zu nahen; aber der schon eingefleischte, mehr betagte reiche Wirth, Spekulant und Wucherer stehen als Kameele hinter dem Nähnadelöhre, durch das sie erst schliefen müßten, um gleich dem Jünglinge zum Herrn zu gelangen. - Also ist es einem solchen Reichen gar nicht mehr gegönnt und gegeben, gleich dem Jünglinge sich beim Herrn einzufinden. Für Diese aber hat der Herr leider ein anderes sehr zu beachtendes Beispiel ausgeführt in der Erzählung vom reichen Prasser; mehr brauche ich euch nicht zu sagen.

08] Wer von euch aber nur ein wenig denken kann, der wird aus allem Dem mit der größten Leichtigkeit finden, daß dem Herrn Himmels und aller Welten kein menschliches Laster so gräuelhaft verächtlich war, als eben der Reichthum und dessen gewöhnliche Folgen; denn für kein anderes Laster sehen wir den Herrn über Leben und Tod allerklarster Maßen den Abgrund der Hölle erschaulich aufthun, als gerade bei diesem.

09] Sei es Todschlag, Ehebruch, Hurerei und dergleichen Mehrerer, bei allem Dem hat Niemand vom Herrn auf der Erde erlebt, daß Er ihn darum zur Hölle verdammt hätte; aber dieses Wucherlaster hat Er allenthalben sowohl beim Priesterstande, als wie auch bei jedem andern Privatstande auf das Allerdringlichste mit Wort und That gezüchtiget!

10] Wer kann gegenüber allen anderen menschlichen Vergehungen dem Herrn nachweisen, daß Er über irgend einen solchen Sünder Seine allmächtige Hand züchtigend aufgehoben hätte? Aber die Wechsler, Taubenkrämer und dergleichen noch mehreres Speculirgesindel mußte sich gefallen lassen, von der allmächtigen Hand des Herrn Selbst mit einem zusammengewundenen Stricke allererbärmlichst aus dem Tempel hinaus geprügelt und gezüchtiget zu werden!

11] Wißt ihr aber, was das sagen will? - Dieses höchst wahre evangelische Begebniß will nichts mehr und nichts weniger sagen, als daß der Herr Himmels und aller Welten eben von diesem Laster der abgesagteste Feind ist. - Bei jedem andern spricht Seine göttliche Liebe von Geduld, Nachsicht und Erbarmen; aber über dieses Laster spricht Sein Zorn und Grimm!

12] Denn hier verrammt Er Nro. 1 den Zutritt zu Ihm durch das bekannte Nadelöhr, eröffnet ersichtlich den Abgrund der Hölle und zeigt in demselben einen wirklich Verdammten, spricht Sich gegenüber den herrsch- und habsüchtigen Pharisäern also entsetzlich aus, daß Er ihnen deutlich zu erkennen giebt, wie da Hurer, Ehebrecher, Diebe und noch andere Sünder eher in das Reich Gottes eingehen werden, denn sie.

13] Endlich ergreift Er im Tempel sogar eine züchtigende Waffe, und treibt schonungslos alle die wie immer gearteten Spekulanten hinaus, und bezeichnet sie als Mörder des göttlichen Reiches, indem sie den Tempel, der eben das göttliche Reich vorstellt, schon sogar selbst zu einer Mördergrube gemacht haben.

14] Wir könnten dergleichen Beispiele noch mehrere anführen, aus denen sich überall entnehmen ließe, wie ein überaus abgesagter Feind der Herr gegen dieses Laster ist. Aber wer nur einiger Maßen zu denken vermag, dem wird dieses sicher genügen; und bei eben dieser Gelegenheit können wir auch noch einen ganz kurzen Blick auf unser neuntes Gebot machen, und wir werden aus diesem Blicke ersehen, daß der Herr eben bei keinem anderen menschlichen Verhältnisse, bei keiner andern selbst verbotenen Gelegenheit und Thätigkeit sogar das Verlangen beschränkt hat, wie eben in dieser Ihm allermißfälligsten wucherischen Gelegenheit.

15] Ueberall verbietet Er ausdrücklich nur die Thätigkeit; hier aber schon das Verlangen, weil die Gefahr, welche daraus für den Geist erwächst, zu groß ist, indem es den Geist völlig von Gott abzieht und gänzlich zur Hölle kehrt, was ihr auch daraus ersehen könnet, daß sicher ein jeder anderer Sünder nach einer sündigen That eine Reue empfindet, während der reiche Speculant über eine glücklich gelungene Speculation hoch aufjubelt und triumphirt!

16] Und das ist der rechte Triumpf der Hölle; und der Fürst derselben sucht daher die Menschen auch vorzugsweise auf jede mögliche Art mit Liebe für den Weltreichthum zu erfüllen, weil er wohl weiß, daß sie mit dieser Liebe erfüllt vor dem Herrn am abscheulichsten sind, und Er Sich ihrer darum am wenigsten erbarmt! - Mehr brauche ich euch darüber nicht zu sagen.

17] Wohl Jedem, der diese Worte tief beherzigen wird; denn sie sind die ewige unumstößliche göttliche Wahrheit! - Und ihr könnt es über Alles für wahr halten und glauben; denn nicht eine Sylbe darin ist zu viel, eher könnt ihr annehmen, daß hier noch beiweitem zu wenig gesagt ist. - Solches aber merke sich ein Jeder: Der Herr wird bei jeder anderen Gelegenheit eher alles Erdenkliche aufbieten, bevor Er Jemanden wird zu Grunde gehen lassen; aber gegenüber diesem Laster wird Er nichts thun, außer den Abgrund der Hölle offen halten, wie Er es im Evangelio gezeigt hat. - Dieses Alles ist übergewiß und wahr, und wir haben dadurch den wahren Sinn dieses Gebotes kennen gelernt; und, ich sage noch einmal: Beherzige ein Jeder dieß Gesagte wohl! - Und nun nichts mehr weiter; hier ist der zehnte Saal, und so treten wir in denselben ein!

01] Aber man wird sagen: Diese Bestimmung klingt sonderbar; denn was kann der Erbe dafür, wenn er das Vermögen entweder seiner Eltern oder sonstiger reicher Anverwandten staatsgesetzlich rechtlich überkommen hat? Sollte er für sich bei solcher Übereignung den naturgerechten Anteil berechnen, von dem Erbe nur so viel nehmen, als dieser Anteil ausmacht, und dann den anderen Teil an wen immer verschenken? Oder sollte er das ganze Vermögen zwar übernehmen, davon aber nur den ihm gebührenden Naturteil als Eigentum annehmen, den großen Überschuß aber entweder zur Unterstützung dürftig gewordener Faulenzer selbst verwalten oder solchen Überschuß sogleich zum Behufe wohltätiger Anstalten an die Vorsteher eben dieser Anstalten abtreten?

02] Diese Frage ist hier so gut wie eine, der man gewöhnlich entweder keine oder im höchsten Falle eine nur einsilbige Antwort schuldig ist. Sind denn das göttliche Gesetz und das Staatsgesetz oder die göttliche Weisheit und Fürsorge und die weltlich staatliche Politik und sogenannte Diplomatik eines und dasselbe? Was spricht denn der Herr? Er spricht: »Alles, was vor der Welt groß ist, ist vor Gott ein Greuel!«

03] Was Größeres aber gibt es wohl auf der Welt als eine usurpierte Staatsgewalt, welche, von göttlicher Seite aus betrachtet, nimmer nach dem göttlichen Rate, sondern nur nach ihrer weltlichen Staatsklugheit, welche in der Politik und Diplomatie besteht, die Völker unterjocht; und ihre Kräfte zur eigenen prasserisch ausbeuterischen und konsumtiven Wohlfahrt benutzt?

04] Wenn es aber schon greuelhaft und schändlich ist, so irgendein Mensch nur einen, zwei oder drei seiner Brüder hintergeht, um wieviel greuelhafter vor Gott muß es sein, wenn sich Menschen mit aller Gewalt zu krönen und zu salben wissen, um sodann unter solcher Krönung und Salbung ganze Völker zu ihrem eigenen schwelgerischen Vorteile auf alle erdenkliche Art und Weise zu hintergehen, entweder durch die sogenannte Staatsklugheit, oder, so sich's mit dieser nicht tun sollte, mit grausamer offener Gewalt! -

05] Ich meine, aus diesem Sätzlein läßt sich ungefähr mit Händen greifen, wie sehr die Rechte der meisten gegenwärtigen Staaten dem göttlichen gerade entgegenlaufen. Ich meine auch ferner, wenn der Herr zum reichen Jünglinge spricht: »Verkaufe alle deine Güter und verteile sie unter die Armen, du aber folge Mir nach, so wirst du dir einen Schatz im Himmel bereiten«, so wird dieser Ausspruch doch hoffentlich hinreichend sein, um daraus zu ersehen, welche Verteilung der irdisch reiche Mensch, wenn er das Reich Gottes ernten will, mit seinem Reichtume machen sollte. Tut er das nicht, so muß er es sich selbst zuschreiben, wenn ihn das nämliche Urteil treffen wird, welches der Herr über den traurig gewordenen Jüngling ausgesprochen hat, daß nämlich ein Kamel leichter durch ein Nadelöhr durchkäme denn ein solcher Reicher in das Himmelreich! Wobei freilich wohl verdächtigermaßen der Umstand zu berücksichtigen ist, daß der Herr hier ein so höchst bedauerndes Urteil über einen Jüngling, also sicher über einen Erben ausgesprochen hat.


06] Man könnte hier füglich fragen: Warum mußte denn hier gerade »ein reicher Jüngling«, und warum nicht irgendein schon bejahrter Spekulant auftreten, an dem der Herr Sein ewiges Mißfallen an allem irdischen Reichtume kundgegeben hätte? Die Antwort liegt ganz nahe: der Jüngling war noch kein eingefleischter Reichtumsverwalter, sondern er war noch auf dem Punkte, von welchen aus solche Jugend gewöhnlich den irdischen Reichtum noch nicht gehörig zu würdigen versteht. Aus eben dem Grunde konnte er sich dem Herrn wenigstens auf eine kurze Zeit nähern, um von ihm die rechte Weisung und den rechten Gebrauch seines Reichtums zu vernehmen. Erst bei der Erkenntnis des göttlichen Willens fällt er dann vom Herrn ab und kehrt zu seinen Reichtümern heim.

07] Also hatte der Jüngling doch dieses Vorrecht, eben als Jüngling, der noch nicht zurechnungsfähig war, sich dem Herrn zu nahen. Aber der schon eingefleischte, mehrbetagte reiche Wirt, Spekulant und Wucherer stehen als Kamele hinter dem Nadelöhre, durch das sie erst schlüpfen müßten, um gleich dem Jünglinge zum Herrn zu gelangen. Also ist es einem solchen Reichen gar nicht mehr gegönnt und gegeben, gleich dem Jünglinge sich beim Herrn einzufinden. Für diese aber hat der Herr leider ein anderes sehr zu beachtendes Beispiel angeführt in der Erzählung vom »reichen Prasser«. Mehr brauche ich euch nicht zu sagen.

08] Wer von euch aber nur ein wenig denken kann, der wird aus allem dem mit größter Leichtigkeit finden, daß dem Herrn Himmels und aller Welten kein menschliches Laster so greuelhaft verächtlich war wie der Wucherreichtum und dessen gewöhnliche Folgen. Für kein anderes Laster sehen wir den Herrn über Leben und Tod allerklarst den Abgrund der Hölle erschaulich auftun als gerade bei diesem.


09] Sei es Totschlag, Ehebruch, Hurerei und dergleichen mehr, bei allem dem hat niemand vom Herrn auf der Erde erlebt, daß Er ihn darum zur Hölle verdammt hätte. Aber dieses Wucherlaster hat Er allenthalben sowohl beim Priesterstande wie auch bei jedem andern Privatstande auf das allerdringlichste mit Wort und Tat gezüchtigt!

10] Wer kann gegenüber allen anderen menschlichen Vergehen dem Herrn nachweisen, daß Er über einen solchen Sünder Seine allmächtige Hand züchtigend erhoben hätte? Aber die Wechsler Taubenkrämer und dergleichen mehr Spekuliergesindel mußten sich gefallen lassen, von der allmächtigen Hand des Herrn Selbst mit einem gewundenen Stricke aus dem Tempel geprügelt und gezüchtigt zu werden!

11] Wißt ihr aber, was das sagen will? Dies wahre evangelische Begebnis will nicht mehr und nicht weniger sagen, als daß der Herr im Himmel und aller Welten der abgesagteste Feind dieses Lasters ist. Bei jedem andern spricht Seine göttliche Liebe von ²Geduld, Nachsicht und Erbarmen, aber über dieses Laster spricht Sein Zorn und Grimm!

12] Denn hier verrammt Er den Zutritt zu ihm durch das bekannte Nadelöhr, eröffnet ersichtlich den Abgrund der Hölle und zeigt in demselben einen wirklich Verdammten, spricht sich gegenüber den herrsch- und habsüchtigen Pharisäern also entsetzlich aus, daß Er ihnen deutlich zu erkennen gibt, wie da Hurer, Ehebrecher, Diebe und noch andere Sünder eher in das Reich Gottes eingehen werden denn sie.

13] Endlich ergreift Er im Tempel sogar eine züchtigende Waffe und treibt schonungslos alle die wie immer gearteten Spekulanten hinaus und bezeichnet sie als Mörder des göttlichen Reiches, indem sie den Tempel, der eben das göttliche Reich vorstellt, zu einer Mördergrube gemacht haben.


14] Wir könnten dergleichen Beispiele noch mehrere anführen aus all denen sich entnehmen ließe, ein wie überaus abgesagter Feind dieses Lasters der Herr ist. Aber wer nur einigermaßen zu denken vermag, dem wird dieses genügen. - Bei eben dieser Gelegenheit können wir noch einen kurzen Blick auf unser neuntes Gebot machen, und wir werden aus diesem Blicke ersehen, daß der Herr bei keinem anderen menschlichen Verhältnis, bei keiner andern selbst verbotenen Gelegenheit und Tätigkeit sogar das Verlangen beschränkt hat wie eben bei dieser Ihm²mißfälligsten wucherischen Gelegenheit.


15] Überall verbietet Er ausdrücklich nur die Täigkeit, hier aber schon das Verlangen, weil die Gefahr, welche daraus für den Geist erwächst, zu roß ist. Es zieht den Geist völlig von Gott ab und kehrt ihn gänzlich zur Hölle. Das könnt ihr auch daraus ersehen, daß ein jeder andere Sünder nach einer sündigen Tat eine Reue empfindet, während der reiche Spekulant über eine glücklich gelungene Spekulation hoch aufjubelt und triumphiert!

16] Das ist der rechte Triumph der Hölle, und der Fürst der Hölle sucht daher die Menschen vorzugsweise auf jede mögliche Art mit Liebe für den Weltreichtum zu erfüllen, weil er wohl weiß, daß sie mit dieser Liebe erfüllt vor dem Herrn am abscheulichsten sind und Er Sich ihrer darum am wenigsten erbarmt! - Mehr brauche ich euch darüber nicht zu sagen.

17] Wohl jedem, der diese Worte tief beherzigen wird, denn sie sind die ewige unumstößliche göttliche Wahrheit! Und ihr könnt es über alles für wahr halten und glauben, denn nicht eine Silbe darin ist zu viel, eher könnt ihr annehmen, daß hier noch bei weitem zu wenig gesagt ist. Solches aber merke sich ein jeder: Der Herr wird bei jeder anderen Gelegenheit eher alles erdenliche aufbieten, bevor er jemanden wird zugrunde gehen lassen, aber gegenüber diesem Laster wird Er nichts tun, außer den Abgrund der Hölle offen halten, wie Er es im Evangelium gezeigt hat. Dieses alles ist gewiß und wahr, und wir haben dadurch den wahren Sinn dieses Gebotes kennengelernt. Und ich sage noch einmal: Beherzige ein jeder dies Gesagte wohl! - Und nun nichts mehr weiter. Hier ist der zehnte Saal, und so treten wir in denselben ein! -

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