Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Die törichte und die kluge Jungfrau (15.01.1843)

01] Schreibe nur, schreibe! Das Bild ist recht, aber die Worte sind noch weltlich und die Anwendung ist schief und somit nicht in allem Gefüge und in jeder Steigerung vom Körperlichen ins Geistige probehältig. Wir wollen aber die Sache also geben, daß sie allen Sphären durchaus entspricht. Und so schreibe das Bild in ein rechtes Gleichnis!

02] Wer da auf Meinen Wegen wandelt, der kommt zum Lichte. Ja, wer auf Meinen Wegen einhergeht, der wandelt schon im Lichte und wandelt schon lebendige Stege. Und Ich bin das Ziel der Wanderschaft auf dem lichten Wege des Lebens.

03] Wer aber wandelt die Wege der Welt und ihrer Klugheit, der wandelt in der Nacht. Die Nacht aber ist der Tod, und der Tod ist das Ziel der Wanderschaft in der Nacht.

04] Wer mit Mir wandelt, der wandelt recht und wird sein Leben erhalten, und wenn er es auch verlöre tausend Male. Wer aber ohne Mich sucht sein Leben im Dickicht der Weltnacht zu erhalten, der wird es verlieren, und so er es auch besäße tausendfach!

05] »Es werden aber zu der Zeit zwei auf dem Felde sein. Der eine wird aufgenommen und der andere im Gerichte belassen werden. Und zwei werden in der Mühle mahlen. Der eine wird aufgenommen und der andere gerichtet werden.« - Also kannst du ohne Mich nichts tun zur Erhaltung deines Lebens. Mit Mir aber bist du ein Allgewaltiger gegen den Tod.

06] Seht dafür ein Gleichnis an! Wer Ohren hat, der höre, und ein offenes Auge wende er nicht von Meinem Munde ab!

07] Es geschah, daß da in einem Flecken zwei leiblich verwandte Jungfrauen lebten. Die eine war reich an Weltschätzen und die andere daran arm. Doch hatten sie Gemeinschaft untereinander und lebten unter einem Dache. Denn die Reiche war unklug, und es war ihr darum die Klugheit der Armen nötig.

08] Solange es friedlich ging im Lande, da ging es wohl an, und sie kamen wohl fort miteinander. Da aber das Land heimgesucht wurde mit Krieg, seines Weltreichtums wegen, da kam auch eine starke Probe über die zwei Jungfrauen.

09] Als sich das Kriegsheer dem Flecken nahte, da übermannte die Reiche eine große Angst, daß sie darob ganz verwirrt wurde. Als sie sich aber ein wenig der ersten Angstbetäubung entsann, da raffte sie sobald alle ihre Kostbarkeiten zusammen und vergaß der goldenen Leuchter und Lampen nicht; aber des Brotes und Öles gedachte sie nicht. - Damit stob sie in eine Gebirgsschlucht und verkroch sich daselbst in eine finstere Höhle.



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