Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 090


33] Sehen Sie nun wieder, einen wie sehr gewaltigen Hieb ins Blaue Sie da gegen mich, sich selbst ärgernd, gemacht haben!

34] So ich Sie aber gar oft meiner Liebe versichert habe, wie desgleichen auch jeden anderen würdigen Bruder und jede achtbare Schwester, die mir vermöge ihrer inneren Beschaffenheit näherstehen als manche andere, Gottes und alles Sittliche vergessende Menschenlarven, so habe ich fürs erste nichts anderes getan, als was ich als christlicher Mensch schuldig bin besonders der unmündigen Menschheit, deren inneres Auge noch lange nicht geöffnet ist, daß sie ins Herz des Bruders oder der Schwester sehen möchte, ob sich da im Ernste wohl eine wahrhaft christliche Liebe gehaltschwer werktätig vorfindet.

35] Und fürs zweite aber suchte ich Sie auch dessenthalben etwas höher zu meinem Herzen heraufzuziehen, da ich sah, daß die Empfänglichkeit für weltliche Nichtigkeiten bei Ihnen weit vorherrschender ist als die Empfänglichkeit für geistige Erhabenheit. Denn ich sah und sehe noch das Monument Gottes fein beschrieben mit Seinem allerheiligsten Willen in Ihrem Herzen.

36] Sehen Sie, so aber jemand irgendein weltliches Denkmal gesetzt hätte und hätte da hinein einen Stein gelegt, darauf viel Schönes und Rühmliches stünde von Dem, dem das Denkmal gelten soll, - mit der Zeit aber fiele dieser beschriebene Stein durch irgendein kleines Erdbeben vom Monumente, so zwar, daß er sonst unbeschädigt mit der Schrift nach auswärts zu stehen käme am Boden. Wenn nun aber der Stein von irgendeinem Freunde nicht alsobald hoch genug auf das bestehende Monument gesetzt wird, sagen Sie selbst, was dürfte es da mit dem schönen, glatten, beschriebenen Steine alsbald für eine traurige Bewandtnis haben, so die böswillige, schadenfrohe und zerstörungslustige Welt seiner am Boden liegend ansichtig wird? Werden sie nicht alsobald hinzueilen und ihn mit allerlei Schändlichkeiten zu bekritzeln anfangen, so, daß gar bald von der herrlichen Inschrift nichts mehr zu sehen sein wird, und somit diese würdige Lebenstafel und edler Taten Marke endlich einem jeden rohen, nichtssagenden Steine gleichen und am Ende sogar zerschlagen und gänzlich zerstört und vernichtet wird.

37] Sehen Sie, auch Ihr göttliches Monument habe ich schon öfter von diesem herrlichen Steine entblößt getroffen, denselben aber dann liegend auf dem schmutzigen Boden weltlicher Leidenschaftskeime. Um aber diesen Stein wieder zu vereinen mit dem Monumente Ihres Herzens und einig mit sich selbst zu machen, tat ich als ein wahrer Freund durch eine besondere Gnade von Oben, was ich tat, aber nicht, daß Sie mir darob Schande über mein Gesicht rufen sollen!



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