Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


33. Kapitel: Die Flucht nach Ägypten; Kindermord des Herodes {Matthäus.02,13-15; vom 23.09.1843)


Aufklärung Josephs und Marias wegen beabsichtigtem Kindermord des Herodes; Fluchtauftrag {Matthäus.02,13}

  • Matthäus.02,13a] Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da a erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: 'Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich es dir sage; (a jl.kjug.033,01-02)

01] In dieser Nacht aber erschien dem Joseph, wie der Maria, ein Engel im Traume und sprach: (a Matthäus.02,13a)

02] »Joseph! Verkaufe die Schätze und kaufe dir noch einige Lasttiere; denn du mußt mit deiner Familie nach Ägypten fliehen!

  • Matthäus.02,13b] denn es ist a beschlossen, daß Herodes das Kindlein sucht, um es umzubringen.' (a jl.kjug.033,03-11)

03] Siehe, a Herodes ist in einen mächtigen Grimm ausgebrochen und hatte beschlossen, alle Kinder von ein bis zwölf Jahren Alters zu ermorden, weil er von den Weisen hintergangen ward! (a Matthäus.02,13b)

04] Diese hätten es ihm anzeigen sollen, wo der neue König geboren ward, auf daß er dann seine Schergen ausgesandt hätte, welche das Kind hätten ermorden sollen, welches da ist der neue König.

05] Wir Engel der Himmel aber haben die Weisung vom Herrn erhalten, eher noch als Er in die Welt ging, über alles das sorglichst zu wachen, was eure Sicherheit betrifft!

06] Darum denn kam ich nun zu dir, um es dir anzuzeigen, was der Herodes tun wird, da er des einen nicht bestimmt habhaft werden kann.

07] Der Hauptmann selbst wird müssen dem Herodes Subsidien (Hilfe) leisten, will er nicht von ihm beim Kaiser verraten werden; darum sollst du dich schon morgen auf die Reise machen!

08] Solches aber kannst du wohl auch dem Hauptmann anzeigen, und er wird dir behilflich sein zur schleunigen Abreise. - Also geschehe es im Namen Dessen, der da lebt und saugt die Brüste Marias!«

09] Hier ward Joseph wach, und also auch die Maria, die da sogleich mit ängstlicher Stimme den Joseph zu sich rief und ihm dann sogleich ihren Traum erzählte.

10] Joseph aber ersah alsbald sein Gesicht in der Erzählung Mariens und sagte darauf: »Maria, sorge dich nicht, noch vor der Mitte des Tages sind wir schon übers Gebirge - und in sieben Tagen in Ägypten!«

Fluchtvorbereitungen; Josephs Empfehlungen an Kornelius zum Schutz der drei- bis zwölfjährigen Kinder

  • Matthäus.02,14a] a Und er stand auf (a jl.kjug.033,11)

11] »Ich will aber nun, da es schon helle wird, a sogleich ausgehen und alles bestellen zur schnellen Abreise.« (a Matthäus.02,14a)

12] Hier ging Joseph auch alsbald mit den drei ältesten Söhnen, nahm die Schätze und trug sie hin zu einem Wechsler, welcher ihm alsbald die Tür öffnete und ihm alles ablöste um den rechten Betrag.

13] Dann ging der Joseph zu einem Lasttierhändler, geleitet von einem Diener des Wechslers, und kaufte sogleich noch sechs lastbare Esel und kam also wohl ausgerüstet wieder in die Höhle zurück.

14] Daselbst harrte auch schon der Hauptmann seiner und erzählte ihm sogleich, was für allergrausamst schändlichste Nachrichten ihm von Jerusalem überbracht worden sind.

15] Joseph aber verwunderte sich nicht sehr über diese Erzählung des Hauptmanns, sondern sprach nur in einem gottergebenen Tone:

16] »Geehrter Freund, was du mir hier kundgibst, das alles und viel genauer ließ mir in dieser Nacht, wie ich es dir gestern meldete, der Herr kundgeben, was alles der Herodes beschlossen hat!

17] Siehe, du selbst wirst ihm noch obendrauf müssen Subsidien leisten; denn er will um Bethlehem und in der Stadt selbst a alle Kinder von etlich Wochen Alters bis ins zwölfte Jahr erwürgen lassen, um unter ihnen auch auf das meine zu kommen! (a Matthäus.02,16)

18] Darum muß ich heute noch fliehen von hier, dahin mich des Herrn Geist führen wird, um der Grausamkeit Herodes zu entkommen.

19] Darum ersuche ich dich, daß du mir den sicheren Weg gen Sidon weisest; - denn schon in einer Stunde muß ich aufbrechen.«

20] Als der Hauptmann aber solches vernommen hatte, ward er ergrimmt über alle Maßen über den Herodes und schwur ihm unversiegbare Rache, sagend:

21] »Joseph, so wahr jetzt Tag wird und die Sonne schon über dem Horizonte steht, so wahr dein Gott lebt, so wahr will ich mich als edelster Patrizier Roms eher ans Kreuz binden lassen, ehe ich solch ein Unternehmen den Wüterich werde ungestraft verüben lassen!

22] Führen will ich dich sogleich übers Gebirge selbst mit einer guten Bedeckung; - und weiß ich dich in Sicherheit, dann werde ich zurückeilen und sogleich einen Eilboten nach Rom senden, der dem Kaiser alles anzeigen soll, was da der Herodes zu unternehmen gedenkt.

23] Ich aber werde alles Mögliche aufbieten, um hier das Vorhaben des Scheusals zu hintertreiben.«

24] Und Joseph erwiderte: »Guter, achtbarster Freund! Wenn du schon etwas tun kannst, da a beschütze wenigstens die Kinder von drei bis zwölf Jahren! - Solches wird in deiner Macht stehen! (a Matthäus.02,16)

25] Aber die a Kindlein von der Geburt an bis ins zweite Jahr wirst du nicht zu schützen vermögen! (a Matthäus.02,16)

26] Ersteren Schutz aber wirst du auch nicht durch Gewalt, sondern allein durch Klugheit zu bewerkstelligen imstande sein!

27] Der Herr aber wird dich in solcher Klugheit leiten! Darum denke nicht viel, was du tun wirst; denn der Herr wird dich leiten im geheimen!«

28] Der Hauptmann aber sprach: »Nein, nein, der Kinder Blut soll nicht fließen; eher will ich militärische Gewalt brauchen!«

29] Joseph aber sprach: »Siehe, was kannst du wohl tun, so der Herodes schon mit einer ganzen römischen Legion soeben Jerusalem verläßt?! - Wirst du wider deine eigene Macht ins Feld ziehen?! - Daher tue, wie dich der Herr leiten wird, damit du auf freundlichem Wege doch die Drei- bis Zwölfjährigen rettest!« - Hier gab der Hauptmann nach.



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