Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


119. Kapitel: Josephs Anordnungen zum Hochzeitsmahl. Das Anlegen der Festkleider. Das strahlende Festgewand der Engel. Die Beklommenheit des Cyrenius und der übrigen. Das Wiederablegen der Festkleider. (18.01.1844)

01] Hier kamen auch schon die Söhne Josephs herein und sagten zu ihm: »Vater, das Morgenmahl ist reichlich bereitet!

02] So du willst, wollen wir den großen Speisetisch ordnen und sodann das Mahl aufsetzen!«

03] Und Joseph sprach: »Gut, meine Kinder, tut das, zieht aber eure neuen Kleider an, denn wir werden nun am Morgen das Hochzeitsmahl des Cyrenius halten!

04] Ihr müsset auch am Tische sein, darum müsset ihr auch hochzeitlich angezogen sein! Geht nun, und tut alles, was da gut, recht und schicklich ist!«

05] Und die Söhne ordneten den Tisch und gingen und taten, wie es ihnen Joseph geboten hatte.

06] Es traten aber auch die beiden Jünglinge hin zu Joseph und sprachen:

07] »Vater Joseph, was meinst du wohl? Siehe, unser Gewand, das wir anhaben, ist nur unser Werkkleid; sollen auch wir uns in ein hochzeitliches Gewand werfen?«

08] Joseph aber erwiderte: »Ihr seid Engel des Herrn, und dies euer Gewand ist ja ohnehin das schönste Hochzeitsgewand; wozu sollte da euch ein anderes zieren?«

09] Die Jünglinge aber sprachen: »Siehe, wir wollen niemandem ein Ärgernis geben; was du deinen Söhnen befohlen hast, wollen auch wir tun und wollen bei deinem Tische in unseren Hochzeitskleidern zugegen sein!

10] Laß uns daher hinausziehen auf daß wir die Kleider wechseln gleich deinen Söhnen!«

11] Und Joseph sprach: »So tut denn, was ihr sicher vom Herrn aus für nötig findet! Ihr seid ja allezeit Diener des Herrn und wisst auch allezeit Seinen Willen; also tut darnach!«

12] Und die beiden Jünglinge gingen hinaus, und in kurzer Zeit kamen sie mit den Söhnen Josephs und all den anderen Jünglingen in also hellstrahlenden Kleidern wie die Morgenröte im schönsten Rotglanze;

13] ihre Gesichter, Füße und Hände aber strahlten wie die Sonne, wenn sie aufgeht.

14] Cyrenius und all sein Gefolge entsetzten sich vor dieser unendlichen Pracht und Majestät.

15] Und Cyrenius sprach in einer ängstlichen Eile zu Joseph:

16] »Allererhabenster Freund, ich habe jetzt gesehen die endlose Herrlichkeit deines Hauses! Laß mich aber hinausziehen, denn diese Herrlichkeit verzehrt mich!

17] Warum mußtest du aber auch deinen Söhnen eine Umkleidung geboten haben? Ohne die wären sicher auch des Herrn Diener in ihrer früheren, mir so wohltuenden Einfachheit und Glanzlosigkeit geblieben!«

18] Hier ermannte sich Joseph, dem auch sein Atem vor lauter Glanz zu kurz wurde, und befahl wieder seinen Söhnen, ihre Werkkleider anzuziehen.

19] Die Söhne gingen und taten das; aber auch die Jünglinge gingen und wechselten ihr Gewand und kamen dann mit den Söhnen Josephs wieder in ihrer ersten Einfachheit.

20] Nun ward es dem Cyrenius wieder leichter ums Herz, und er konnte sich nun zu Tische setzen mit seinem Weibe und seinen Gefährten.

21] Und so besetzte er den oberen Teil des Tisches mit den Seinen, und Joseph, Maria mit dem Kindlein, die Eudokia, die Söhne Josephs und die Jünglinge den unteren Teil des Tisches und aßen und tranken alle nach dem Lobgesange Josephs.

22] Einige Hauptleute samt dem Obersten aber meinten, sie seien nun leibhaftig an der Tafel der Götter im Olymp und wußten sich vor lauter Wonne nicht zu helfen; denn sie wußten nichts vom Hause Josephs, wie es beschaffen ist.



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