Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


178. Kapitel: Das Abendmahl. Jonathas Verlangen, nach Hause zurückzukehren, und sein geheimes Vorhaben. Des Kindleins erfolgreiche Gegenvorstellungen. Jonathas Gehorsam und Heimzug. (30.03.1844)

01] Als das Abendmahl aber bereitet und verzehrt war, da sprach Jonatha zu Joseph:

02] »Bruder, du wirst wenig Platz haben; darum laß mich jetzt in dieser schönen Nacht nach Hause ziehen, allwo für meine Person auch ein gehörig großes Lager bereitet ist!

03] Morgen aber will ich schon eine Stunde vor dem Aufgange (Sonnenaufgange) bei dir sein!«

04] Joseph aber sprach: »Bruder, wenn du keine andere Sorge hast als allein die um ein für dich gehörig geräumiges Nachtlager, da magst du keck hier verbleiben;

05] denn daran soll es in diesem nun meinem Hause keinen Mangel haben!

06] Siehe da im Vorhause links eine Türe, da ist ein sehr geräumiges Kabinett!

07] In diesem habe ich für dich schon ein gutes Lager richten lassen!

08] Ich meine, es wird für dich groß genug sein; daher magst du wohl hier verbleiben!«

09] Und Jonatha sprach: »Bruder, du bist sehr gütig gegen mich, und ich erkenne es nun nur zu genau, daß ich nirgends mehr daheim bin als hier,

10] und bin auch überzeugt, daß dein Lager für mich groß und übergut genug sein wird!

11] Aber siehe, es zieht mich etwas ganz gewaltig nach Hause, und das jetzt auf einmal ganz mächtig also, daß ich lieber fliegen möchte dahin als sonst mich zu Fuße bewegen!«

12] Als aber Joseph solches vernahm, da sprach er: »Der Wille ist dein, und du kannst tun, was du willst; daher kannst du ziehen oder bleiben!«

13] Darauf begab sich Jonatha zum Kindlein und beurlaubte sich allerdemütigst bei Demselben.

14] Das Kindlein aber sprach: »Jonatha, wenn du schon durchaus fort willst, so magst du ja gehen; aber vergiß nicht die Rückkehr!

15] Ich aber sage dir, daß dein diesnächtlicher Zug mit dem großen Netze dir nichts tragen wird!

16] Ich werde dir aber einen Hai ins Netz treiben, und der wird dich plagen bis zum Aufgange und wird am Morgen zerreißen dein bestes Fischzeug!

17] Und dennoch wirst du seiner nicht habhaft werden; denn er wird alle deine Mühe mit einem Schweifschlag ins Wasser zunichte machen!«

18] Als Jonatha aber solches vom Kindlein vernommen hatte, da sattelte er plötzlich um in seinem Wollen und sagte zu Joseph:

19] »Bruder, wenn also, da bleibe ich! Denn siehe, ich wollte dir morgen ein großes Lägel voll der auserlesensten Fische bringen, -

20] und dieser Gedanke zog mich so mächtig nach Hause!

21] Da ich aber nun vernommen habe, wie es mit diesem Zuge ausfallen soll, so bleibe ich bei dir.

22] Laß mich daher auf mein bestimmtes Lager bringen, und ich werde da ganz ruhig schlafen, - und geschehe daheim, was da wolle!«

23] Das Kindlein aber sprach: »Jonatha, also gefällst du Mir besser als so du dein Herz verbergen willst!

24] Nun aber sage Ich dir: Ziehe nach Hause; denn heute in der Mitternacht wirst du Mir einen wichtigen Dienst tun!«

25] Darauf erhob sich Jonatha und ging, vom ganzen Hause Josephs gesegnet, eilends nach Hause.



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