Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


198. Kapitel: Josephs echt menschlich-kurzsichtige Fragen. Des Kindleins Antwort. Die universale Bedeutung der Menschwerdung des Herrn. (03.05.1844 )

01] Als aber Joseph solches vom Kindlein vernommen hatte, da sprach er:

02] »O mein Gott-Söhnchen, ich habe Dich in meiner Tiefe wohl verstanden;

03] aber ich muß dazu bekennen, daß Du mir da eben keine angenehme Voraussage gemacht hast!

04] Denn so nach Dir, wie vor Dir, der größte Teil der Menschen Heiden und Götzendiener verbleiben werden, wozu dann diese Deine Darniederkunft?

05] Wozu solche Erniedrigung Deiner endlosen ewigen Heiligkeit? Willst Du nur wenigen helfen? Warum nicht allen?«

06] Das Kindlein aber sprach: »O Joseph, du hast ja eine Menge eitler Fragen!

07] Hast du noch nie den gestirnten Himmel betrachtet? Siehe, ein jeder Stern, den du erschaust, ist eine Welt, ist eine Erde, auf der, wie hier, freie Menschen wohnen!

08] Und zahllose gibt es, die noch keines Sterblichen Auge erspäht hat; und siehe, diesen allen gilt diese Meine Darniederkunft!

09] Wie und warum aber, das wirst du einst in Meinem Reiche in größter Klarheit erschauen!

10] Darum wundere dich nicht, so Ich über dieser Erde Menschen dir eine solche Voraussage gemacht habe;

11] denn Ich habe deren ohne Zahl und Ende, und alle diese Zahl- und Endlosen bedürfen dieser Meiner Darniederkunft,

12] und bedürfen dieser darum, weil solcher Meine eigene ewige Ordnung bedarf, aus der diese Erde wie alle anderen ohne Zahl und Ende hervorgegangen sind.

13] Also wird es auf der Erde wohl also zugehen, wie Ich es dir voraus gesagt habe.

14] Aber darum wird der ewig heilige Zweck dieser Meiner Darniederkunft dennoch nicht ein vergeblicher sein!

15] Denn siehe, alle diese zahllosen Welten, Sonnen und Erden haben ihre Bahnen, und diese haben eben auch zahl- und endlos verschiedene Richtungen!

16] Überall sind andere Gesetze und überall eine andere Ordnung;

17] aber am Ende kommen sie doch alle in der einen, in Meiner Grundordnung zurecht und entsprechen dem einen großen Hauptzwecke, wie die Glieder des Leibes und deren Verrichtungen.

18] Und siehe, also wird es auch mit den Menschen der Erde am Ende sein, und sie werden dereinst im Geiste dennoch alle erkennen, daß es nur einen Gott, einen Herrn, einen Vater und nur ein vollkommenes Leben in Ihm gibt!

19] Wie und wann aber? - Das bleibt bei Dem, Der es dir nun gesagt hat!

20] Aber es werden zuvor noch viele Winde über den Boden der Erde wehen müssen,

21] und viel Wasser dem Himmel entstürzen und viel Holz verbrannt werden, bis man sagen wird:

22] »Siehe, nun ist eine Herde und ein Hirte, ein Gott und nur ein Mensch aus Zahllosen, ein Vater und ein Sohn in und aus der Zahl der Endlosen?!« (Eine andere Lesart ist: »...in und aus der Zahl- und Endlosen.«)

23] Ob dieser Rede des Kindleins stiegen dem Cyrenius, dem Jonatha wie dem Joseph die Haare zu Berge, und Joseph sprach:

24] »O Kindlein, Deine Worte werden immer unbegreiflicher, wunderbarer und wahrhaft entsetzlicher!

25] Wer mag deren endlose Tiefe erfassen? Darum rede mit uns nach unserm Verständnisse, sonst gehen wir zugrunde unter solcher Tiefe Deiner Rede!«

26] Das Kindlein aber lächelte und sprach: »Joseph, siehe, gerade heute bin Ich recht aufgelegt, euch Enthüllungen zu machen, daß ihr alle darob erschaudern sollt!

27] Und ihr sollt daraus in der Fülle ersehen, daß in Mir im Ernste der vollkommene Herr der Ewigkeit zu Hause ist und nun wohnt unter euch! - Und so hört Mich weiter an!«



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