Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


261. Kapitel: Die Begrüßung der Gesellschaft durch Kornelius und Salome. Der Einzug der müden Wanderer ins alte Heim. (24.07.1844)

01] Als sich Salome erholt hatte von ihrer Entzückungsohnmacht, da sagte sie zu Kornelius: »O Freund, das ist zuviel auf einmal für einen schwachen Menschen!

02] Gönne mir nur eine kleine Ruhe, sodann werde ich hingehen und werde dieser heiligen Familie meine Aufrechthaltung ihres Hofes kundtun!«

03] Und Kornelius sprach: »Weißt du was, wenn du dich zu schwach fühlst, so lasse mich hingehen in deinem Namen und der Familie anzeigen, was du für sie getan hast!

04] Denn siehe, hier ist nicht Zeit zu verlieren! Diese erhabenen Reisenden werden sehr müde sein und bedürfen ehstmöglichst einer guten Unterkunft, darum will ich an deiner Statt sogleich hingehen.«

05] Als Solome solches von Kornelius vernommen hatte, da sprach sie:

06] »O Freund, du hast recht; ich aber habe mich schon gefaßt nun, und so will ich auch sogleich mit dir hingehen.«

07] Nach solchem Entschlusse gingen die beiden hin zur Gesellschaft.

08] Und Kornelius nahm das Wort und sprach: »Gott, der Herr Israels ist mit euch, wie auch mit mir und mit meiner Gefährtin Salome!

09] Es gelang mir, euch zu erkennen, und es unterliegt nun keinem Zweifel mehr, daß du alter, biederer Mann derselbe Joseph mit dem jungen Weibe Maria bist, der vor drei Jahren nach Ägypten zog, um der Verfolgung des Herodes zu entgehen.

10] Ich hin darum hergeeilt, um dich sogleich aufzunehmen und dich in dein Eigentum einzuführen.«

11] Als Joseph solches von Kornelius vernahm, da stand er auf und fragte ihn:

12] »Guter Mann, wer bist du denn, daß du mir solches künden magst?

13] Sage mir an deinen Namen, und ich will dir sogleich folgen!«

14] Und Kornelius sprach: »Erhabenster Greis! Siehe, ich bin der Landpfleger von Jerusalem,

15] und mein Name ist Kornelius und bin derselbe, der dir in Bethlehem eine kleine Freundschaft erwies.

16] Darum sorge dich um nichts weiter nun; denn siehe, diese meine Freundin, die Salome aus Bethlehem, hat deinen Auftrag genau befolgt!«

17] Hier stürzte Salome hin zu Josephs Füßen und sprach mit bebender Stimme:

18] »Freude mir armen Sünderin, daß dich meine unwürdigsten Augen wiedersehen!

19] O komme, komme in dein Haus! Denn mein Haus ist solcher Gnade nicht wert!«

20] Joseph ward hier zu Tränen gerührt und sprach:

21] »O großer Gott! Vater! Wie gut bist Du! Du führst den müden Wanderer ja allezeit ans beste Ziel!«

22] Darauf umarmte er den Kornelius und die Salome und zog dann sogleich mit ihnen in seinen Hof.



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