Jakob Lorber: 'Naturzeugnisse', S. 116 (Fortsetzung)


21] Nachdem wir nun die Passatwinde näher beleuchtet haben, so bleibt uns nur noch der Magnet übrig; jedoch eben beim Magnet erschließt sich der transzendente Punkt aller schon bis jetzt erörterten Beschaffenheiten und Erscheinungen des Nordpoles.

22] Was ist eigentlich der Magnet? - Seht, das ist eine Frage, welche von vielen tausend Gelehrten gestellt wurde, und wurde auch mit vielen tausend nichtssagenden Antworten beantwortet, welche Antworten der Wahrheit der Sache samt und sämtlich viel entfenter lagen und noch liegen, als die Frage selbst.

23] Es läßt sich aber die Erscheinung des Magnetes durchgehends nicht auf natürliche Weise erklären, da in dem ganzen Magnet ebenfalls durchgehends nichts Materiell-Natürliches (als magnetwesentlich) vorhanden ist. -

24] Es ist demnach der Magnet nichts anderes, als das Leben der Liebe der in der Materie überall haftenden Geister; und da es gerade gegen die Polargegenden von Grad zu Grad immer friedliebendere Geister gibt, so vermehrt sich dieses Leben der Liebe. Diese friedliebenden Geister sind demütige Geister, und scheuen jede Art sich aufzublähen und in dieser Aufblähung größer sein zu wollen als andere sie umgebende Geister. Daher fliehen sie auch sorgfältig alsbald jede Gelegenheit, welche dazu dienen könnte, daß sie sich eins über das Andere erheben möchten; daher scheuen sie auch sorgfältig alles naturmäßige Licht, und ziehen sich gewisserart von diesem so viel wie möglich zurück; und alles Licht und alle Wärme, welche sie auch immer in sich aufnehmen, lassen sie alsobald weiter strömen an jene Geister, denen Liebe und Weisheit mangelt; und dieses bereitwillige (Weiter)Geben des Empfangenen von Mir ist der Zug der euch ersichtlichen magnetischen Kraft.

25] Wenn es denn nun geschieht, daß solche Friedensgeister in ihrer liebtätigen Wirkung sich sehr vereinigen, so geschieht dann diejenige Erscheinung des Nordlichtes, die vorher dem fleischlichen Auge beleuchtet wurde, und das zwar darum, weil sie durch ihre Liebe allezeit eine Menge unruhiger Geister aus der Materie an sich ziehen, wie gleichsam in eine Schule der Besserung, um sie vorzubereiten zum Eintritte in das prüfende Leben der Materie; so geschieht es dann, daß bei solcher Liebeswirkung auch verdorbene Geister verstorbener Menschen, namentlich solcher, die sogenannte Intrigen aller Art während ihres Lebens gespielt haben, sich dann mit erheben unter die Scharen solcher liebewirkenden Geister, und wollen dann dieselben ebenfalls durch allerlei Intrigen und liebescheinende Bewegungen auf ihre Seite bringen, - allein die Liebe ist scharfsinnig und empfindet in ihrer Reinheit alsobald die Schmarotzer in ihr; darauf werden solche böswillige Geister alsobald ergriffen und von den Friedensgeistern über dem Nordpol so sehr beengt, daß dieselben solchen außerordentlichen Druck nicht mehr erleiden können. Alsdann entzündet sich der böse Wille solcher Geister, und tobt dann mitten unter den Friedensgeistern als ein großartiges Feuer wie dem Krater eines Vulkans entsteigend; das geschieht allezeit genau in der Mitte des Nordpols denn vom Südpol gilt dieses nicht, sondern davon wird erst nächstens erwähnt werden.



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