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Kapitelinhalt 33. Kapitel: Das zweite Gürtelpaar entspricht unserer Erde.

01] Was da diese beiden Nachbargürtel betrifft, so sind sie ebenfalls von den zwei vorhergehenden Gürteln durch einen unübersteigbar hohen Gebirgsring getrennt. Von diesem Gebirgsringe laufen dann in den zu beschreibenden Gürtel nach allen Richtungen Gebirgszüge und verbinden sich sogar hier und da mit dem nächsten Gebirgsring, der den dritten Gürtel von diesem zweiten scheidet.

02] Dieser [zweite] Ring oder Landesgürtel ist bedeutend schmäler als die zwei vorhergehenden; dafür entspricht aber auch der nördliche wie der südliche nur einem einzigen Planeten.

03] Ein ununterbrochen fortlaufendes Gewässer befindet sich in diesen beiden Gürteln nirgends. Aber große und weitgedehnte Seen gibt es bedeutend viele, wie auch große Ströme und Flüsse. Besonders ist der südliche Gürtel bedeutend wasserreicher als der nördliche. - Also hätten wir demnach schon eine allgemeine Vorstellung dieser beiden Länder.

04] Wir haben aber bei den vorhergehenden beiden Gürteln gesehen und vernommen, daß sie dem Planeten Merkur und dem Planeten Venus entsprechen. - Welchem Planeten aber entsprechen demnach diese beiden Gürtel?

05] Um diesen Planeten als eure Erde zu entdecken, werdet ihr eben nicht nötig haben, zu starken Schauwerkzeugen eure Zuflucht zu nehmen; denn auf diesen Planeten könnt ihr fürwahr mit eurer Nase stoßen, da es der nämliche ist, der euch trägt. - Also eure Erde ist der entsprechende Planet für diese beiden Gürtel, und zwar der nördliche für die nördliche Erdhälfte, und der südliche für die südliche Erdhälfte.

06] Wollt ihr nun die Einrichtung dieser beiden Gürtel mit einem Blick erschauen, so tragt nur sämtliche Verhältnisse eurer Erde in staatlicher und persönlicher Hinsicht auf diese beiden Gürtel über, und ihr seid wie auf eurem eigenen Grund und Boden zu Hause. Nur müsst ihr den gerecht kultivierten Teil eurer Erde nehmen, und denselben sowohl von der nördlichen als südlichen Erdhälfte auf unsere beiden Sonnengürtel übertragen, so seid ihr dann vollkommen zu Hause. Denn heidnische Völker mit ihren Hauseinrichtungen werden allda vermißt, also auch die Mohren und mehrere andere dunkelgefärbte Menschengattungen und somit auch alle ihre häuslichen, politischen und religiösen Einrichtungen.

07] Aber also, wie es einst in den guten christlichen Zeiten unter den wahren Christen ausgesehen hat, und wie es ausgesehen hat mit dem israelitischen Volke, da es noch unter Josua stand, - so sieht es da überall aus; und zwar im nördlichen Gürtel gleich wie im guten Christentum auf Erden, und im südlichen Gürtel wie zu Zeiten Josuas unter den Israeliten.

08] Nun, so ihr solches wißt, werden wir auch mit unseren beiden Gürteln des zweiten Ringes gar leicht fertig werden, denn wenn da alles in der Ordnung sich vorfindet, wie auf eurer Erde, so brauchen wir demnach ja nichts mehr als nur überall des besonders Sonneneigentümlichen zu erwähnen, und wir haben dann alles, was uns zur genauen Erkenntnis dieser beiden Gürtel notwendig ist.

09] Worin besteht denn dieses Sonneneigentümliche zum Unterschied des planetisch Entsprechenden?

10] Dieses Sonneneigentümliche besteht fürs erste in der mehr vollendeten Vollkommenheit alles dessen, was ihr auf der Erde unter den zwei gegebenen Bedingungen erschauen mögt.

11] Fürs zweite aber besteht das Unterschiedliche darin, daß es in diesen beiden Gürteln durchaus keine sogenannten Amphibien weder in den Gewässern noch auf dem Lande gibt und so auch keine reißenden Tiere. Es gibt wohl Tiere, die den reißenden gestaltlich ähnlich sind; sie sind aber deswegen dennoch von edler und sanfter Art. Auch haben sämtliche Tiere gegeneinander keine Waffen wie auf der Erde, sondern sie gleichen in dieser Hinsicht fast alle der Natur der Lämmer und nähren sich vom Grase und von Wurzeln.

12] Fürs dritte besteht das Unterschiedliche in der Vegetation. Ihr dürftet zwar alle über zweihunderttausend Gras-, Pflanzen- und Gesträuchgattungen antreffen, die da auf eurer Erde vorkommen. Aber dort sind sie fürs erste ebenfalls! samenlos und wachsen allenthalben auf den ihnen eigentümlichen Plätzen frei aus dem Boden, ungefähr so wie auf eurer Erde das Moos, verschiedene Schwämme und auch einige wenige Pflanzen, besonders an den Äquatorgegenden eurer Erde. Aber dennoch können in diesen beiden Gürteln sämtliche Pflanzen und Bäume nicht nur durch das Überstecken der Reiser weiterverpflanzt werden, sondern auch durch die Früchte selbst, welche zwar an und für sich sämtlich kernlos sind; also wie es da im Morgenland eine Traubengattung gibt, die ebenfalls kernlos ist. Wenn aber eine oder die andere reife Frucht in den Boden gelegt wird, so wächst aus ihr bald wieder entweder eine gleiche Pflanze oder ein gleicher Baum.

13] Seht, das ist hauptsächlich das eigentlich Unterschiedliche und Sonneneigentümliche.

14] Was aber da die Menschen und ihre Verfassungen sowohl in staatlicher, häuslicher und religiöser Hinsicht betrifft, so entsprechen sie vollkommen dem, wie es schon vorhin hier gezeigt wurde.

15] Ihr fragt: Glauben sie denn an Christum den Gekreuzigten? - Und Ich sage euch: Im ganzen nördlichen Gürtel kennt niemand einen andern Gott als allein Christum den Gekreuzigten! Denn Solchen haben ebenfalls dieselben Apostel dort verkündet, die Ihn hier verkündet haben. Nur müßt ihr das dortige Christentum nicht etwa mit hierarchischen Augen betrachten und müßt euch etwa nicht denken, daß es dort also Bethäuser und allerlei müßige und faule Klöster gibt, sondern der ganze Gürtel ist nur eine christliche Gemeinde welche nur ein Evangelium hat und einen und denselben Christum treulich und wahrlich im Geiste und in aller Wahrheit anerkennt.

16] Der südliche Gürtel unterscheidet sich in der Religion von diesem [nördlichen] nur dadurch, daß in solchem die Bewohner auch den alttestamentlichen Vorbau gar wohl kennen zum Hauptbau des Neuen und ewig bleibenden Testaments; während die Bewohner des nördlichen Kreises zwar wohl auch Kenntnisse davon haben, aber sagen: Wir ehren und schätzen zwar alles das, was nur immer auf unsern Herrn eine auch noch so geringe Beziehung hat; aber so wir Ihn Selbst haben, da lassen wir das andere und bleiben bei Ihm! - Daher sind aber auch diese Bewohner des nördlichen Gürtels um vieles weiser als jene des südlichen; denn diese sind im Grunde selbst, die anderen aber am Grunde, - oder diese sind im Tempel und jene noch mehr im Vorhofe, - oder diese sind in der Liebe und daraus in aller Weisheit, und jene in der Weisheit und daraus erst in der Liebe.

17] Ihr möchtet wohl wissen, ob die Menschen auch hier zu sündigen fähig sind, und ob es demnach auch eine Taufe gibt zur Wiedergeburt und somit auch eine Erlösung vom Tode zur Gewinnung des ewigen Lebens? - Solches [zu sündigen] sind alle Menschen in allen Gestirnen imstande, also auch hier. Denn wo es Wesen in absoluter Freiheit gibt, da gibt es auch notwendig entweder gelegenheitliche oder für immer bestehende Grundgesetze, durch welche die freien Wesen ja eben erst ihre Freiheit zu erkennen imstande sind. Denn die Freiheit besteht ja einzig und allein nur darin, daß ein frei lebendes Wesen durch ein gegebenes Gesetz erkennt, daß es dasselbe zufolge seines freien Willens beachten oder nicht beachten kann. - Wenn es aber irgend freie Wesen gibt, deren Wille an irgendein oder das andere freie oder moralische Gesetz gebunden ist, entweder dasselbe zu beachten oder nicht zu beachten, so versteht sich ja dann von selbst, daß bei solcher Gelegenheit die Sünde oder die Übertretung des Gesetzes überall möglich ist, wo Wesen existieren, die eben eine solche Freiheitsprobe durchzumachen haben.

18] Also kann sich solches wohl auch von unserm Gürtel verstehen. Nur ist zufolge des Ernstes dieser Sonnenbewohner eine Sünde wider das Gesetz der Liebe beinahe noch seltener als bei euch die vollkommene Beachtung dieses Gesetzes.

19] Wenn es aber dessenungeachtet doch auch dort hie und da Sünder gibt, so muß es ja auch eine Vergebung der Sünden geben und somit eine Taufe und eine Erlösung. Die Erlösung, die Taufe und die Buße aber sind dort eins; denn ein jeder Sünder, wenn er zum Gesetze der Liebe zurückkehrt und sein Fehlen bereut und Christum in seinem Herzen ergreift und belebt, so hat er sogleich teil an der Erlösung, wird getauft durch den Geist und erlangt die Wiedergeburt zum ewigen Leben.

20] Solches ist auch im südlichen Gürtel der Fall; nur ist dort zufolge der etwas größeren [Üppigkeit des Landes die Sünde etwas mehr gang und gäbe als im nördlichen Gürtel, und die Menschen sind mehr sinnlich als die des nördlichen Gürtels. - Seht, das wäre demnach wieder etwas, besonders in jetziger Zeit, stark Unterschiedliches gegenüber der Erde.

21] Sonst aber findet sich alles also vor wie auf eurem Planeten. Es gibt sogar Städte und Dörfer und so auch einzeln wohnende Parteien. Ihr würdet euch sogar hoch verwundern, wenn ihr dort die schönsten Weingärten antreffen würdet, und die höheren Gebirge mit allerlei Waldungen überwachsen, bis zu denjenigen Höhen, da zufolge der reinen Luft nichts mehr gedeihen kann. Ja sogar den Pflug und die Sichel würdet ihr nicht vermissen. Nur müßt ihr euch alles in einem viel vollkommeneren Zustand vorstellen als auf eurem Planeten.

22] Die Menschen selbst sind nicht viel größer als auf dem Planeten Erde; aber sie sind viel schöner und vollkommener. Ihre Tracht ist ganz einfach, ungefähr so wie da dereinst das israelitische Volk bekleidet war.

23] Ihre Verfassung ist rein patriarchalisch und in ausgedehnter, staatlicher Hinsicht theokratisch. Daher aber stehen sie auch in ununterbrochener Verbindung mit den Himmeln und haben fortwährend einen sichtbaren geistigen Verkehr. Ja Ich Selbst weile zu öfteren Malen unter den Reinsten und Vollkommensten in der Liebe und Demut!

24] Was ihre Ehen betrifft, so werden diese wahrhaft im Himmel geschlossen, - das heißt aus der reinen Liebe zu Mir, und werden gesegnet von den Eltern und Engeln in Meinem Namen.

25] Die Zeugung des menschlichen Geschlechtes geschieht zwar durch den Beischlaf; aber dieser ist dort eine Handlung, welche zu den am meisten religiösen, andächtigen und geistigen gehört.

26] Das Absterben ist aber zumeist ein freier Austritt aus dem Leibe, welcher nach dem Austritt in einem eigens dazu bestimmten Acker beerdigt wird. - Die Verwesung geschieht äußerst schnell und ist allzeit mit einem großen Wohlgeruch begleitet, welcher alle Gemüter erheitert und belebt, da er ihnen gewisserart einen Vorgeschmack der rein himmlischen Lüfte bietet.

27] Auch diese Menschen haben keine Feiertage und keine Zeitrechnungen und kümmern sich auch gar wenig um was immer für Geheimnisse in der Natur der Dinge. Denn ihre höchste Weisheit besteht lediglich in dem, daß sie allzeit sagen: So wir Christum haben, da haben wir alles, ohne Den aber sind alle Dinge im unendlichen und ewigen Raum nichts als ein leerer Kreis!

28] Wenn aber jemand von euch dennoch über eines oder das andere von ihnen einen Aufschluß haben möchte, so werden sie solchen auch aus dem tiefsten Grunde zu geben imstande sein, obschon sie durchaus keine Schulen haben. Denn Christus ist ihre ausschließlich alleinige Schule; und ihr könnt versichert sein, daß aus dieser Schule die größten Gelehrten hervorgehen.

29] Ihr werdet etwa meinen, allda müssen ja eine Menge trauriger und betschwesterlicher und betbrüderlicher Menschen herumgehen, die sich kaum von der Erde wegzuschauen getrauen. - O mitnichten! Ich sage euch: So fröhliche heitere und gesellige Menschen findet ihr auf der ganzen Erde nirgends als eben hier. Sie haben sogar Musik und Theater, wie auch große Konzerte; aber freilich wohl alles dieses in einem andern Sinn wie ihr es zumeist habt. Denn bei all diesen Unterhaltungen ist der Herr der allerleuchtendste Zentralpunkt, um Den sich da alles dreht, - während Er bei euch auf der Erde sogar unter den besten Umständen daheim gelassen wird; von andern Verhältnissen gar nicht zu reden!

30] Und so hätten wir in möglichster Kürze auch diese beiden Gürtel vollständig beschaut. - Daß aber auch die sonnenklimatischen Verhältnisse in diesem Gürtel nahe ganz dieselben sind wie in den anderen Gürteln, könnt ihr daraus ja sehr leicht entnehmen, weil sie so gut wie die andern zur Sonnenwelt gehören.

31] Daß demnach auch diese Gürtel reich sind an den verschiedenartigsten und oft wunderbar großen Naturerscheinungen, welche aber nie von verheerender Art sind, braucht kaum erwähnt zu werden. Und so hätten wir auch nichts mehr besonders Denkwürdiges von Seite dieser beiden Gürtel zu erwähnen.

32] Es dürfte vielleicht einmal in euch die Frage entstehen, ob der Mond eurer Erde nicht auch in diesen beiden Gürteln irgendeine Entsprechung findet? - Allein solches könnt ihr euch merken, daß da alle Monde der Planeten in der Sonne durchaus keine Entsprechungen haben. Denn die Monde haben ihre Entsprechungen nur auf den Planeten, zu denen sie gehören.

33] Jetzt sind wir aber auch mit unseren beiden Gürteln vollends zu Ende und wollen uns daher fürs nächste Mal sogleich zum nächsten, also dritten Gürtel wenden. - Und somit gut für heute!


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