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Kapitelinhalt 28. Kapitel: Auch der Leibestod ist ein Heilsmittel der Liebe Gottes. Vom Leiden beim Sterben in alter und jetziger Zeit.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] „Siehe, das Sterben der Menschen auf der Erde ist auch für die äußern Sinne eine sehr traurige, und zumeist mit sehr verschiedenen Schmerzen verbundene Erscheinung; der bloße Weltverstand findet sie für sehr hart und grausam angeordnet, vonseite einer allmächtigen Gottheit, die noch dazu voll der höchsten Liebe und Erbarmung sein solle!
Wie oft ist die gute Gottheit schon darob von Menschen und Geistern geschmähet, oder auch ganz geleugnet worden!?

02] Aber siehe, auch da tritt wieder dieselbe Nothwendigkeit, wie bei der Geburt ein, und der freie Geist im Menschen kann unmöglich anders eines jeden, seine wahre Freiheit hemmenden, Gerichtes ledig werden, als durch die Hinwegnahme seiner gerichteten zeitweiligen Umhüllung, die dem Geiste nur so lange belassen werden darf, als bis er von dem Einleben mit dem Urleben Gottes nach allen Theilen vollends isolirt worden ist, was freilich nur Gott, als der Gestalter des Lebens, wissen kann, wann solch ein Geist zur völligen Selbstständigkeit gediehen ist; wann solch eine Reife eingetreten, dann ist es auch an der Zeit, dem Geiste die Last abzunehmen, die ihn an seiner Freiheit hindert.

03] Freilich sagst du, wie Viele deinesgleichen: Warum geschieht denn diese Abnahme dann nicht schmerzlos?!
Ich aber sage dir: würde ein jeder Mensch nach der Lehre Gottes leben, so würde seines Leibes Tod ihm auch nur eine Wollust sein, oder doch wenigstens wäre er völlig schmerzlos; aber da die Menschen zufolge ihrer Freiheit sich zu sehr in die Ordnung der Materie begeben, und ihren Geist mit eisernen Ketten daran befestigen, und ihn zur Weltliebe ziehen, da freilich muß solche Trennung, so sie erfolgen muß, mit um so mehr Schmerzen verbunden sein, je fester ein freier Geist sich an die gerichtete Welt angeklebet hat.

04] Aber - auch dieser Schmerz ist dennoch keine Härte, sondern nur die purste Liebe Gottes; denn würde Sie da nicht eine kleine Gewalt anwenden, die freilich nie wohl thun kann, da ginge der Geist dann ganz in's vollkommene Gericht über, und somit in den ewigen qualvollsten Tod, der da ist die eigentliche Hölle; - aber um den edelsten Geist davon möglicherweise zu retten, muß die Gottheit ein solches nothwendiges Gewaltstreichlein ausführen, und da Sie das thut,- sage, verdient Sie darum wieder geschmähet oder gar geleugnet zu werden?! Leider giebt es nun eine zu große Menge Geister, die von Gott nichts mehr hören wollen, so sie ihre Freiheit erlangt haben; aber Gott unterläßt es dennoch nie, sie auf den besten Wegen zum wahren und vollkommensten Ziele zu führen und zu leiten.

05] Siehe, in der Urzeit wurden die Menschen im allgemeinen dem Leibe nach viel älter, und starben endlich auch eines gar sehr gelinden und schmerzlosen Todes; das geschah aber darum, weil sie in ihrem Geiste von Gott nicht so leicht, als die Menschen dieser Zeit abgelöst werden konnten, - und das darum nicht, weil die Erde für sie viel zu wenig Reize aufzubringen hatte, und sie dadurch mehr in sich gekehrt, und auch mit Gott in einem schwerer zu trennenden Verbande standen.

06] Aber, als mit der Zeit die Menschen stets mehr Reize der Erde abzugewinnen begannen, und die Trennung vom Gottesleben daher auch eher sich gab, da wurde auch die irdische Lebensperiode stets kürzer und kürzer.

07] Als aber endlich die Menschen vor lauter Weltthum und seinen Reizen ganz und gar ihres Urhebers zu vergessen anfingen, da erreichten sie dann aber auch das entgegengesetzte Extrem wider alle Gottes-Ordnung, in welchem der ewige Tod ihnen zu theile werden müßte; siehe, da war es dann göttlicherseits nöthig, Sich ihnen wieder mehr zu nähern, und Sich zu offenbaren - hie und da, um die dem ewigen Untergange nahen Menschen zu retten.
Viele ließen sich retten, Viele aber nicht - aus eigenem freiestem Willen. Hätte sie die Gottheit da mit Ihrer Allmacht ergreifen sollen, so sie Ihrer Liebe kein Gehör schenken wollten? Siehe, das hieße alle solchen Geister dann für ewig verderben!

08] Was kann da die ewige Liebe anderes thun, als aus Ihrer Liebe und Weisheit zu sagen, d. h. thatsächlich: Weichet von Mir, die ihr euch zu gänzlich von Mir abgefluchet, oder abgelöst habt, und gehet in eine andere Erhaltungsschule, die euch und allen eures Gleichen bereitet ist, zu eurer möglichen Wiederlöse; es ist ein Feuer des Gerichtes der Welt; das muß euch los trennen von ihr, ansonst es um euch geschehen ist!

09] Wenn die Gottheit, um solche Uebel so viel als möglich zu verhüten, nun äußere Plagen über die Erde kommen läßt, sage! - ist Sie da nicht? oder so Sie ist, ist Sie da hart und lieblos? wenn Sie thut, was zu thun Sie für allernöthigst findet!
Wie kannst du dir aber auch nur in einem Traume beikommen lassen, daß die Gottheit Ihre Geschöpfe, die Sie aus Sich heraus zeuget und schaffet, verfluchen und verdammen solle, und elend machen für ewig! was wohl hätte Sie davon?!

10] Aber so Sie die Geschöpfe frei darstellen will für ewig, muß da nicht Ihre größte Sorge dahin gerichtet sein, daß diese Geschöpfe ja nicht irgend wieder in die Arme Ihrer Allmacht hineingerathen, wo es mit der Freiheit in jedem Falle geschehen sein müßte; gerade - als so du Kinder hättest, und möchtest sie aber in ihrer Zartheit nach aller deiner Mannskraft an deine Brust drücken, was ihnen natürlich das zarte Leben kostete; so du sie aber zu Tode erdrücket hättest mit deiner Kraft, und hättest noch andere Kinder, sage, würdest du diese nicht warnen vor deiner unbändigen Kraft, oder würdest du diese Kraft noch an mehreren versuchen? dich würde wohl die Erfahrung davor warnen;

11] die Gottheit aber bedarf freilich der Erfahrung nicht, da Sie im Besitze der unendlichsten Weisheit ist; - Sie ist der alleinige wahre gute Hirte aller Ihrer Schäflein, und kann sie am besten schützen vor Ihrer Allmacht, die Sie nur zur Gestaltung der gerichteten Dinge aller Körperwelt gebraucht, nie aber zur freien Gestaltung und Bildung freier Geister aus Ihr!
Diese müssen allein aus Ihrer Liebe und Weisheit hervorgehen, ansonst an ihnen ewig keine Freiheit, und somit auch kein Leben zu bewerkstelligen ist! denn Gottes Allmacht zeuget nichts als Gericht über Gericht!"

01] Rede Ich weiter: "Siehe, das Sterben der Menschen auf der Erde ist auch für die äußeren Sinne eine sehr traurige und zumeist mit sehr verschiedenen Schmerzen verbundene Erscheinung. Der bloße Weltverstand findet sie für sehr hart und grausam angeordnet von Seite einer allmächtigen Gottheit, die noch dazu voll der höchsten Liebe und Erbarmung sein soll! Wie oft ist die gute Gottheit schon darob von Menschen und Geistern geschmäht oder auch ganz geleugnet worden!

02] Aber siehe, auch da tritt wieder dieselbe Notwendigkeit wie bei der Geburt ein. Und der freie Geist im Menschen kann unmöglich anders von jedem seine wahre Freiheit hemmenden Gerichte ledig werden, als durch die Hinwegnahme seiner gerichteten, zeitweiligen Umhüllung, die dem Geiste nur so lange belassen werden darf, bis er von dem (Einleben mit dem) Urleben Gottes nach allen Teilen völlig isoliert (getrennt) worden ist, - Wobei freilich nur Gott, als der Gestalter des Lebens, wissen kann, wann solch ein Geist zur völligen Selbständigkeit gediehen ist. Ist solch eine Reife eingetreten, dann ist es auch an der Zeit, dem Geiste die Last abzunehmen, die ihn an seiner Freiheit hindert.


03] Freilich sagst du, wie viele deinesgleichen: »Warum geschieht denn diese Abnahme dann nicht schmerzlos?!« Ich aber sage dir: Würde ein jeder Mensch nach der Lehre Gottes leben, so würde seines Leibes Tod ihm auch nur eine Wollust sein, oder doch wenigstens wäre er völlig schmerzlos. Aber da die Menschen zufolge ihrer Freiheit sich zu sehr in die (Wider-)Ordnung der Materie begeben, ihren Geist mit eisernen Ketten daran befestigen und ihn zur Weltliebe ziehen, da freilich muß solche Trennung, so sie erfolgen muß, mit um so mehr Schmerzen verbunden sein, je fester ein freier Geist sich an die gerichtete Welt angeklebt hat.

04] Aber auch dieser Schmerz ist dennoch keine Härte, sondern nur die purste Liebe Gottes. Denn würde die Gottheit da nicht eine kleine Gewalt anwenden, die freilich nie wohl tun kann, dann ginge der Geist ganz ins vollkommene Gericht über und somit in den ewigen, qualvollsten Tod, der da die eigentliche Hölle ist. Aber um den edelsten Geist davon möglicherweise zu retten, muß die Gottheit ein solches notwendiges Gewaltstreichlein ausführen. Und da Sie das tut, sage, verdient Sie darum wieder, geschmäht oder gar geleugnet zu werden?! Leider gibt es nun eine zu große Menge Geister, die von Gott nichts mehr hören wollen, so sie ihre Freiheit erlangt haben. Aber Gott unterläßt es dennoch nie, sie auf den besten Wegen zum wahren und vollkommensten Ziele zu führen und zu leiten.

05] Siehe, in der Urzeit wurden die Menschen im allgemeinen dem Leibe nach viel älter und starben endlich auch eines gar sehr gelinden und schmerzlosen Todes. Das geschah aber darum, weil sie in ihrem Geiste von Gott nicht so leicht wie die Menschen dieser Zeit abgelöst werden konnten, und das darum nicht, weil die Erde für sie viel zu wenig Reize aufzubringen hatte, und sie dadurch mehr in sich gekehrt und auch mit Gott in einem schwerer zu trennenden Verbande standen.

06] Aber als mit der Zeit die Menschen stets mehr Reize der Erde abzugewinnen begannen, und die Trennung vom Gottesleben daher auch sich eher gab, da wurde auch die irdische Lebensperiode stets kürzer und kürzer.

07] Als aber endlich die Menschen vor lauter Welttum und seinen Reizen ganz und gar ihres Urhebers zu vergessen anfingen, da erreichten sie dann aber auch das entgegengesetzte Extrem wider alle Gottesordnung, in welchem der ewige Tod ihnen zuteil werden müßte. Siehe, da war es dann göttlicherseits nötig, sich ihnen wieder mehr zu nähern und Sich hie und da zu offenbaren, um die dem ewigen Untergange nahen Menschen zu retten. - Viele ließen sich retten. - Viele aber nicht - aus eigenem, freiestem Willen! Hätte sie die Gottheit da mit Ihrer Allmacht ergreifen sollen, so sie Ihrer Liebe kein Gehör schenken wollten? Siehe, das hieße: alle solchen Geister dann für ewig verderben!


08] Was kann da die ewige Liebe anderes tun, als aus Ihrer Liebe und Weisheit zu sagen: Weichet von Mir, die ihr euch allzu gänzlich von Mir abgefluchet oder abgelöset habt, und gehet in eine andere Erhaltungsschule, die euch und allen euresgleichen zu eurer möglichen Wiederlöse bereitet ist. Es ist ein Feuer des Gerichtes der Welt! Das muß euch lostrennen von ihr (der Welt), ansonst es um euch geschehen ist!

09] Wenn die Gottheit, um solche Übel soviel als möglich zu verhüten, nun äußere Plagen über die Erde kommen läßt, sage, ist Sie da nicht (vorhanden)? Oder so Sie (tatsächlich vorhanden) ist, ist Sie da hart und lieblos? - Wenn Sie tut, was zu tun Sie für allernötigst findet!? Wie kannst du dir (aber) auch nur in einem Traume beikommen lassen, daß die Gottheit Ihre Geschöpfe, die Sie aus Sich heraus zeuget und schaffet, - verfluchen, verdammen und elend machen solle für ewig! Was hätte Sie wohl davon?!


10] Aber so Sie die Geschöpfe frei darstellen will für ewig, -muß da nicht Ihre größte Sorge dahin gerichtet sein, daß diese Geschöpfe ja nicht irgend wieder in die Arme Ihrer Allmacht hinein geraten, wo es mit der Freiheit in jedem Falle geschehen sein müßte; gerade als so du Kinder hättest und möchtest sie aber in ihrer Zartheit nach aller deiner Manneskraft an deine Brust drücken, was ihnen natürlich das zarte Leben kostete; so du sie aber zu Tode erdrückt hättest mit deiner Kraft und hättest noch andere Kinder, - sage, würdest du diese nicht warnen vor deiner unbändigen Kraft, oder würdest du diese Kraft noch an mehreren versuchen? Dich würde wohl die Erfahrung davor warnen.

11] Die Gottheit aber bedarf freilich der Erfahrung nicht da Sie um Besitze der unendlichsten Weisheit ist, Sie ist der alleinige wahre gute Hirte aller Ihrer Schäflein und kann sie am besten schützen vor Ihrer Allmacht, die Sie nur zur Gestaltung der gerichteten Dinge aller Körperwelt gebraucht, nie aber zur freien Gestaltung und Bildung freier Geister aus Ihr! Diese müssen allein aus ihrer Liebe und Weisheit hervorgehen, ansonst an ihnen ewig keine Freiheit und somit auch kein Leben zu bewerkstelligen ist! Denn Gottes Allmacht zeuget nichts als Gericht über Gericht!"

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