voriges Kapitel Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits' nächstes Kapitel


Kapitelinhalt 299. Kapitel: Durch die erste Türe der Südwand strömt das allgewaltige Licht einer Haupt- und Urmittelsonne. Näheres über deren Riesenverhältnisse. Dort lebende Wesen als Sonnenballwerfer. (Am 26. Dez. 185O)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Sage Ich darauf: „Ja, ja, also ist es! Siehe hin, Robert, auf die erste Thüre an der südlichen Wand; sie ist bereits geöffnet; der noch bei weitem mächtigere Lichtglanz, der durch diese erst geöffnete Thüre an der südlichen Wand dringt, beurkundet, daß wir dort mit einer noch für dich kaum begreifbar größeren Sonne, als hier diese Mittelsonne ist, zu thun bekommen werden. Dort werden wir auch am Schlusse der Ordnung materieller Schöpfungen Meines Willens und Meiner Weisheit, uns befinden, daher begeben wir uns nun denn auch sogleich in diese Thüre."

02] Alle gehen wir nun mit einer förmlichen Furcht in diese Thüre, natürlich mit Ausnahme Pauli, Petri und Johannis, denen Alles das schon durch und durch bekannt ist. Als wir nun in die Thüre kommen, kehren sich Anfangs Alle sogleich und hell aufschreiend um, und betheuern die volle Unmöglichkeit, in dieß Licht auch nur einen allerkürzesten Blick mehr wagen zu können, denn dieses Licht komme ihnen um viele Millionen-, ja Trillionenmal stärker vor, als das Licht der früheren Sonnenuniversums-Mittelsonne.

03] Sage Ich: „Ja, ja, das kann Ich euch durchaus nicht in Abrede stellen; aber es wird sich bei dieser letzten Haupt- und Urzentralsonne ebenso thun, als wie es sich bei den früheren gethan hat. Nur festen Willen, Muth und Beharrlichkeit, und es thut sich dann Alles. Nun, Freund Robert, hast auch du keinen Muth?"

04] Sagt Robert: „O HErr! Es wird sich hier kaum thun; der Glanz ist zu stechend intensiv; man wird hier förmlich zurückgeworfen; aber ich will es in Deinem allerheiligsten und allmächtigsten Namen versuchen. Ich werde Anfangs die Augen förmlich schließen, und sie nach und nach zu öffnen anfangen, vielleicht wird es dann gehen." - Sage Ich: „Thue wie es dir räthlich dünkt; aber besser ist es, wenn du gleich volloffenen Auges in dieß Licht zu schauen beginnst. Ein paar Minuten Kampf, und du hast auch dieses mächtigste alles materiellen Lichtes überwunden."

05] Sagt Robert: „Auch gut; es soll geschehen! was Du, o HErr und Vater, willst und anordnest, muß ewig das Beste und Zweckdienlichste sein; und so denn nun nur aufgeschaut, meine lichtscheuen Augen! Jetzt wird ein tüchtigster Lichtsturm euch etwas zu schaffen machen." Mit diesen Worten kehrt er sich schnell um und schaut natürlich Anfangs stark blinzelnd in dieß Licht.

06] Nach einer Weile spricht er hocherfreut auch über diesen Sieg (Robert): „Vater, Dir allen Dank, alle Ehre und alle Liebe! Auch dieses Licht gehorcht nun meinen ganz kleinen Augen. O ich habe eine übergroße Freude daran. So sind denn bei Dir, o heiligster Vater, doch im allervollsten Ernste sogar die allerunmöglichst scheinenden Dinge vollstauf möglich. O Menschen auf der armseligsten Erde! Euer Auge erblindet beim Anblicke eurer kleinen Erdsonne, deren Licht nicht die dezillionste Stärke von einem Funken dieses Lichtes hat. Was würdet ihr sagen, so ihr nur einen kleinsten Funken von diesem Lichte in eurem Naturzustande zu Gesichte bekämet? Ich sage euch: Ein Funke würde genügen, um die ganze Erde im schnellsten Augenblicke in ein wahres Nichts zu verwandeln.

07] O HErr und Vater! Wie ist denn wohl solch eine über alle menschliche Berechnungsfähigkeit stehende Kondensirung des Lichtes möglich? Bei meinem nun allerglückseligsten ewigen Leben! Ein Kubikzoll groß des Lichtes aus dieser Sonne hat im Grunde schon mehr Lichtintensität, als das Licht der ganzen irdischen Sonne auf einen gleichen Kubikzoll zusammengedrängt. Das ist doch für jeden noch auf der Erde wandelnden Doktor eine sicher unbegreiflichste Proportion; und dennoch ist es also. Jetzt sehe ich doch schon eine recht geraume Weile, und zwar schon ganz leicht in dieses Licht, aber es will im Grunde durch die Angewöhnung meiner Augen an dasselbe nicht schwächer werden. O HErr, o Vater! Ist das doch eine Kraft des Lichtes! Wie groß doch muß etwa diese Sonne sein, wo muß sie sich befinden, und welch einen furchtbarst großen Zweck ihres ungeheuersten Daseins mag sie haben?"

08] Sage Ich: „Das ist eine Haupt- und Urzentralsonne, um die sich genau sieben Millionen Sonnenuniversa drehen und bewegen. Sie ist aber auch genau um eine Millionmal größer, als alle die sieben Sonnenuniversa. Ihr Durchmesser beträgt bei zwei Oktillionen irdischer Wegmeilen; das Licht in größter elektro-magnetischer Schnelligkeit, auf die Sekunde zwölftausend irdische Wegmeilen gerechnet, hätte viele tausend Trillionen Jahre der Erde zu thun, um von einem Pole zum andern dieser Sonne zu gelangen!"


09] Hierauf fahren Alle vor Entsetzen zusammen, und Robert sagt ganz zerknirscht: „Und solch ein Sonnenkoloß aller Kolosse (HErr, verzeihe mir diese dumme Frage!) ist auch von Dir erschaffen?! Von Dir, Der Du hier so ganz allerherablassendst und gemüthlichst von diesen Größen redest, als hättest Du bloß so mit einer Hand voll Erbsen, einer sehr unbedeutenden Frucht der Erde, zu thun!"

10] Sage Ich: „Ja, ja, Mein lieber Bruder! Nicht nur diese, sondern noch zahllos viele Andere, die noch um vieles größer sind, als diese, die du nun schauest, denn diese ist geradewegs die Kleinste unter allen." - Sagt Robert: „Ich küsse Dir Deine Hände! O Gott, o Gott, das zu denken ist wohl keinem geschaffenen Geiste möglich!" - Sage Ich': „Doch, doch, frage nur einen von Meinen drei Brüdern; sie werden es dir schon sagen, ob so was möglich, oder nicht möglich sei."

11] Sagt Robert: „Ja, ja, es wird wohl schon Alles möglich sein, denn bei Dir ist Alles möglich; aber daß das trotz der sichersten Möglichkeit etwas so ungeheuer Großes ist, daß darob sicher ein jeder Geist bis in sein Innerstes allergewaltigst erbeben muß, besonders so er ein erstes Mal solche Größen zu Gesichte bekommt, das kann weder Petrus, noch Paulus, und ebenso wenig der tiefstweise Bruder Johannes in Abrede stellen. Viele tausend Trillionen Jahre hätte das schnellste Licht zu thun, um von einem Pole zum andern zu gelangen; o HErr, o Gott, welch ein schauderhaftes Volumen! Nein, nein, das wird in meinem Kopfe nie Platz haben. Wie weit muß denn hernach so eine Sonne von unserer Erde abstehen, um von ihr aus als ein leuchtender Punkt gesehen zu werden?" - Sage Ich: „Eine Dezillion Meilen genügt, um sie bis zum scheinbaren Durchmesser der Venus zusammenzudrücken; eine weitere Rechnung sei dir selbst zu einem Vergnügen."

12] Sagt Robert und auch der Peter-Peter mit ihm: „O HErr! Mit solchen Berechnungen werden wir Beide uns je weder unsere Köpfe und noch viel weniger unsere Herzen zerbrechen. Es sei, wie es ist nach Deinem allerheiligsten Willen; aber wir werden uns damit nicht gar zu sehr mehr abgeben; denn solche Größen verschlingen zu sehr all' unser Denk- und Begriffsvermögen."

13] Sagt Robert allein: „Nun, o HErr und Vater, fange ich auch in dieser Sonne an eine Menge großer Menschwesen zu entdecken; sie müssen auch durch und durch überglühend sein; aber von irgend einer Art von Gebäuden entdecke ich nirgends etwas. Mit großer Hast wallen diese ganz entsetzlich großen Wesen in den allermächtigsten Flammen herum, und scheinen bei solch einer sicher sehr heißen Thätigkeit überaus guten Muthes zu sein. Einige erheben sich von Weile zu Weile ziemlich hoch über das Lichtmeer und schleudern sehr stark glühende Bälle in die Unendlichkeit hinaus; eine sonderbare Beschäftigung und Belustigung dieser Wesen. Sie scheinen auch eben nicht gar zu mathemathisch zu berechnen, wohin sie ihre Feuerkugeln und himmlischen Granaten werfen. Die Geschichte scheint ganz dem Zufalle überlassen zu sein; es könnte daher so ein Granatchen auch unter uns hieher so eine Reise unternehmen. Wahrlich, der Erste möchte ich gerade nicht sein, trotz meiner nun rein geistigen Beschaffenheit, der von solch einem runden Gaste eine Kopfvisite bekäme. Diese Granaten dürften wohl auch hübsch umfangreich sein; denn mit gar zu besonderen Kleinigkeiten werden sich diese Riesen kaum abgeben. Wie groß etwa im Verhältnisse unserer Erde so ein Feuermensch dieser Sonne aller Sonnen doch ist?"

14] Sage Ich: „Wird hübsch groß sein, Mein lieber Robert; denn eine jede Kugel, die du von ihnen hintanschleudern siehst, ist größer als die Sonne der Erde, manche aber wohl auch kleiner."

15] Sagt Robert: „Ganz gehorsamster Diener! Diese Leutchen schnellen auf diesem Weltkörper nur gleich so mir und dir nichts Sonnen in die hübsch weite Unendlichkeit hinaus. Bravo, bravo, es kommt immer besser! Wenn demnach so ein Menschchen auf der Erde stünde, die für seine zarten Füße bloß so ein ganz kleinstes Sandkörnchen sein müßte, müßte es für ihn ein wahrer Spaß sein, den Bewohnern des Miron (nun Neptun) den Schweiß von der Stirne zu wischen, und so es ihm am Ende beliebete, auch die ganze Sonne, samt allen ihren Planeten, Monden und Kometen ganz bequem in seine Westentasche zu stecken. Ganz gehorsamster Diener! Ich meine, mein Gott, mein HErr, und mein allerliebster heiliger Vater, mit diesen Leutchen wird unser einer wohl nie Bruderschaft zu trinken im Stande sein. HErr, Du lieber Vater! Du mußt mir schon vergeben, so ich bei solchen Anlässen ein wenig humoristisch werde, aber man kann sich dessen nicht enthalten, wenn man diese Größen mit den Größen der Erde vergleicht, denn das geht schon ein für allemal in's Allerfabelhafteste über. Wohin aber fallen dann diese glühenden Kügelchen, die diese Menschlein so mir und dir nichts in die Unendlichkeit hinausschnellen?"

16] Sage Ich: „Die Meisten fallen wieder zurück auf den Boden dieser Sonne, hie und da aber auch einige in den endlosen Raum, und werden dort in irgend einer Raumestiefe zu Sonnen im Gebiete irgend einer Zentralsonne." - Sagt Robert: „Aber da müßte denn doch auch zufälligerweise irgendwann eine einmal in die Nähe der Erde gerathen, wovon aber in den Geschichtsbüchern der Erde wahrlich nichts zu finden ist."

17] Sage Ich: „Mein Freund! Für's erste hast du noch gar lange nicht alle solche Bücher auf der Erde gelesen, und für's zweite sind solche Erscheinungen von den gleichzeitig lebenden Völkern auch nicht getreu genug aufgezeichnet worden, und erhielten sich blos traditionell unter den noch wenig gebildeten Völkerhorden. Es sind aber dennoch schon mehrere solche Kügelchen als außerordentliche Kometen von der Erde aus gesehen worden, und es wird eben nicht zu lange mehr dauern, daß ein Gast durch das Gebiet der fernsten Planeten der Erdsonne eine Reise machen wird, und wird sogar am hellen Tage gesehen werden.

18] Es sind aber noch keine dreitausend Jahre, als ein solcher Sonnenkomet durch das Gebiet der Saturnus- und Uranusbahn zog, und auf die Erde ein so starkes Licht warf, daß neben ihm die Sonne ganz matt leuchtend aussah. Freilich dauerte dieses Phänomen in seinem Vollglanze nur kaum einige Tage, und konnte wegen der zu großen Schnelligkeit dieses Passanten nicht länger geschaut und beobachtet werden. Vor ungefähr kaum einigen hundert Jahren ging auch ein solcher Gast durch, und konnte auch am hellen Tage gesehen werden. Alle Tage, Mein Freund, aber kann so 'was nicht statthaben. Wie und warum solches geschieht, das wirst du alles in der Folge kennen lernen. Betrachte aber nun diese Sonne nur noch eine kleine Weile; du wirst noch so manches entdecken, was dich hoch wundernehmen wird."

01] Sage Ich darauf: "Ja, ja, also ist es! - Siehe hin, Robert, die erste Türe an der südlichen Wand, sie ist bereits geöffnet! Der noch bei weitem mächtigere Lichtglanz, der durch diese Türe dringt, bekundet, daß wir es hier mit einer für dich noch kaum begreifbar größeren Sonne, als die zuletzt geschaute Mittelsonne war, zu tun bekommen werden. - Dort werden wir uns auch am Schlusse der Ordnung materieller Schöpfungen Meines Willens und Meiner Weisheit befinden; daher begeben wir uns nun denn auch sogleich in diese Türe!"


02] Alle gehen nun mit einer förmlichen Furcht in diese Türe, (natürlich mit Ausnahme des Paulus, Petrus und Johannes, denen alles das schon durch und durch bekannt ist). - Als wir nun in die Türe kommen, kehren sich anfangs alle sogleich und hell aufschreiend um und beteuern die volle Unmöglichkeit, in dies Licht auch nur einen allerkürzesten Blick mehr wagen zu können; denn dieses Licht komme ihnen um viele Millionen-, ja Trillionenmal stärker vor als das Licht der früheren All-Mittelsonne.

03] Sage Ich: "Ja, ja, das kann Ich euch durchaus nicht in Abrede stellen! Aber es wird sich bei dieser letzten Haupt- und Urmittelsonne ebenso tun, wie es sich bei den früheren getan hat. Nur festen Willen, Mut und Beharrlichkeit, und es tut sich dann alles! - Nun, Freund Robert, hast auch du keinen Mut?"

04] Sagt Robert: "O Herr, es wird sich hier kaum tun! Der Glanz ist zu stechend! Man wird hier förmlich zurückgeworfen. Aber Ich will es in Deinem allerheiligsten und allmächtigen Namen versuchen. Ich werde anfangs die Augen völlig schließen und sie nach und nach zu öffnen anfangen. Vielleicht wird es dann gehen." - Sage Ich: "Tue, wie es dir rätlich dünkt! Aber besser ist es, wenn du gleich volloffenen Auges in dies Licht zu schauen beginnst. Ein paar Minuten Kampf und du hast auch dieses mächtigste alles materiellen Lichtes überwunden."

05] Sagt Robert: "Auch gut, es soll geschehen! Was Du o Herr und Vater willst und anordnest, muß ewig das Beste und Zweckdienlichste sein. Und so denn jetzt nur aufgeschaut, meine lichtscheuen Augen! Jetzt wird ein tüchtiger Lichtsturm euch zu schaffen machen." - Mit diesen Worten kehrt er sich schnell um und schaut, natürlich anfangs stark blinzelnd, in dies Licht.

06] Nach einer Weile spricht Robert hocherfreut auch über diesen Sieg: "Vater, Dir allen Dank, alle Ehre und alle Liebe! Auch dieses größte Licht gehorcht nun meinen ganz kleinen Augen. Oh, ich habe eine übergroße Freude darob! So sind denn bei Dir, o heiligster Vater, doch im allervollsten Ernste sogar die unmöglich scheinenden Dinge vollauf möglich! O Menschen auf der armseligen Erde! Euer Auge erblindet beim Anblicke eurer kleinen Erdsonne, deren Licht nicht die dezillionste Stärke von einem Funken dieses Lichtes hat. Was würdet ihr sagen, so ihr nur einen kleinsten Funken von diesem Lichte in eurem Naturzustande zu Gesichte bekämet?! Ich sage euch: Ein Funke würde genügen, um die ganze Erde im schnellsten Augenblicke in ein wahres Nichts zu verwandeln.

07] O Herr und Vater! Wie ist denn wohl solch eine über alle menschliche Berechnung stehende Steigerung des Lichtes möglich? Bei meinem nun allerglückseligsten, ewigen Leben! Ein Kubikzoll groß des Lichtes auf dieser Sonne hat im Grunde schon mehr Lichtkraft, als das Licht der ganzen irdischen Sonne auf einen gleichen Kubikzoll zusamnmengedrängt! Das ist doch für jeden noch auf der Erde wandelnden Doktor eine sicher unbegreiflichste Proportion - und dennoch ist es also! Jetzt sehe ich doch schon eine recht geraume Weile, und zwar schon ganz leicht, in dieses Licht; aber es will in Grunde durch die Angewöhnung meiner Augen nicht schwächer werden. - O Herr, o Vater! Ist das doch eine Kraft des Lichtes! Wie groß muß diese Sonne sein; wo muß sie sich befinden und welch einen furchtbar großen Zweck ihres ungeheueren Daseins mag sie haben?"


08] Sage Ich: "Das ist eine Haupt- und Urmittelsonne, um die sich genau sieben Millionen Sonnen-Allalle drehen und bewegen. Sie ist aber auch genau um eine Million Mal größer als alle die sieben Millionen Sonnen-Allalle. Ihr Durchmesser beträgt bei zwei Oktillionen irdischer Wegmeilen. Das Licht in größter elektro-magnetischer Schnelligkeit, auf die Sekunde vierzigtausend irdische Wegmeilen [1 deutsche Meile = 7,5 km; das Licht macht in 1 Sekunde rund 300000 km, d. Ed.] gerechnet, hätte viele tausend Trillionen Jahre der Erde zu tun, um von einem Pole zum andern dieser Sonne zu gelangen!"

09] Hier fahren alle voll Entsetzen zusammen. Und Robert sagt ganz zerknirscht: "Und solch ein Sonnenkoloß aller Kolosse (Herr, verzeihe mir diese dumme Frage!) ist auch von Dir erchaffen?! Von Dir, der Du hier so ganz allerherablassendst und gemütlichst von diesen Größen redest, als hättest Du bloß so mit einer Handvoll Erbsen, einer sehr unbedeutenden Frucht der Erde, zu tun!"

10] Sage Ich: "Ja, ja, Mein lieber Bruder! Nicht nur diese, sondern noch zahllos viele andere, die noch um vieles größer sind als diese, die du nun schauest! Denn diese ist geradewegs die Kleinste unter allen." - Sagt Robert: "Ich küsse Dir Deine Hände, o Gott, o Gott! Das zu denken ist wohl keinem geschaffenen Geiste möglich!" - Sage Ich: "Doch, doch, frage nur einen von Meinen drei Brüdern; sie werden es dir schon sagen, ob so etwas möglich oder nicht möglich sei."

11] Sagt Robert: "Ja, ja, es wird wohl schon alles möglich sein. Denn bei Dir ist alles möglich, aber daß das trotz der sichersten Möglichkeit etwas so ungeheuer Großes ist, daß darob sicher ein jeder Geist bis in sein Innerstes allergewaltigst erbeben muß (besonders so er ein erstes Mal solche Größen zu Gesichte bekommt) - das kann weder Petrus noch Paulus und ebensowenig der tiefstweise Bruder Johannes in Abrede stellen. Viele tausend Trillionen Jahre hätte das schnellste Licht zu tun, um von einem Pole zum andern zu gelangen!? O Herr, o Gott, welch eine schauderhafte Größe! Nein, nein, das wird in meinem Kopfe nie Platz haben! - Wie weit muß denn hernach so eine Sonne von unserer Erde abstehen, um von ihr aus nur als ein leuchtender Punkt gesehen zu werden?" - Sage Ich: "Eine Dezillion Meilen genügt, um sie bis zum scheinbaren Durchmesser der Venus zusammenzudrücken. Eine weitere Rechnung sei dir selbst zu einem Vergnügen!"

12] Sagt Robert und auch der Peter Peter mit ihm: "O Herr, mit solchen Berechnungen werden wir beide uns je weder unsere Köpfe und noch viel winiger unsere Herzen zerbrechen! Es sei, wie es ist nach Deinem allerheiligsten Willen; aber wir werden uns damit nicht gar zu sehr mehr abgeben; denn solche Größen verschlingen zu sehr all unser Denk- und Begriffsvermögen."

13] Sagt Robert allein weiter: "Nun, o Herr und Vater, beginne ich auch in dieser Sonne eine Menge großer Menschwesen zu entdecken! Sie müssen auch durch und durch überglühend sein. Aber von irgendeiner Art von Gebäuden entdecke ich nirgends etwas. Mit Hast wallen diese ganz entsetzlich großen Wesen in den allermächtigsten Flammen herum und scheinen bei solch einer sicher sehr heißen Tätigkeit überaus guten Mutes zu sein. Einige erheben sich von Weile zu Weile ziemlich hoch über das Lichtmeer und schleudern sehr stark glühende Bälle in die Unendlichkeit hinaus! Eine sonderbare Beschäftigung und Belustigung dieser Wesen! Sie scheinen auch eben nicht gar zu mathematisch zu berechnen, wohin sie ihre Feuerkugeln und himmlischen Granaten werfen. Die Geschichte scheint ganz dem Zufalle überlassen zu sein. Es könnte daher so ein Granatchen auch unter uns hierher so eine Reise unternehmen. Wahrlich, der erste möchte ich nicht, trotz meiner nun rein geistigen Beschaffenheit, gerade nicht sein, der von solch einem runden Gaste eine Kopfvisite bekäme! Diese Granaten dürften wohl auch hübsch umfangreich sein; denn mit gar zu besonderen Kleinigkeiten werden sich diese Riesen kaum abgeben. Wie groß etwa im Verhältnisse unserer Erde so ein Feuermensch dieser Sonne aller Sonnen doch ist?"

14] Sage Ich: "Wird hübsch groß sein, Mein lieber Robert; denn eine jede Kugel, die du von ihnen hintanschleudern siehst, ist größer als die Sonne der Erde, manche aber wohl auch kleiner."

15] Sagt Robert: "Ganz gehorsamster Diener! Diese Leutchen schnellen auf diesem Weltkörper nur gleich so mir und dir nichts Sonnen in die hübsch weite Unendlichkeit hinaus! Bravo, bravo; es kommt immer besser! Wenn demnach so ein Menschchen auf der Erde stünde, die für seine zarten Füße bloß so ein ganz kleinstes Sandkörnchen wäre, müßte es für ihn ein wahrer Spaß sein, den Bewohnern des Miron (nun Neptun genannt) den Schweiß von der Stirne zu wischen und, so es ihm am Ende beliebte, auch die ganze Sonne samt allen ihren Planeten, Monden und Kometen ganz bequem in seine Westentasche zu stecken. Ganz gehorsamster Diener! Ich meine, mein Gott, mein Herr und mein allerliebster heiliger Vater, mit diesen Leutchen wird unsereiner wohl nie Bruderschaft zu trinken imstande sein! Herr, Du lieber Vater! Du mußt mir's schon vergeben, so ich bei solchen Anlässen ein wenig humoristisch werde. Aber man kann sich dessen nicht enthalten, wenn man diese Größen mit den Größen der Erde vergleicht. Denn das geht schon ein für allemal ins Allerfabelhafteste über! Wohin aber fallen dann diese glühenden Kügelchen, die diese Menschlein so mir und dir nichts in die Unendlichkeit hinausschnellen?"

16] Sage Ich: "Die Meisten fallen wieder zurück auf den Boden dieser Sonne, hie und da aber auch einige in den endlosen Raum und werden dort in irgendeiner Raumestiefe zu Sonnen im Gebiete irgendeiner Mittelsonne." - Sagt Robert: "Aber da müßte denn doch auch zufälligerweise irgendwann eine einmal in die Nähe der Erde geraten, wovon aber in den Geschichtsbüchern der Erde wahrlich nichts zu finden ist."

17] Sage Ich: "Mein Freund! Fürs erste hast du noch gar lange nicht alle solche Bücher auf der Erde gelesen, und fürs zweite sind solche Erscheinungen von den gleichzeitig lebenden Völkern auch nicht getreu genug aufgezeichnet worden und erhielten sich bloß durch Überlieferung unter den noch wenig gebildeten Völkerhorden. Es sind aber dennoch schon mehrere solche Kügelchen als außerordentliche Kometen von der Erde aus gesehen worden, und es wird eben nicht zu lange mehr dauern, daß ein Gast durch das Gebiet der fernsten Planeten der Erdsonne eine Reise machen und sogar am hellen Tage gesehen werden wird.

18] Es sind aber noch keine dreitausend Jahre, als ein solcher Sonnenkomet durch das Gebiet der Saturnus- und Uranusbahn zog, und auf die Erde ein so starkes Licht warf, daß neben ihm die Sonne ganz matt leuchtend aussah. Freilich dauerte dieses Phänomen in seinem Vollglanze nur kaum einige Tage, und konnte wegen der zu großen Schnelligkeit dieses Passanten nicht länger geschaut und beobachtet werden. Vor ungefähr kaum einigen hundert Jahren ging auch ein solcher Gast durch, und konnte auch am hellen Tage gesehen werden. Alle Tage, Mein Freund, aber kann so etwas nicht statthaben. Wie und warum solches geschieht, das wirst du alles in der Folge kennen lernen. Betrachte aber nun diese Sonne nur noch eine kleine Weile; du wirst noch so manches entdecken, was dich hoch wundernehmen wird."

voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel