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Kapitelinhalt 31. Kapitel: Die Blaue Ziege. Tauschhandel mit ihrer Milch. Das Ziegendankfest. Verbundenheit der Saturnbewohner mit der geistigen Welt. Die Wolle der Blauen Ziege und deren Verwendung.

Originaltext 1. Auflage 1855 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text, Verseinteilung und Überschriften nach 4. Auflage 1969 Lorber-Verlag

01] Was ist unsere schon vorbestimmte blaue Ziege für ein Thier? Für's Erste ist sie besonders für den wenig bemittelten Theil der Menschen dieses Planeten ein überaus nützliches und unentbehrliches Thier; besonders bei denjenigen Bewohnern der Gebirge dieses Planeten, auf denen unsere große Kuh durchaus nicht gut fortkommt, nachdem alldort zu wenig Futter für sie wächst, und vorzüglich aber viel zu wenig Wasser vorhanden ist, womit diese Kuh sich nach Bedarf ihren großen Durst löschen könnte.

02] Wie sieht dieses Thier denn aus? Eben also, wie irgend eine Ziege auf dieser Erde? - O nein, das mit nichten! Wohl aber fast also, wie ein Elendthier, welches da bei euch die nördlichsten Theile der Kontinente bewohnt; nur ist es natürlicherweise wohl um's Hundertfache größer, d. h. cubischen Maßes, als da ist ein Elendthier auf der Erde. Diese blaue Ziege hat zwischen ihren beiden Hinterbeinen ein ihrer Größe nach verhältnißmäßig sehr starkes Euter, welches mit 6 Zitzen versehen ist, aus welchen bei guter Melkzeit die Saturnusbewohner sehr leicht zehn bis zwanzig Eimer Milch, nach eurem Maße genommen, bekommen.

03] Diese Milch ist zwar nicht also süß, als die der großen Kuh, aber sie ist dafür desto wohlriechender, oder wie ihr zu sagen pflegt, substanziöser. Daher geschieht es auch häufig, daß die Gebirgsbewohner nicht selten ihre guten Milchprodukte in die Thäler und Ebenen bringen, um manche andere für sie unentbehrliche Sachen einzutauschen; denn in diesem Planeten giebt es durchaus keinen anderen, denn nur den Tauschhandel, und es kommt eben dieser Tauschhandel den Gebirgsbewohnern sehr gut zu Statten, daß eben diese Ziege in den Thälern und Ebenen durchaus nicht fortkommt, aber desto üppiger auf den Höhen, allda sie sich nicht selten ihr Futter unter dem Schnee mit ihren schaufelartigen nach vorwärts gebogenen Hörnern sucht. Denn solches müßt ihr wohl verstehen, daß auch in dem Planeten Saturnus also wie auf der Erde die höchsten Gebirgsspitzen, besonders zur Zeit des Ringschattens, mit Schnee und Eis bedeckt sind.

04] Dieses Thier ist an und für sich zwar etwas scheuer Natur; wenn es aber von dem Menschen gut behandelt wird, wird es also zahm und einheimisch, daß es ihnen beinahe überall gleich den treuen Hunden bei euch nachläuft; darum sie es auch zur Zeit, wann sie sich von ihrer Heimath begeben wollen, anbinden müssen an irgend einen Baum mittelst eines langen und starken Grasstrickes, damit es dadurch daheimgehalten wird. Bei den Saturnusbewohnern, namentlich bei demjenigen Theile derselben, welche die Gebirge bewohnen, giebt es sogar im Jahre ein Fest, welches sie zur Danksagung für dieses nützliche Thier dem großen Geiste darbringen.

05] Zu diesem Feste werden eine Menge der schönsten solcher Ziegen hinzugeführt, und zwar mit vollem Euter; allda auf der bestimmten Stelle werden sie erst in einen Kreis gestellt und sodann in die schönsten und reinsten Geschirre gemolken; ist diese Arbeit nach kurzer Zeitfrist verrichtet, sodann werden die Thiere zu einem allzeit in der Nähe befindlichen Regenbaum-Teiche geführt, und werden da gewisserart zur schuldigen Danksagung mit dem äußerst wohlschmeckenden und reinen Wasser getränkt; sodann aber werden sie freigelassen, damit sie sich weiden können an den allzeit sehr üppigen Grastriften, welche da um einen solchen Regenbaumteich liegen. Die Menschen aber gehen dann zu jener Stelle zurück, allda in den schönen Gefäßen die frisch gemolkene Milch ihrer harret.

06] Ein Jeder nimmt da sein Gefäß, und trägt dasselbe in einen zu diesem Feste schon eigens dazu errichteten Tempel, welcher gewöhnlich entweder aus den Strahlenbäumen oder, wenn der Spiegelbaum fortkommt, auch aus den Spiegelbäumen angepflanzt ist. Ich sage darum ‚angepflanzt', weil in diesem Planeten alle gottesdienstlichen Tempel aus den schönsten Bäumen bestehen, welche aber nicht etwa übereinander, wie bei euch, gezimmert sind, sondern lebendig aus dem Erdboden wachsen, nur werden sie nahe auf die Art, wie bei euch in den Gärten die sogenannten Spalieralleen, für's Erste ordnungsmäßig gesetzt, und dann künstlich und regelmäßig beschnitten; daß dann ein solcher vollkommen fertig ausgewachsener Tempel also wunderherrlich und schön aussieht, besonders zur Zeit, wann solche Bäume blühen, daß ihr euch davon auf der Erde unmöglich einen Begriff machen könnet. Ein solcher Tempel ist aber auch gewöhnlich so groß, daß ihr vom Eingange bis zum entgegengesetzten heiligen Ausgange nahe eine kleine Tagreise brauchen würdet, um diese Strecke durchzuwandern.

07] Wenn sonach die Menschen ihre mit Milch gefüllten Gefäße sammt und sämmtlich in einen solchen Tempel gebracht haben, so danken sie zuerst daselbst dem großen Geiste für die Gabe dieses nützlichen Hausthieres, und sodann auch für die von diesem Thiere genommene Milch. Nach dieser Handlung erhebt sich dann der Aelteste aus ihrer Mitte, und heißt die also andächtig Versammelten sich auf den Boden niederlegen und zwar mit dem Gesichte zur Erde gekehret.

08] Er aber blicket auf, und fleht den großen Geist an, daß Er es nun zulassen möchte, auf daß da über ihn käme ein Geist des Lichtes, und ihm kundgebe, was da wohlgefällig wäre dem großen Geiste, daß sie thun möchten in dem Heiligtume; und weil die Saturnusbewohner, vorzugsweise aber die Höhenbewohner im fast ununterbrochenen Verbande mit den Geistern ihres Himmels stehen, so geschieht es auch allzeit, daß nach einer solchen Bitte eines Aeltesten ein leuchtender Geist in menschlicher Gestalt zu ihm kommt, und ihm kundgiebt, wie sich das Volk zu betragen habe.

09] Ist solche Kundgebung geschehen, alsdann stehen die Menschen wieder auf und der Aelteste giebt ihnen kund, was er vernommen hatte. Nach einer solchen Predigt wird dem großen Geiste wieder ein Dank dargebracht. Ist auch dieses mit wirklich allzeit großer Andacht geschehen, so begeben sich dann die Menschen beiderlei Geschlechtes wieder zu ihren Milchgefäßen, tragen sie zum Aeltesten, damit er darüber spreche den Segen des großen Geistes; alldann gehen sie wieder in den Tempel mit ihren Gefäßen zurück, umarmen ihn dann, und einer ladet den andern zu seinem Milchgefäße ein, neben welchem Gefäße auch noch ein Jeder eine gehörige Menge anderer eßbarer Dinge gestellt hat. Nach solcher Einladung wird sodann in dem Tempel gespeist, und sich mit allerlei gegenseitigen Belehrungen unterhalten.

10] Ist bei dieser Gelegenheit den Tag hindurch fast alles vom Botzen bis zum Stengel aufgezehrt worden, so wird wieder dem großen Geiste ein Dank dargebracht, welchen die Saturnusbewohner nicht selten durch den Gesang der euch schon bekannten Vögel, wo dieselben zu haben sind, zu erhöhen suchen; aber nicht durch die Hauptsänger, sondern durch die euch schon bekannten Sänger der zweiten Art.

11] Nach dieser Danksagung geht dann wieder Alles aus dem Tempel; aber wohlgemerkt nie beim vordern heiligen Ausgange, sondern beim rückwärtigen, der da bestimmt ist für das Volk, während der heilige nur für den Aeltesten, und für die Geister des Lichtes bestimmt ist. Wenn die Menschen nun wieder außer dem Tempel sind, so rufen sie wieder ihre sich noch behaglich um den Regenbaumteich weidenden Ziegen, welche dann auch alsobald dem Rufe ihrer Herrn und Inhaber folgen.

12] Sehet, das ist das gemeinste Fest, was diese Saturnusmenschen begehen, was aber die Hauptfeste und den Hauptgottesdienst betrifft, das wird euch erst bei der Gelegenheit der Darstellung der Saturnusmenschen bekannt gegeben werden.

13] Wenn dann die Saturnusbewohner mit ihren Thieren nach Hause kommen, so werden sie wieder gemolken, und dann wieder freigelassen; denn für diese Thiere errichten die Saturnusbewohner durchaus keinen Stall, und eignet sich auch nie einer dieses oder dasjenige Thier vollkommen an; sondern wenn das Thier mit einem vollen Euter allzeit zur Wohnung des Menschen kommt, so wird es gemolken und sodann wieder freigelassen; es braucht sich auch da nie Einer für die Fütterung dieser Thiere zu sorgen, und braucht ihnen auch nie einen Wächter zu halten; denn für's Erste versorgen sich diese Thiere selbst, für's Zweite sind sie so zahm, gutmüthig und einheimisch, daß sie allzeit zur rechten Zeit zu den Wohnungen der Menschen kommen, und für's Dritte brauchen sie auch darum keinen Wächter und Wärter, weil es im Saturnus überhaupt, besonders auf den Bergen schon gar keine sogenannten reißenden Thiere giebt.

14] Was aber diese euch schon bekannt gegebenen, etwas feindselig gesinnten, wilden, unzahmen Thiere betrifft, so leben sie gewöhnlich nur in solchen Gegenden, die entweder von den von Menschen bewohnten großen Continentländern ganz entfernt und durch das Wasser isolirt sind, oder sie bewohnen auf den Continentländern nur jene Theile, welche von den Menschen entweder gar nicht, oder bei gewissen Gelegenheiten entweder bewohnet oder aber nur dann und wann aus Wißbegierde, Fürwitz und nicht selten auch aus einer Art Habsucht betreten werden. Auf den Höhen aber lebet, und das, wie ihr wißt, nur höchst selten ein wildes oder anderes unzahmes Thier, wie allein unser schon bekannter, scheuer, medicinischer Spitzfuß.

15] Aus diesem nun Gesagten könnet ihr gar leicht von selbst entnehmen, wie leicht es demnach ist einem Saturnusbewohner, dieses Thier zu halten, und wie nützlich es dem Menschen dieses Planeten ist. Und so hätten wir alles Denkwürdige dieses Thieres auch damit erfahren.

16] Es wird wohl nicht nothwendig sein, euch noch einmal zu sagen, warum dieses Thier die blaue Ziege heißt; denn wie der Name, so ist auch die Farbe des Thieres. Wohl aber könnt ihr euch noch hinzumerken, daß dieses Thier eine überaus feine und reichliche Wolle gleich euren Schafen giebt, aus welcher Wolle sich die Saturnusbewohner, namentlich der Berge, allerlei nützliche und für die kältere Schattenzeit warmhaltige Kleider verfertigen, nachdem sie zuvor die Wolle reinigen und in schöne gleichförmig dicke Fäden spinnen, und aus diesen Fäden dann auch mit ganz eigenthümlich geschickt bereiteten Werkzeugen allerlei geformte Zeuge weben.

17] Was geschieht denn aber mit dem Thiere, so es stirbt? - Da wird demselben das Fell abgezogen; das Fleisch aber wird in eine tiefe Grube versenkt, denn die Saturnusbewohner essen fast durchaus kein Fleisch.

18] Das ist nun Alles von diesem Thiere, und so wollen wir für ein nächstes Mal zu noch einem andern sehr beachtenswerthen Hausthiere übergehen.

01] Was ist unsere schon benannte »Blaue Ziege« für ein Tier? Sie ist besonders für den wenig bemittelten Teil der Menschen dieses Planeten ein überaus nützliches und unentbehrliches Tier; besonders bei den Bewohnern der Gebirge, auf denen unsere große Kuh nicht gut fortkommt, da dort zu wenig Futter für sie wächst, hauptsächlich aber viel zu wenig Wasser vorhanden ist, womit diese Kuh sich ihren großen Durst löschen könnte.

02] Wie sieht denn dieses Tier, die Blaue Ziege, aus? Etwa so wie irgendeine Ziege auf dieser Erde? O nein, das mitnichten! Wohl aber fast so wie ein Elentier, welches bei euch die nördlichsten Teile der Kontinente bewohnt; nur ist es natürlicherweise wohl ums Hundertfache größer, das heißt kubischen Maßes, als ein Elentier auf der Erde. Diese Blaue Ziege hat zwischen ihren beiden Hinterbeinen ein ihrer Größe nach verhältnismäßig sehr starkes Euter, welches mit sechs Zitzen versehen ist, aus welchen bei guter Melkzeit die Saturnbewohner sehr leicht zehn bis zwanzig Eimer Milch, nach eurem Maß, bekommen.

03] Diese Milch ist zwar nicht so süß wie die der großen Kuh aber sie ist dafür desto wohlriechender und, wie ihr zu sagen pflegt, gehaltvoller. Daher geschieht es auch häufig, daß die Gebirgsbewohner ihre guten Milchprodukte in die Täler und Ebenen bringen, um manche andere für sie unentbehrliche Sachen einzutauschen. Denn auf diesem Planeten gibt es durchaus keinen anderen als nur den Tauschhandel. Und es kommt zu eben diesem Tauschhandel den Gebirgsbewohnern sehr zustatten, daß diese Ziege in den Tälern und Ebenen nicht fortkommt, aber desto üppiger auf den Höhen, allda sie sich nicht selten ihr Futter unter dem Schnee mit ihren schaufelartigen, nach vorwärts gebogenen Hörnern sucht. Denn solches müßt ihr wohl verstehen, daß auch auf dem Planeten Saturn, ebenso wie auf der Erde, die höchsten Gebirgsspitzen, besonders zur Zeit des Ringschattens, mit Schnee und Eis bedeckt sind.

04] Dieses Tier ist an und für sich zwar etwas scheuer Natur; wenn es aber von dem Menschen gut behandelt wird, wird es so zahm und einheimisch, daß es ihnen beinahe überall gleich euren treuen Hunden nachläuft. Darum müssen die Saturnbewohner es auch zur Zeit, da sie sich von ihrer Heimat entfernen wollen, mittelst eines langen und starken Grasstrickes an irgendeinem Baume anbinden, damit es dadurch daheimgehalten wird. Bei den Saturnbewohnern, namentlich bei denjenigen, welche die Gebirge bewohnen, gibt es sogar im Jahr ein Fest, welches sie zur Danksagung für dieses nützliche Tier dem Großen Geiste darbringen.

05] Zu diesem Fest werden eine Menge der schönsten solcher Ziegen hinzugeführt, und zwar mit vollem Euter. Auf einer bestimmten Stelle werden sie in einen Kreis gestellt und sodann in die schönsten und reinsten Geschirre gemolken. Ist diese Arbeit nach kurzer Zeitfrist verrichtet, werden die Tiere zu einem allezeit in der Nähe befindlichen Regenbaum-Teich geführt und da gleichsam zur schuldigen Danksagung mit diesem äußerst wohlschmeckenden und reinen Wasser getränkt. Sodann werden sie freigelassen, damit sie sich weiden können an den sehr üppigen Grastriften, welche um einen solchen Regenbaumteich liegen. Die Menschen aber gehen zu jener Stelle zurück,wo in den schönen Gefäßen die frisch gemolkene Milch ihrer harrt.

06] Ein jeder nimmt sein Gefäß und trägt dasselbe in einen zu diesem Fest schon eigens errichteten Tempel, welcher gewöhnlich aus den Strahlenbäumen oder, wenn der Spiegelbaum fortkommt, auch aus den Spiegelbäumen angepflanzt ist. Ich sage darum »angepflanzt«, weil auf diesem Planeten alle gottesdienstlichen Tempel aus den schönsten Bäumen bestehen, welche aber nicht übereinander gezimmert sind wie bei euch, sondern lebendig aus dem Erdboden wachsen. Sie werden nahezu auf die Art wie bei euch in den Gärten die sogenannten Spalieralleen in bestimmter Ordnung gesetzt und dann künstlich und regelmäßig beschnitten. Ein solcher fertig ausgewachsener Tempel sieht so wunderherrlich aus, besonders zur Zeit, wenn die Bäume blühen, daß ihr euch davon auf der Erde unmöglich einen Begriff machen könnt. Er ist auch gewöhnlich so groß, daß ihr vom heiligen Eingang bis zum entgegengesetzten Ausgang bald eine kleine Tagreise brauchen würdet, um diese Strecke zu durchwandern.

07] Wenn die Menschen ihre mit Milch gefüllten Kürbisgefäße sämtlich in einen solchen Tempel gebracht haben, danken sie zuerst daselbst dem Großen Geiste für die Gabe dieses nützlichen Haustieres und sodann auch für die von diesem Tier genommene Milch. Nach dieser Handlung erhebt sich der Älteste aus ihrer Mitte und heißt die also andächtig Versammelten sich auf den Boden niederlegen, und zwar mit dem Gesicht zur Erde gekehrt.

08] Er aber blickt auf und fleht den Großen Geist an, daß Er es nun zulassen möge, daß über ihn käme ein Geist des Lichtes und ihm kundgebe, was da wohlgefällig wäre dem Großen Geiste, das sie tun möchten in dem Heiligtum. Und weil die Saturnbewohner, vorzugsweise aber die Höhenbewohner, im fast ununterbrochenen Verband mit den Geistern ihres Himmels stehen, so geschieht es auch allzeit, daß nach einer solchen Bitte eines Ältesten ein leuchtender Geist in menschlicher Gestalt zu ihm kommt und ihm kundgibt, wie sich das Volk zu betragen habe.

09] Ist solche Kundgebung geschehen, dann stehen die Menschen wieder auf und der Älteste gibt ihnen bekannt, was er vernommen hat. Nach einer solchen Predigt wird dem Großen Geiste wieder ein Dank dargebracht. Ist auch dieses mit wirklich allzeit großer Andacht geschehen, so begeben sich die Menschen beiderlei Geschlechts wieder zu ihren Milchgefäßen, tragen sie zum Ältesten, damit er darüber den Segen des Großen Geistes spreche. Alsdann gehen sie mit ihren Gefäßen zurück, umarmen sich und einer ladet den andern zu seinem Milchgefäß ein, neben welches ein jeder auch noch eine gehörige Menge anderer eßbarer Dinge gestellt hat. Nach solcher Einladung wird sodann in dem Tempel gespeist und mit allerlei gegenseitigen Belehrungen einander Gespräche geführt.

10] Ist bei dieser Gelegenheit den Tag hindurch fast alles vom Mitgebrachten fröhlich aufgezehrt worden, so wird wieder dem Großen Geiste ein Dank dargebracht, welchen die Saturnbewohner nicht selten durch den Gesang der euch schon bekannten Vögel (wo dieselben zu haben sind) zu erhöhen suchen aber nicht durch die Hauptsänger, sondern durch die euch schon bekannten Sänger der zweiten Art.

11] Nach dieser Danksagung geht dann wieder alles aus dem Tempel; aber wohlgemerkt, nie beim vordern heiligen Ausgang, sondern beim rückwärtigen, der für das Volk bestimmt ist, während der heilige nur für den Ältesten und für die Geister des Lichts bestimmt ist. Wenn die Menschen nun wieder außer dem Tempel sind, so rufen sie ihre noch behaglich um den Regenbaumteich weidenden Ziegen, welche dann auch alsbald dem Rufe ihrer Herrn und Inhaber folgen.

12] Sehet, das ist das einfachste Fest, das diese Saturnmenschen begehen! Was aber die Hauptfeste und den Hauptgottesdienst betrifft, das wird euch erst bei Gelegenheit der Darstellung der Saturnmenschen bekanntgegeben werden.

13] Wenn die Saturnbewohner mit ihren Ziegen nach Hause kommen, werden die Tiere wieder gemolken und dann freigelassen. Denn für diese Tiere errichten die Saturnbewohner keinen Stall. Und es eignet sich auch nie einer dieses oder jenes Tier Ziegen für dauernd an; sondern wenn das Tier mit einem vollen Euter zur Wohnung des Menschen kommt, wird es gemolken und sodann wieder freigelassen. Es muß sich auch da niemals einer für die Fütterung dieser Ziegen sorgen und braucht ihnen nie einen Wächter zu halten; denn die Tiere versorgen sich selbst und sind so zahm, gutmütig und anhänglich, daß sie immer zur rechten Zeit zu den Wohnungen der Menschen kommen. Und sie brauchen auch keinen Wächter und Wärter, weil es im Saturn, besonders auf den Bergen, überhaupt keine sogenannten reißenden Tiere gibt.

14] Was die euch schon bekanntgegebenen, etwas feindselig gesinnten wilden, unzahmen Tiere betrifft, so leben diese, wie ihr wißt, gewöhnlich nur in solchen Gegenden, die von den von Menschen bewohnten großen Kontinentländern ganz entfernt und durch das Wasser getrennt sind. Auf den Kontinentländern bewohnen sie nur jene Teile, welche von den Menschen entweder gar nicht oder nur bei gewissen Gelegenheiten, aus Wißbegierde, Fürwitz und nicht selten auch aus einer Art Habsucht betreten werden. Auf den Höhen aber lebt, wie ihr wißt, nur höchst selten ein anderes wildes oder unzahmes Tier als allein unser schon bekannter scheuer »Spitzfuß«.

15] Aus diesem nun Gesagten könnt ihr selbst entnehmen, wie leicht es einem Saturnbewohner ist, dieses Tier zu halten, und wie nützlich es dem Menschen dieses Planeten ist. Und so hätten wir auch alles Denkwürdige dieses Tieres damit erfahren.

16] Es wird wohl nicht notwendig sein, euch noch einmal zu sagen, warum dieses Tier die »Blaue Ziege« heißt. Denn wie der Name, so ist auch die Farbe des Tieres. Wohl aber könnt ihr euch noch hinzumerken, daß dieses Tier eine überaus feine und reichliche Wolle gleich euren Schafen gibt, aus welcher sich die Saturnbewohner, namentlich die der Berge, allerlei nützliche und für die kältere Schattenzeit warmhaltende Kleider verfertigen, indem sie zuvor die Wolle reinigen, in schöne, gleichförmig dicke Fäden spinnen und aus diesen dann mit ganz eigenartigen, geschickten Werkzeugen allerlei verschieden gemusterte Stoffe weben.

17] Was geschieht denn aber mit dem Tier, so es stirbt? Da wird demselben das Fell abgezogen. Das Fleisch aber wird in eine tiefe Grube versenkt, denn die Saturnbewohner essen fast überhaupt kein Fleisch.

18] Das ist nun alles von diesem Tier, und so wollen wir das nächste Mal noch zu einem andern, sehr beachtenswerten Haustier übergehen.

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