Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 291


01] Also geht es auch mit der geistigen Vervollkommnung im ewigen Leben, da nimmer ein Geist jene Stufe erreichen wird, auf der er sagen könnte: Jetzt hab ich alles! - Jeder selige Geist wird zwar stets alles haben, was er haben kann, vollkommen, aber dennoch dabei fortwährend auch einen ewigen Mangel, den er nie in aller Fülle wird ersättigen können. Es wird jeder vollkommene Geist Mir gleich sein wie ein Bruder dem andern, aber dennoch ewig nie Meine Fülle erreichen.

02a] Es kann zwar 'der Sohn' erreicht werden, denn es heißt: a »Ihr werdet noch Größeres tun denn Ich!« - Also kann auch 'der Vater' erreicht werden, denn es steht geschrieben: b »Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist«. Aber der Vater und Sohn als vollkommen ein Wesen haben in Sich 'den heiligen Geist', welcher ist Gott heilig, heilig, heilig und das eigentliche Gottleben im Vater wie im Sohne, die vollkommen eins sind und das Leben alles Lebens, das Licht alles Lichtes, die Kraft aller Kräfte, die Macht aller Mächte, die Liebe aller Liebe, die Weisheit aller Weisheit, die Tiefe aller Tiefen, die Größe aller Größen, die Einigkeit der Ewigkeit und die Unendlichkeit der Unendlichkeit in allen Dingen und Wesen der Unendlichkeit. - (a Johannes.14,12; Matthäus.28,19; b Matthäus.05,48)

02b] Daher kommt es auch, daß - a so jemand gegen den Sohn anstrebt, ihm auch verziehen wird, wer aber gegen den Geist anstrebt, dem wird nicht verziehen, weder zeitlich noch ewig. Denn es kann wohl Vater und Sohn erstrebt werden, aber ewig nie der unendlichste Geist des Vaters und des Sohnes, die da Eins sind, wie ein Mensch und seine Liebe oder sein Herz auch vollkommen eins sind und eins werden können mit Vater und Sohn, so diese in des Herzens Liebe aufgenommen worden sind. Doch der Geist ist unendlich in allen Dingen und somit ewig unerreich- und unerstrebbar! - (a Matthäus.12,31 f.; Markus.03,28 f.; Lukas.12,10)

03] Gleichwie aber ein Mensch, der vom Dache fiele, am Boden liegen bliebe und also wieder geheilt werden könnte, so er nicht zu derb gefallen wäre, oder wer in ein Wasser fiele, auch noch rettbar ist, so sein Fall bemerkt würde. Aber wer da fiele von der Erde in die Unendlichkeit hinaus, wer wohl könnte den retten? Oder so er fiele in ein Feuermeer, wer wird ihn schützen vor dem Verbrennen und gänzlichen Verzehrtwerden?! -

04] Darum betet und wacht, auf daß ihr nicht in Versuchung fallt; denn es ist schrecklich, in die Hand des Geistes Gottes zu gelangen durch die Aufblähung, Stolz und Hoffart! - Wer da fällt - der wird fallen in Ewigkeit; aber wer da steigt (in der Demut), der wird steigen ewiglich (in der Liebe und Weisheit) von Licht zu Licht! Amen!



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