Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 344


28] Und zu dem Behufe taugen dann auch die sich im materiellen oder Buchstabensinne widersprechenden Evangelien. Den reinen Geist enthalten sie dennoch, den ein jeder von Mir nur ein wenig Erleuchtete schon herausfinden kann.

29] Was aber die sogenannte gemeine Menschheit betrifft, die in ihrer blinden Einfalt den Kindern gleich auch einen messingnen Tantes für einen vollen Dukaten annimmt, so schadet ihr das nicht; denn ihr wißt ja, daß es in Meines Vaters Hause gar viele Wohnungen und Schulen gibt, in denen solche hier geistig verarmte Seelen zu einem rechten Lichte gelangen können und auch werden. Und darin liegt auch der Grund, warum Ich mit den sogenannten verstand, vernunft- und sinnlosen Statthalterschaften Gottes auf dieser Erde Geduld habe und trage. Aber es hat hier dennoch alles seine Zeit und Dauer. Was heute noch blüht und besteht, kann morgen schon verdorren und vergehen! - Das wäre die Antwort auf die erste Frage.

30] Die zweite Frage aber besteht darin: Wie konnte Ich, als die höchste Weisheit von Ewigkeit, darin mit Mir Selbst gewisserart einen Mich Selbst versuchenden Rat halten, auf welche Art und Weise alle in der Materie gebundenen Geister auf das zweckdienlichste in ihre Freiheit und Selbständigkeit übergehen könnten? -

31] Nun, diese Frage scheint freilich schwieriger zu beantworten zu sein, denn die erste. Allein Ich aber sage: Sollte denn Ich als das ewig höchst weiseste Wesen nicht auch zuweilen Mir das Vergnügen gönnen, bei gar großen und wichtigen Schöpfungsangelegenheiten mit Meiner inwendigen Liebe ein wenig zu beraten, wie dies oder jenes besser und zweckdienlicher wäre? Solche Beratung ist für Mich eine erhöhte Seligkeit, so wie auch für alle Mir ähnlichen höchst weisen Engelsgeister in der ganzen Unendlichkeit! - Dienet ein tieferes Nachdenken über einen hochwichtigen Gegenstand ja einem guten und weisen Menschen dieser Erde schon zu einem großen ihn beseligenden Vergnügen, warum sollte dann Ich - als der Urschöpfer aller zahllosen Gedanken und Wünsche in den Menschen und Engeln - des Vergnügens, göttlich zu denken, gänzlich entbehren?

32] Ich hätte auf der Erde alles auch so einrichten können, daß die Früchte, die da erst nach und nach reif werden, schon reif gleich dem Regen, Hagel und Schnee auf die Erde fielen gleichwie dereinst das Manna für die Israeliten in der Wüste, oder daß sie wenigstens auf den Bäumen und Gesträuchen von heute bis morgen reif werden. Ich aber meine, daß es eben auch nach Meinem Ratschlusse also alles am besten auf dieser Erde eingerichtet ist, wie es eben eingerichtet ist. Und die Menschen haben am Ende über einen blühenden Baum eine ebenso große Freude wie über einen schon mit reifer Frucht behangenen.



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